Wenn du gerne draußen in der Natur Porträts fotografierst, dann wahrscheinlich wegen all den organischen Formen und bunten Farben. Durch Blätter, Äste, Bäume, Pflanzen in der Kulisse entsteht auch automatisch viel Tiefe im Foto, da sich die Elemente meist auch in unterschiedlichen Schärfeebenen befinden. All das lässt sich auf Feld, Wald und Wiese kostenlos nutzen und sorgt für tolle Bilder. Zumindest im Sommer. Im Winter verschwinden die Blätter, alles wird einfarbig und die Fotoshootings sind durch die Kälte zeitlich sehr limitiert.
Wenn du nun im (Heim-)Studio auch etwas von den natürlichen Elementen erhalten möchtest, ist dieses Tutorial genau das richtige. Heute zeige ich dir, wie du Studiofotos mit Naturelementen fotografieren kannst. Dadurch verschmelzen beide Stile und lassen eine faszinierende Bildwirkung entstehen. Für das Gelingen sind ein paar einfache Zutaten nötig, die ich in diesem Beitrag vorstelle.
Die Gute Nachricht: Für die Umsetzung braucht man nicht extra ein teures Studio. Im Grunde kann man die Dinge mit etwas Platz auch zuhause nachbauen.
Inhaltsverzeichnis
Die Pflanzen Blätter befestigen
Das Offensichtliche zuerst: Für dieses Fotoshooting wurden Blätter angebracht. Man hat hier (wie bei allen Studioaufnahmen) die Möglichkeit, alles exakt nach eigener Vorstellung aufzubauen. Draußen richtet man sich z.B. danach, wie die Bäume und Pflanzen eben gewachsen sind und sucht geeignete Fotolocations. Im Studio baut man von Grund auf alles so auf, wie man es möchte. Sprich: Jedes Blatt wurde einzeln an die gewünschte Position gestellt.
Und Stellen kann man wirklich wörtlich nehmen. Was man auf den Bilder nämlich nicht sieht ist, dass die Stile der Blätter an verschiedenen Stativen außerhalb des Fotos befestigt wurden. Sehen witzig aus diese Metallpflanzen. Dafür müssen die Stative nicht die stabilsten sein – ich empfehle hier einfache Walimex Lampenstative* zusammen mit je einem dieser Klemmhalter mit Lichtstativbefestigung*. So wird es zum Kinderspiel, die Blätter zu befestigen.
Alternativ kann man natürlich auch probieren, komplette Pflanzen ins Bild zu Stellen oder ins Bild ragen zu lassen. Das kann aber unter Umständen schwieriger werden als die Befestigung an Stativen.
Tipp: Spiele bei der Positionierung mit der räumlichen Tiefe. So habe ich die Blätter in Vorder-, Mittel- & Hintergrund verteilt. Das sorgt dann für einen Unschärfe-Effekt und mehr Dimension im Bild.
Das letzte Blatt habe ich meinem Model Anita als Requisite in die Hand gedrückt.
Der passende Hintergrund
Für die Durchführung dieser Idee empfehle ich einen dunklen Hintergrund. Mit einem weißen Hintergrund wurde ich irgendwie zu sehr aus der Szene wieder herausgerissen – es sah irgendwie falsch und etwas gestellt aus. Der weiße Hintergrund implizierte mir zu sehr den klassischen Fotostudio Charakter für dieses Vorhaben.
Stattdessen habe ich mich für den schwarzen Papierhintergrund* entschieden. Mit diesem kann man den Hintergrund gerne auch komplett in Schwarz versinken lassen. Und somit eine dunkle Kulisse oder Nacht simulieren. Klar – wirklich logisch und realistisch wird es dadurch auch nicht. Aber es wirkt harmonischer als weiß.
Tipp: Wähle einen erhöhten Abstand vom Model zum Hintergrund, um diesen im Schwarz versinken zu lassen. Auch lohnt sich für diesen Effekt der Einsatz eines Abschatters, den ich hier mit Hilfe von schwarzem Bühnenmolton* selbst gebaut habe.
Das Effektlicht
Für dieses Setup habe ich den Godox SA-17 / SA-P Projektionsvorsatz verwendet. Für die erste Szene hatte ich eine einfache Schlitz Schablone verwendet, später dann noch eine, die eine Art Äste-Gestrüpp zeigt. Der Lichtstreifen wurde zunächst scharf fokussiert, um eine klare Linie zu zeigen. Die zweite Schablone wurde leicht unscharf gezeigt. So simuliere ich Licht, das durch die Baumkronen noch auf den Boden gelangt. Für diese Simulation sollte einfach ein organisches Licht-/Schattenmuster auf das Gesicht des Models treffen.
Tipp: In beiden Situationen wurde eine orangene Farbfolie* in den Projektor gelegt. Dadurch tritt das Licht sehr warm aus und simuliert einen Sonnenuntergang. Hauttöne wirken in diesem Licht immer sehr angenehm warm.
Hinweis: Ich starte alle meine Aufbauten im Fotostudio in einem komplett dunklem Raum. Dafür verhänge ich die Fenster mit Bühnenmolton.
Das Hauptlicht
Hat jemand Licht gesagt? Hier darf mein Godox Parabolschirm* natürlich nicht fehlen. Dieses hat das Model zusammen mit dem Wabengitter* von Links her aufgehellt. Dieses strahlte dabei in neutraler 5600K Temperatur des Dauerlichts. Im Vergleich zum Effektlicht mit der Farbfolie wirkt es daher kälter.
Das Wabengitter nutze ich, um das Licht gezielt auf die Person und weniger auf den Hintergrund zu lenken. Das ist besonders praktisch bei besagten Szenarien, in denen der Hintergrund einfach im Schwarz versinkt. Auch erhalte ich mit dem Grid etwas mehr Kontrast auf der Haut, was ich im großen Lichtformer Vergleich schon gezeigt habe.
Für beide Lichter nutze ich das Godox SL200II Dauerlicht*. Mit Dauerlicht ist es wesentlich einfacher solche Effektlichter zu platzieren. Und auch mit normalen Softboxen kann man die Lichtrichtung und Stärke bereits mit bloßem Auge beurteilen. Mit 200 Watt habe ich genug Spielraum und kann auch solche großen Softboxen samt Wabengitter noch bei moderatem ISO nutzen.
Der Trick ist es dann nur noch, ein passendes Verhältnis der beiden Lichter zu finden. So kann man bis ins Detail bestimmten, wie stark das Effektlicht in Augenschein tritt.
Ergebnisse vom 1. Fotoshooting
Wenn der Aufbau einmal steht, beginnt der Spaß beim Fotografieren. Für mich war dieses experimentelle Setup sehr faszinierend und auch die Endergebnisse haben mir gefallen:
Ergebnisse vom 2. Fotoshooting
Neben dem Fotoshooting mit Anita habe ich einen weiteren Anlauf mit Nathalie unternommen. Der Aufbau sah in diesem Fall ähnlich aus:
Auch hierzu noch ein paar Ergebnisse:
Schlusswort
Wie du siehst ist es möglich, zusammen mit Elementen aus der Natur spannende Setups im Studio zu fotografieren. Sonst hat man im Studio auch schon die Möglichkeit, das Licht bis ins letzte Detail in Position, Intensität und Charakteristik zu steuern. Warum dann nicht noch zusätzliche Elemente aus der Natur einplanen?
Ich finde es sehr spannend, das sonst eher nüchtern anmutende Studio-Porträt auf diese Weise noch etwas auszugestalten. Nach und nach entsteht eine stimmige Bildkomposition. So kann man im Vergleich zu Fotos vor der blanken Leinwand nicht nur noch interessante Formen ins Bild bringen, sondern auch mehr Bildtiefe durch Unschärfe der einzelnen Blätter je nach Entfernung zur Kamera erzeugen.
Ich hoffe dir hat dieser Beitrag gefallen und konnte motivieren, die Studiofotografie einmal öfter auszuprobieren.
Model: Anita Ferizi
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wow! wahnsinnig tolle bilder und ne spannende idee!