Vielleicht kennst du diverse Szenen in Filmen und Serien, in denen meist Indoor Locations einfach umwerfend aussehen. Hier fällt oft die grandiose Lichtstimmung auf, die das ganze schon fast surreal wirken lässt. Das Geheimnis ist hierbei allerdings nicht nur die Ausleuchtung an sich. In den allermeisten Szenen (ab heute wirst du immer darauf schauen, versprochen) liegt ein leichter Nebelschleier in der Luft. Vor allem dieser trägt dazu bei, dass die Kulisse und Lichter äußerst atmosphärisch wirken. Besonders beliebt ist dieser Effekt bei Locations, die alt oder glamourös wirken sollen.
Immer wenn ich solche Szenen sehe, würde ich am liebsten direkt dort los fotografieren. Die gute Nachricht: Indoor ist es relativ einfach und kostengünstig möglich, diesen Effekt direkt nach Hause oder ins Studio zu bringen. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie die Nebel Fotografie funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
1. Wieso eigentlich Nebel?
Licht ist dort, wo es vielleicht am schönsten wäre, überhaupt nicht sichtbar: In der Luft. Lediglich direkt bei der Lichtquelle sieht man es, und dort, wo es auf der Person oder die Kulisse trifft. Dazwischen ist es unsichtbar.
So zumindest in der normalen Luft. Wenn wir nun mit etwas Nebel nachhelfen, wird es auch auf der Strecke durch die Partikel sichtbar. Und genau das macht den Effekt aus, der so auch in der Veranstaltungsszene genutzt wird. Ohne Nebel wäre die Lichtshow der Live Band doch nur halb so schön.
Daher habe ich mir schon lange vorgenommen, diesen Effekt in Zukunft genauer in meinem neuen Studio unter die Lupe zu nehmen. Doch auch zuhause lässt sich der Effekt theoretisch nutzen.
2. Quellen für den Nebel / Rauch
Es gibt grundlegend verschiedene Quellen, um etwas Nebel in deine Fotos zu bekommen. Bei allen gibt es allerdings (je nach Einsatzort) verschiedene Dinge zu beachten:
- Indoor solltest du darauf achten, ob Rauchmelder in der Nähe sind
- Outdoor könnte der Rauch mit einem Feuer verwechselt werden – um Kosten für einen Einsatz zu vermeiden, sollte im Zweifelsfall Ordnungsamt / Feuerwehr informiert werden
- Überprüfe, ob der jeweilige Nebel / Rauch möglicherweise gesundheitsschädlich ist – es sollte bei möglichem Einatmen keine Gefahr bestehen
- Informiere dich, ob der Nebel möglicherweise Rückstände hinterlässt
- Vermeide Wind und Zugluft, so dass der Nebel möglichst lange vorhanden bleibt
All diese Gedanken bin ich über Jahre immer wieder durchgegangen – und konnte mich Outdoor nie wirklich damit anfreunden. Daher komme ich direkt zu meiner besten Empfehlung für Indoor Nebelfotos: der Nebelmaschine.
Hinweis: Ich schreibe aus meinen eigenen Erfahrung über den Gebrauch der folgenden Nebelquellen. Du handelst dennoch auf eigenes Risiko, wodurch ich keine Haftung für gesundheitliche oder finanzielle Schäden übernehme.
Eine günstige Nebelmaschine nutzen
Ich war wirklich erstaunt, wie günstig es mittlerweile solche kleinen Nebelmaschinen gibt. Bereits ab 40€ sind Modelle erhältlich, die für kleine Räume oder Studios vollkommen ausreichend sind. Ich würde für unseren Zweck darauf achten, dass die Maschine keine Lichter hat, die automatisch permanent leuchten (nur beim Nebelausstoß ist ok). Das Licht wollen wir ja selbst kreieren. Daher habe ich mich für ein Modell ohne Lichter entschieden, das ich dir gleich noch verlinke. Die kleine Maschine ist für mein 35qm Studio mehr als ausreichend.
Der Treibstoff dieser Nebelmaschinen ist neben Strom etwas Nebelfluid. Hier gibt es einen Kanister für um die 20€ – dieser wird aber für viele Fotoshootings reichen. Hier habe ich nur darauf geachtet, dass das Fluid nicht zu dick ist und möglicherweise Rückstände auf Möbeln hinterlässt. Auch war mir wichtig, ein Produkt aus Deutschland zu bestellen, das als nicht gesundheitsschädlich gekennzeichnet ist.
Vorteile der Nebelmaschine:
- Kontrolliert die richtige Menge an Nebel freisetzen
- Bereits nach kurzer Aufheizzeit einsetzbar
- Vor allem Indoor mehr als ausreichende Menge an Nebel
- Günstig in Anschaffung und Unterhalt
- Kein Schmutz nach Anwendung
- Gesundheitliche Risiken erachte ich als gering
- Riecht nach Disko ;-)
- Auch dezente Anwendung möglich, so dass Feuerwehr nicht immer informiert werden muss
- Rauch nahezu unendlich und preiswert reproduzierbar, daher kein Zeitdruck beim fotografieren
Nachteile der Nebelmaschine:
- Nur Indoor Gebrauch
- Verträgt sich hier nicht mit Rauchmeldern (welcher Rauch macht das schon…)
Rauchfackeln
Im Outdoor Bereich werden den meisten Rauchfackeln und Rauch Bengalos bereits bestens bekannt sein. Sie sind anders als die Nebelmaschine nur für Outdoor Anwendung geeignet, werden allerdings nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Cool für die Bildgestaltung ist allerdings, dass sie in verschiedensten Farben erhältlich sind.
Vorteile der Rauchfackel:
- Outdoor Einsatz möglich
- Geringes Packgewicht
- Kein Strombedarf
- Günstig in der Anschaffung
- Gestaltung mit Farben
Nachteile der Rauchfackel:
- Wegwerfartikel
- Rauchmenge kann nach Anzünden nicht mehr kontrolliert werden
- Feuerwehr / Behörde sollte über Fotoshooting informiert werden
- Oft nur kurze Brenndauer
- Indoor Einsatz nicht möglich
- Zeitdruck durch begrenzte Brenndauer
- Stinkt oft nach Chemie und wirkt dadurch nicht wirklich gesundheitsfördernd
Nebel aus der Dose
Kaum merkbar ging das Aerosol irgendwie an der deutschen Fotografie Community vorbei. Ich selbst war immer interessiert, allerdings hätte man es immer extra importieren müssen, da es irgendwie nie einen guten deutschen Shop dafür gab. Auch wenn das Produkt gelistet ist, ist es oft nicht mehr lieferbar. Dennoch gibt es ihn mittlerweile – den Nebel aus der Dose. Damit kann man einfach wie mit einem Raumspray in die Luft sprühen und so einen temporären Nebelschleier erzeugen.
Vorteile von Aerosol Haze:
- Geringes Packgewicht
- Outdoor und Indoor geeignet
- Kein Strombedarf
Nachteile von Aerosol Haze:
- Teuer und schlecht beschaffbar
- Begrenzter Nebel Inhalt
- Geringer Nebelausstoß pro Minute
Das waren soweit die Quellen von Nebel für die Fotografie. Selbstverständlich gibt es auch in der Natur, vor allem in den Morgenstunden die Chance, bei nebliger Witterung die Möglichkeit zu fotografieren. Da es allerdings nur schlecht plan- oder dosierbar ist, will ich hierauf nicht weiter eingehen.
Nun kennst du die Gründe, wieso ich nun vermehrt auf die Nebelmaschine setze, auch wenn diese leider nur Indoor effektiv arbeiten kann. Im Folgenden beziehe ich mich allerdings dennoch weiter direkt auf die Fotografie in Verbindung mit der Nebelmaschine.
3. Anwendung und der richtige Zeitpunkt
Auch wenn man sich mit der Nebelmaschine in der Regel auf den Indoor Einsatz beschränkt: Hier kann man sehr kontrolliert zu schönen Ergebnissen und Stimmungen kommen. Ziel ist es dabei eigentlich immer, das Licht etwas dramatischer wirken zu lassen und somit eine tolle Gesamtstimmung zu kreieren. Auch kann der Nebel dazu verwendet werden, dass man oft nicht einmal mehr wirklich sieht, dass das Foto im Studio aufgenommen wurde.
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Gestalterisch wird der Nebel eingesetzt, um Lichter dramatisch wirken zu lassen. Aber auch um Dinge bewusst auszublenden.
So machst du die Nebelmaschine startklar:
- Tank mit dem Nebelfluid befüllen (der Tank sollte niemals leer sein)
- Nebelmaschine anstecken und aufheizen lassen (3-5 Minuten)
- Meistens leuchtet bei Einsatzbereitschaft eine Signallampe
- Nebel per kabelgebundener oder kabelloser Fernbedienung ausstoßen
Ich empfehle hier niemals zu lange auf die Fernbedienung zu drücken, da sich der Nebel erst nach kurzer Wartezeit voll entfaltet. Dann ist der Raum bei zu viel Ausstoß schon fast zu neblig.
Auch solltest du die verschiedenen Texturen vom Nebel lesen und den richtigen Zeitpunkt abwarten. Wenn zu früh fotografiert wird, so besitzt der Nebel noch die Rauch-Struktur. Wenn wir zum Beispiel der Filmkulissen zurückkommen: Dort sieht man zwar den Nebel, aber niemals eine Rauchstruktur. Dadurch wirkt der Effekt nur sehr subtil und beschränkt sich auf die atmosphärische Wirkung von Lichtern.
Warte daher kurz, bis sich der Nebel beruhigt und die strömenden Rauchtexturen verschwinden. Dann sieht es nicht mehr nach Party oder Disko aus, sondern unterstreicht dezent dein Vorhaben. Erst dann ist es auch für die Kamera wieder leichter möglich, überhaupt zu fokussieren.
Doch warte nicht zu lange – sonst verflüchtigt sich der Nebel wieder. Es gilt also den optimalen Zeitpunkt zu finden. Ich habe mich immer daran orientiert, sobald die Kamera wieder ohne Pumpen auf das Gesicht fokussieren konnte. Wenn der Nebel zu gering wird, kann man einfach nochmals auf den Knopf drücken und wieder kurz ungefähr eine Minute warten.
Wichtig: Übertreibe es nicht mit der Dosierung – ein leichter Hauch kann bereits viel bewirken und für den Effekt sorgen, ohne dass das Foto komplett an Kontrast verliert. In meinen Beispielen aus diesem Beitrag habe ich oft etwas übertrieben, um den Effekt besser zu zeigen.
4. Das richtige Nebel Fotografie Licht-Setup
Der Nebel alleine bringt noch nicht viel. Was noch fehlt, ist Licht und der passende Hintergrund. Vor dunklem Hintergrund kommt der Nebel besser zur Geltung, als z.B. vor einem rein weißen Hintergrundkarton*. Ich nutze im Beispiel einen grauen handbemalten Stoffhintergrund*. Wer die Falten nicht mag, greift besser zum glatten schwarzen Hintergrundkarton*. Damit wäre Schritt eins erledigt, um den Nebel sichtbar zu machen.
Vergleiche hier nochmal den Lichteffekt vor hellem und dunklem Hintergrund:
Im zweiten Schritt nutzen wir das beste Licht für unser Vorhaben. Wenn du dir schon einmal eine Lichtquelle im Nebel angeschaut hast, fällt auf: Der Effekt ist am besten im Gegenlicht sichtbar. Daher habe ich mit entsprechenden Aufbauten mit Gegenlicht experimentiert. Auch seitlich ist es meist noch gut sichtbar. Wo der Effekt kaum auffällt ist, wenn man direkt mit der Lichtrichtung fotografiert.
In meinem Beispiel habe ich den alten Dia Projektor entsprechend positioniert. Ohne den Nebel sieht er nur halb so spektakulär aus. Besser wird es, wenn man in den Lichtkegel fotografiert, welcher durch den Dunst sehr gut zur Geltung kommt.
Wie bereits erwähnt ist der Nebel aus der Maschine immer erst einmal weiß. Das kann man allerdings durch farbige RGB LED Leuchten oder durch Einsatz von Farbfolien ändern. Dadurch nimmt der Nebel die gewünschte Farbe im Handumdrehen an. Ich selbst nutze hierfür oft mein Godox LC500R LED Lichtschwert*.
5. Zielführende Nachbearbeitung von Nebelbildern
Bereits beim Fotografieren fällt auf, dass die Kamera bei zu viel Nebel nur schwer einen Kontrast zum Fokussieren ausmachen kann. Und auch bei der Nachbearbeitung wird dir beim Betrachten der nackten RAW-Datei auffallen: Der Nebel mindert den Gesamtkontrast und liefert ein sehr flaues Bild.
Dass das Bild wieder knackig und kontrastreich wirkt, müssen wir für unseren Farblook also noch ein paar weitere Regler betätigen als sonst.
Meine Nachbearbeitung der Nebel Fotografie:
- Farblook mit Grundanpassungen anwenden
- Kontrast anpassen mit Tiefen- und Lichter-Reglern
- Kontrast anpassen mit Schwarz- und Weiß-Reglern
- Nebel hinzufügen oder abziehen mit Dunst-Entfernen-Regler
Alle drei Partien, also Tiefen & Lichter, Schwarz & Weiß, sowie Dunst Entfernen spielen in gewisser Art und Weise mit dem Kontrast. Daher gilt es hier, einen passenden Kompromiss zu finden. Das Bild sollte knackig genug wirken, aber auch nicht im Schwarzwert absaufen.
In diesem Beispiel siehst du das Vorher-Nachher, das ich mit meinen THO Moody Lightroom Presets bearbeitet habe. Mit diesen bearbeite ich alle meine Fotos innerhalb von Sekunden mit einem stimmungsvollen Farblook. Wenn dir der Bildlook gefällt, solltest du sie dir unbedingt einmal näher ansehen. Anschließend wurde wie beschrieben mit dem Kontrast experimentiert:
Vorher: Unbearbeitet – Nachher: THO 07 Preset mit Anpassungen
Fazit: Fotografieren mit Nebelmaschine
Ich wollte schon immer mit Nebel fotografieren – auch wenn ich es mir damals eigentlich immer Outdoor vorgestellt habe. Doch irgendwie hat mich dort keine Lösung zufrieden gestellt. Umso leichter ist es im Studio oder Homeshooting, kontrolliert mit etwas Nebel aus der Maschine zu fotografieren. Das Nebelfluid will in kleinen Räumen einfach nicht leer werden, was gefühlt endlose Möglichkeiten und auch keinen Zeitdruck entstehen lässt. Auf Knopfdruck kann man immer wieder neuen Nebel herauslassen und in Ruhe experimentieren.
Der Effekt ist dabei wirklich sehr dramatisch und macht was er soll: Eine tolle Atmosphäre. Auch wird oft der Fokus mehr auf die Person gelenkt, da die Umgebung bis zu einem gewissen Grad ausgeblendet wird. Achtet bei der Anschaffung nur auf ein gutes Fluid, das weder gesundheitliche Bedenken, noch nach Anwendung einen Film im Raum hinterlässt. Ansonsten muss man sich auch um Feuerwehr und Behörden deutlich weniger Gedanken machen (lediglich beim Lüften etwas aufpassen).
Unterm Strich bin ich sehr zufrieden kann die Anschaffung einer kleinen Nebelmaschine nur empfehlen.
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Hallo Markus,
Super Beitrag.
Man kann die Tipps eins zu eins für
Videos übertragen.
Finde es gut, dass du auch paar Produkte verlinkt hast. Das erspart die lange Online Sucherei 🙂
Liebe Grüße Micha
Hallo Markus!
ich freue mich sehr deinen Beitrag zu lesen und umzusetzen. Ich bin Anfänger und interessiere mich sehr mit Effekte Support wie Prisma und jetzt mit der Nebelmaschine. Habe die beiden einige zeit her bereits verwendet und werde noch davon viel lernen.
VG
Maria