Du arbeitest gerne mit (kräftigen) Presets in Lightroom, bei manchen Fotos wirken sie aber etwas zu extrem? Oder andersherum könnten manche Presets oft doch etwas mehr Pepp haben? Dann kann es hilfreich sein die Deckraft bzw. Intensität von einem Preset anzupassen. Darüber hinaus kannst du auch verschiedene Presets einfach miteinander vermischen und so neue Farblooks erstellen.
Wie das funktioniert will ich dir in diesem Beitrag zeigen, in dem ich dir das “The Fader” Lightroom Plugin einfach und verständlich vorstelle. Beachte dafür, dass du die Adobe Lightroom Classic Version* benötigst, um Plugins installieren zu können.
Mittlerweile hat Adobe auch noch eine hauseigene Möglichkeit, um die Intensität von Presets bzw. deren Bildlook steuern zu können. Diese stelle ich am Ende ebenfalls vor.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Plugin herunterladen und installieren
Lightroom kann diese Funktion zur Anpassung der Intensität von Presets von Haus aus leider nicht bereit stellen. Und so leicht funktioniert das auch nicht, da es in diesem Sinne ja keinen Deckkraft-Regler wie bei einer Photoshop Ebene gibt.
Stattdessen muss der Bildlook gleichmäßig in jeder Lightroom Sektion zurückgenommen werden. Jeder veränderte Lightroom Regler muss im passenden Verhältnis prozentual zurück genommen werden. Dadurch scheint es so, als würde sich die “Deckkraft” des Presets verringern. Deshalb sollte man hier lieber von der Intensität eines Farblooks reden.
Und genau das kann Lightroom zumindest bei Presets nicht von Haus aus, weshalb du diese Funktion über ein kleines Hilfsprogramm nachrüstest: Einem Plugin.
Zunächst lädst du dir das Plugin kostenlos auf der Capture Monkey Website herunter. Nachdem du die Download-Datei entpackt hast, öffnest du in Lightroom unter Datei den Lightroom-Zusatzmodul-Manager. Durch einen Klick auf Hinzufügen unten links kannst du nun die eben heruntergeladene .lrplugin-Datei im Explorer suchen und hinzufügen. Wenn man die Premium Version erwirbt, kann man diese dann hier noch registrieren.
In diesem Fenster finden sich dann auch alle anderen Plugins, die du aktuell in deinem Lightroom installiert hast. Bei mir findet sich hier u.a. das Midi2LR Plugin, über das sich Lightroom per Midi Controller steuern lässt.
Jetzt kannst du das Fenster durch einen Klick auf Fertig unten rechts schließen. Die kostenlose Version des Plugins funktioniert in vollem Umfang, irgendwann verzögert sich der Plugin-Start jedoch um ein paar Sekunden. Bei gelegentlicher Nutzung kein Problem, wenn du das Plugin öfter benutzt, kann es die Nerven schonen wenn du den kleinen Betrag investierst.
2. The Fader Lightroom Plugin starten und Farblook Intensität regeln
Um nun die Deckkraft von Lightroom Presets zu regeln, startest du das Plugin über Datei -> Zusatzmoduloptionen -> The Fader. Dieses öffnet sich dann immer als zusätzliches kleines Fenster, wo man nun das gewünschte Preset aus einem Ordner auswählen kann.
Um das Ganze zu demonstrieren arbeite in den folgenden Beispielen mit Presets aus meinem ehemaligen MT Journal FM Preset Paket. Mittlerweile wurden diese Presets aber extrem weiterentwickelt und in meinem neueren THO Lightroom Preset Paket veröffentlicht. Am Ende dieses Beitrags zeige ich dir auch die Besonderheit von diesem Paket und wie hier Bildlooks auch ohne zusätzliche Plugins in der Intensität gesteuert werden können.
Nachdem du das Plugin-Fenster geöffnet und ein Preset ausgewählt hast, stellt sich der Deckkraftregler auf 100%. Nun kann man die Deckkraft / Intensität bei zu starken Farblooks zurücknehmen, oder bei zu schwachen Farblooks sogar noch verstärken.
Dabei fällt dann direkt auf, wie das Plugin z.B. direkt die Gradationskurve und andere Lightroom-Regler rechts verändert, um eine Art Deckkraft zu simulieren. Wie gesagt ist das die eigentliche Wirkungsweise vom The Fader Plugin: Alle Regler, die für einen Farblook verantwortlich sind im selben Verhältnis zueinander verstärken oder abschwächen.
Um das direkt noch einmal im Vergleich zu sehen, kannst du bei folgendem Regler z.B. 70% mit 130% Vergleichen. So kannst du dir das dann auch direkt in Lightroom mit dem Regler vorstellen:
Je nach Foto kann man sich so also zwischen verschiedenen Stufen entscheiden – was gerade eben besser passt. Auf diese Weise funktionieren Presets nun auch auf Fotos, wo sie vorher z.B. viel zu stark gewesen wären. Oder geben manchen Fotos etwas mehr Power.
3. Lightroom Presets miteinander mischen
Bis hierher habe ich den Farblook immer jeweils auf ein unbearbeitetes Raw Foto angewandt. Um nun verschiedene Presets miteinander zu vermischen wende ich zunächst wie gewohnt entweder direkt oder indirekt über das Fader Plugin ein Preset an. Danach öffne ich das Plugin erneut, um einen zweiten Farblook darüber zu legen.
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Für dieses Beispiel habe ich nun mein ehemaliges MT Journal FM04 Preset ganz normal auf das Foto angewandt, im zweiten Schritt öffne ich wieder The Fader und lege ein weiteres Preset darüber. In diesem Fall das FM05, welches etwas kühler ist. So kann ich dann ein “Zwischending” aus zwei Farblooks erschaffen und so z.B. einen warmen Farblook mit einem kalten mischen und dadurch etwas abkühlen. Oder dadurch kalte Hauttöne durch Vermischung mit einem wärmeren Preset etwas gesünder machen. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig.
In folgendem Slider noch einmal verdeutlicht: Vorher und nachdem auf den warmen FM04 zusätzlich das etwas kältere FM05 Preset mit 50% Deckkraft angewandt wurde:
Natürlich kann man nicht nur zwei, sondern auch mehrere Farblooks somit kombinieren.
Weitere Bearbeitung und Fazit: Arbeiten mit The Fader für Lightroom
Wenn du eine gute Mischung zweier Farblooks gefunden hast, kannst du diese dann auch wieder als neues Preset abspeichern. Oder den neuen Look über den Synchronisieren Button auf eine ganze Serie legen. Das habe ich auch im Beitrag über Lightroom Bildbearbeitung beschrieben. Wenn du einen Farblook erst einmal mit dem Plugin erstellt hast, lässt sich ansonsten wie gewohnt damit weiterarbeiten. Das Plugin Fenster kann also wieder geschlossen werden.
In dieser Hinsicht kann ich The Fader uneingeschränkt empfehlen – auch wenn es sich manchmal etwas seltsam verhält (wenn man z.B. eine negative Deckkraft wählt). Das mache ich aber im Normalfall nicht. Ansonsten macht es Spaß damit zu experimentieren und verschiedene Looks “zusammenzuwerfen”. So kann man dann auch “neue” Presets abspeichern, die einen bestehenden Farblook z.B. stärker anwenden oder zwei verschiedene Farblooks verbinden.
Je nach Preset mit der jeweiligen Gradationskurve und anderen Einstellungen können die Ergebnisse allerdings unterschiedlich gut ausfallen. Ich empfehle daher bevor du eine komplette Serie mit einem solchen Farblook bearbeitest, hier und da noch per Hand ein paar Kontroll-Anpassungen vorzunehmen.
Insgesamt hat man also im Nachhinein sehr viele Möglichkeiten, vorhandene Presets auf seine Fotos anzuwenden. Von Grund auf ist das Plugin kostenlos, erst wenn man es oft genug verwendet hat gibt es eine Beschränkung in Form von kurzen Wartezeiten beim Starten. Falls das Plugin gefällt und man damit zurecht kommt, ist der relativ günstige Preis aber gerne bezahlt.
Deckkraft / INtensität von Farblooks nativ in Lightroom über Profile regeln
Mittlerweile ist es möglich, die Stärke von Farblooks auch direkt in Lightroom zu steuern – und zwar ohne zusätzliche Plugins. Hier spreche ich allerdings gezielt von Farblooks und nicht von Presets. Denn eine Anpassung ist nur über die neue Profil-Sektion seit Lightroom 7.3 möglich.
Seit dieser Version wurden nicht nur alle Presets vom .lrtemplate- ins neue .xmp-Format umgewandelt. Auch die neuen Profile (nicht mit Presets verwechseln!) nutzen die Dateiendung .xmp.
Was ist der Unterschied? Presets speichern alle Regler-Stellungen ab und lassen diese anschließend mit nur einem Klick wieder abrufen. Nach Anwendung eines Presets sind diese Regler tatsächlich alle wieder so eingestellt und können nach Belieben verändert werden.
Profile dagegen kann man sich wie eine Art Filter vorstellen. Ein Farblook, der unabhängig von allen normalen Reglern über das Bild gelegt wird. Stattdessen erhält man nur einen Regler für die Deckkraft.
So kann man z.B. ein Preset noch mit einem zusätzlichen Profil vermischen und neue Farblooks erstellen. Oder aber einfach nur ein Profil anwenden und auf die passende Intensität regeln.
Das klingt alles zu gut um wahr zu sein? Ja, die Sache hat einen kleinen Haken. Und zwar sind Presets eben nicht Profile. Um ein Preset letztendlich in ein Profil umzuwandeln ist ein Umweg über Camera RAW nötig, da Lightroom selbst keine Profile erstellen kann. Daher ist diese Technik für spontanes Experimentieren nicht wirklich zu empfehlen.
Genau das habe ich für dich mit meinen neuen THO Lightroom Presets & Profilen bereits gemacht. Neben den grundlegenden und altbekannten Presets gibt es hier zwei Verwendungen von Profilen:
- Die Look-Profile sind nur sehr leichte Farblooks, die nach Belieben mit den normalen Presets kombiniert werden können.
- Dazu ist jedes Preset noch einmal als eigenständiges Profil enthalten, wodurch jeder Farblook auch in schwächerer Intensität verwendet werden kann.
Abschlussfazit
Daher meine Empfehlung: Wenn du gerade noch beim Experimentieren und in der Findungsphase deiner Farblooks / Presets bist, lohnt sich die Verwendung von The Fader nach wie vor. Wenn du bereits funktionierende Presets hast, lohnt es sich diese in Profile umzuwandeln. So kann die Deckkraft bei Bedarf auch ohne The Fader eingestellt werden.
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Hallo! Dieser Artikel ist genau das, was ich gesucht habe! Vielen Dank! Ich möchte auch anmerken, dass, obwohl Lichtroom kein kostenloses Programm ist, es viele freie Voreinstellungen gibt, die die Bildbearbeitung erheblich erleichtern.
Cooles Plug-In. Kannte ich noch nicht. Danke fürs Teilen!
Hi Baris!
Gerne – Danke für deinen Kommentar!
Gruß,
Markus