Kalte oder verregnete Tage machen oft einen Strich durch das geplante Outdoor Porträt Fotoshooting. Gerade in Deutschland beginnt diese Zeit ab Oktober und man sieht sich nach Alternativen für schöne Porträtaufnahmen um. Daher ist das Indoor Portrait Fotoshooting sehr im Trend – eine sogenannte Homestory bzw. Homeshooting werden immer beliebter. Und zwar so beliebt, dass sie nicht nur bei schlechter Witterung zu einer super Alternative zu draußen werden.
Wie der Name vermuten lässt: Das Fotoshooting kann zu Hause, oder auch in anderen Wohnungen stattfinden. Hauptsache die Atmosphäre ist entspannt, warm und familiär – was sich auch auf den Bildern widerspiegelt.
Wenn du Lust hat, künftig öfter solche Shootings durchzuführen, habe ich in diesem Beitrag 7 Schritte mit nützlichen Tipps und Tricks zusammengetragen. So wird das Homeshooting garantiert gelingen!
Indoor Portraits & Homestories zu fotografieren sehe ich als Unterkategorie der allgemeinen Menschen Fotografie, über die du hier noch einmal alle Portrait Grundlagen im großen Leitfaden findest.
Inhaltsverzeichnis
1. Ein passendes Outfit für das Homeshooting finden
Für das Outfit gibt es eigentlich kaum “Regeln”. Je nachdem, in welcher Wohnung fotografiert wird kann es angepasst werden. Z.B. farblich oder an den Einrichtungsstil.
Ein wichtiger Gedanke kann jedoch sein:
Das ganze Shooting hat einen heimlichen Charakter, da sich in der Wohnung oft Elemente aus dem Alltag finden (Sofa, Bett, Küche, etc.). Wenn es die eigene Wohnung ist, bekommt der Betrachter später also immer irgendwo einen intimen Einblick in das Privatleben derjenigen Person.
Deshalb wird sich oft auch so gekleidet, wie man sonst zu Hause lebt: Gerne auch mal leichter bekleidet, oder aber auch in Jogginghose. Alles ist erlaubt und es kommt am Ende darauf an, für wen oder welchen Anlass die Fotos erstellt werden. Welche Stimmung soll vermittelt werden?
Generell empfehle ich hier aber keine Kleidung mit auffälligen Aufdrucken oder Farben. Diese lenken auch draußen meistens von der Person ab. Und in einer sonst harmonischen Wohnung reißen sie die Person irgendwie aus dem Kontext. Stattdessen empfehle ich für das Fotoshooting zu Hause Kleidung mit Natur im Stoff wie z.B. Stricksachen oder Spitze. Auch verschiedene Kleidungsschichten wie z.B. ein Schal oder eine darüber gezogene Weste können für mehr Tiefe sorgen. So kann sich das Licht an jeder Masche besser brechen und plastischer wirken.
2. Die richtige Location für Homestory Portraits
Eine Bude finden
Das Outfit hätten wir schon einmal. Jetzt kommen wir zur Location. Ich selbst wurde schon einmal von einer Familie angefragt, eine Art Reportage von Ihnen bei sich zuhause zu fotografieren. Dann ist die Location klar.
Will man ein TfP-Shooting durchführen, hat man mehrere Möglichkeiten:
- Ihr fotografiert zuhause beim Model
- Du hast eine schöne Wohnung
- Du buchst ein Tageslichtstudio mit entsprechender Einrichtung
- Du buchst eine Ferienwohnung / Hotelzimmer / etc.
Gerade der letzte Tipp bietet sehr viele Möglichkeiten. Nicht jeder hat eine fototaugliche Wohnung wie aus dem Katalog oder will diesen privaten Bereich der Öffentlichkeit präsentieren. Ein Tageslichtstudio mit entsprechender Einrichtung ist auch cool, allerdings fotografieren hier eben auch regelmäßig andere Fotografen. Die Individualität könnte verloren gehen, wenn nun alle Homeshooting Fotos hochladen, die zufällig alle im selben “Wohnzimmer” entstanden sind. Individueller wäre daher wohl doch die Ferienwohnung mit den großen Fenstern, wo noch niemand sonst fotografiert hat.
Deshalb ist es eine gute Möglichkeit, einfach über einen Anbieter für einen Tag eine Unterkunft zu buchen und dort zu shooten. Sofern es kein kommerzielles Shooting ist, dürfte das kein Problem sein. Wenn du die Fotos vom Ort nachher gewerblich nutzen willst, würde ich noch eine Genehmigung einholen.
Die besten Spots finden
Ist eine Wohnung gefunden, geht es daran eine passende Ecke zu finden. Hier hat man viele Möglichkeiten. Da ich aber wie sonst auch immer Available Light Portraits fotografieren möchte, orientiere ich mich in erster Linie am Licht. Darauf kommen wir aber später noch.
Beim Ort an sich musst du eine Kulisse finden, bei der der Hintergrund im Einklang mit dem Rest steht. Es geht also bei der Ortswahl schon um die Bildgestaltung, zu der ich ebenfalls später noch komme.
Generell solltest du soweit erst einmal anfangen, das Model mit der Kulisse interagieren zu lassen und harmonisch “einzufügen”.
Hier ein paar Beispiele:
- Setze das Model auf das Sofa / Bett / Stuhl
- Lass das Model gegen bestimmte Wände / Kühlschrank / Fenster lehnen
- Positioniere das Model auf dem Fußboden
Entscheide dich bewusst für einen Raum und lass in diesen das Model einfließen. Natürlich kann das Model auch über Requisiten mit dem Ort verbinden, die sich dort finden lassen.
Tipp: Fensterscheiben bieten auch eine Möglichkeit für interessante Effekte. Platziere dein Model einfach dahinter und fotografiere durch das Glas mit allen Reflexionen.
3. Ausrüstung für Indoor Portrait Fotografie
Ähnlich wie bei meinem Beitrag über gelungene Street Portrait Fotografie will ich mich auf Available Light beschränken. Blitze fallen also auch hier raus. Oft wird so die Stimmung etwas natürlicher, allerdings ist man dann auch an Zeiten gebunden, an denen genug Licht vorhanden ist.
Im Gegensatz zu Outdoor Porträts haben wir Indoor oft ein Platzproblem. Deshalb würde ich das Objektiv bis maximal 50mm Festbrennweite wählen. Konkret empfehle ich ein 24mm, 35mm oder eben maximal 50mm Objektiv als Festbrennweite.
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Festbrennweiten sind hier lichtstärker, was man in vielen Wohnungen auch brauchen kann. Durch eine hohe Offenblende wie z.B. F1.4 musst du nicht gleich den ISO-Wert hochschrauben.
Neben dem Objektiv brauchst du nur noch das Kameragehäuse und einen Reflektor.
Eine umfangreiche Equipment-Kaufberatung findest du hier:
Tipps und Ideen für weitere Gadgets:
- Ein Glas-Prisma kann für interessante Effekte vor der Kamera sorgen.
- Denke an Requisiten, die das Model in die Hand nehmen kann. Sieh dich in der Wohnung um – oft lässt sich hier z.B. eine Tasse oder Blumenstrauß finden. Sei kreativ und binde die Personen durch solche Gegenstände noch mehr ins Geschehen ein
4. Das beste Licht für das Fotoshooting zu Hause finden und nutzen
Das wichtigste zuerst, sofern es draußen hell ist und etwas Licht in die Wohnung fällt:
Mach das Licht aus!
Das ist ein essentieller Tipp für Indoor Portraits. Du wirst dir vielleicht denken, dass es doch so innen dunkler wird. Das stimmt auch. Die Lichtquantität nimmt ab – die Lichtqualität gewinnt aber drastisch!
Das Kunstlicht der Lampen ist in der Regel sehr warm. Dazu im Vergleich das Tageslicht an den Fenstern sehr kalt. Es entsteht also Mischlicht. Da wir den Weißabgleich der Kamera nur auf eine Lichttemperatur einstellen können, sollte also die zweite Lichtquelle eliminiert werden.
Nun kannst du ungestört auf die Suche nach dem Tageslicht gehen. Analysiere zunächst: Fällt es an den Fenstern direkt hart ein oder füllt es den Raum weich mit Licht?
Wie auch in meiner Available Light Fibel beschrieben, ist der Umgang mit hartem Licht schwieriger. Im Buch erkläre ich dir aber im Detail alle Lichtarten und wie du damit umgehst.
Mit hartem Licht würde ich nur arbeiten, wenn dadurch spannende Licht- und Schattenspiele entstehen. Ansonsten empfehle ich weiches Licht zu suchen und zu verwenden.
Bei bewölktem Himmel kommt dieses immer gerichtet vom Fenster herein. Am Fenster ist oft wirklich die einfachste und effektivste Möglichkeit mit gerichtetem Licht zu fotografieren.
Von wo aus solltest nun aber du fotografieren? Eine simple Möglichkeit ist es, wenn du mit dem Licht fotografierst. Das Model blickt dabei in Richtung des Fensters und wird gleichmäßig ausgeleuchtet.
Natürlich kannst du auch wie im Beispielbild probieren das Licht seitlich einfallen zu lassen und dadurch mehr Tiefe zu erhalten. Seitliches Licht modelliert Formen besser.
Tipp: Oft macht es mit dem Reflektor Sinn, das Gesicht des Models von unten aufzuhellen. Nötig ist das aber nicht immer. Falls es kein weiches Licht geben sollte kannst du mit der halbtransparenten, weißen Reflektorseite auch Schatten und damit weiches Licht für dein Model erzeugen.
Das ist nur ein Beispiel von vielen für den Umgang mit Licht – natürlich kann man sich z.B. auch noch an Gegenlicht herantasten.
5. Bildkomposition für Homestories
Nach der Orts- und Lichtwahl hast du nun die Aufgabe, durch Ausrichten der Kamera und eigener Bewegung im Raum einen harmonischen Ausschnitt der Realität zu finden.
Fange am besten damit an zu entscheiden, ob dein Model zentriert oder auf dem Goldenen Schnitt im Foto platziert wird. Anschließend analysierst du die Elemente im Hintergrund.
Stört etwas im Hintergrund oder schneidet den Kopf des Models?
Alle Elemente im Hintergrund erscheinen auf dem fertigen Foto zu Formen und können das Model negativ beeinflussen. Vermeide solche Gegebenheiten.
Wie du das genau machst erfährst du in meinem umfangreichen Beitrag für gelungene Bildgestaltungen.
Tipps und Ideen:
- Für ein Bild mit mehr Tiefe empfiehlt sich auch das Foto in Ebenen aufzubauen. Dafür musst du mit großer Tiefenunschärfe fotografieren. Auf diese Weise lassen sich Objekte unscharf in den Vorder- und Hintergrund einbauen. Wie das geht erfährst du in diesem Beitrag über erhöhte Tiefenunschärfe.
- Blende ablenkende oder unordentliche Bereiche der Wohnung einfach ebenfalls durch einen unscharfen Hintergrund (kleiner Blendenwert!) aus.
- Nutze Raster wie Drittelregel oder Goldenen Schnitt für eine harmonische Aufteilung.
- Gestalte mit der Helligkeit im Raum. Achte darauf, dass das Model und vor allem das Gesicht die hellste Stelle bildet – so wird man später zuerst hier hin blicken.
- Achte auf die Abstände zum Bildrand und wo dieser das Model schneidet. Vermeide zu enge Abstände und ungünstige Schnitte durch Gelenke
6. Das richtige Posing
Einen kleinen Tipp habe ich oben schon losgeworden: Lass das Model gerne mit der Umgebung interagieren. Posen können also z.B. von Möbelstücken aus aufgebaut werden.
Egal ob sitzend, liegend, oder stehend – auch hier kann es nützlich sein, das Model nicht starr posen zu lassen. Schaffe stattdessen einen Rahmen, in dem sich das Model selbstständig bewegen soll.
Hier gibt es mehr Tipps für bessere und ungestellte Posen.
Gerade bei Pärchen Fotos ist es total wichtig, sich nicht auf starre Posen zu verlassen. Stattdessen lässt du die Personen selbstständig agieren und fängst die Momente als Beobachter ein.
Wie bereits angedeutet können auch Requisiten eine Geschichte erzählen. Das sind einfache Gegenstände, die ihr in der Wohnung findet. Gleichzeitig haben die Personen etwas “mit den Händen zu tun”, so dass diese nicht mehr ganz so ratlos dastehen.
7. Nachbearbeitung
Für die Nachbearbeitung benutze ich meistens nur Lightroom, wodurch ich eine Menge Zeit spare. Hier kann ich einen Farblook leicht über eine ganze Serie legen. Und auch kleine Retuschen gehen einfach von der Hand.
In den Farblooks lege ich großen Wert auf den Hautton, der trotz den vielen Farbverzerrungen nicht unnatürlich wirken sollte. Stattdessen immer kräftig und gesund. Dafür solltest du dir die HSL-Einstellungen in Lightroom näher ansehen.
Der komplette Farblook würde den Rahmen von diesem Beitrag jedoch sprengen. Für stimmungsvolle Bildlooks will ich dir daher mein erprobtes THO Moody Lightroom Preset Paket empfehlen.
Fazit
Homestory Portrait Shootings sind vielseitig und können deinem Portfolio etwas Abwechslung bieten. Wie immer musst du es schaffen, alle oben angesprochenen “Bestandteile” in Einklang zu bringen.
Insgesamt ist es aber machbar und man kann Indoor unter relativ kontrollierbaren Bedingungen experimentieren. Doch auch hier solltest du probieren tagsüber zu fotografieren, um ein homogenes Fensterlicht von außen nutzen zu können.
Wird es zu dunkel draußen und du musst künstliches Licht hinzunehmen, kann es auch besser sein das Tageslicht von außen komplett abzuschotten. So existiert wieder nur eine Lichtquelle und du vermeidest Mischlicht.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg bei deinem nächsten Homestory Portrait Fotoshooting!
Models: Charlotte Fuchs & Michelle Schumann
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Hallo lieber Markus,
Vielen Dank für deinen tollen Blog, ich finde diesen immer total klasse und vorallem sehr hilfreich.
Du baust die Themen immer super aufeinander auf, gut verständlich, anschaulich und super erklärt! Da bekommt man selbst direkt Lust die Kamera in die Hnad zu nehmen und alles auszuprobieren. Hierbei konnte ich mir schön öfters Hilfestellungen und Gedankenanstöße holen , um meine Vorstellungen dann am Ende bei meinen Shootings besser umzusetzen.
Ich kann jedem zudem die Availible Light Fibel vom Markus sehr ans Herz legen ( hier wurde viel Zeit, Erfahrungen sowie Herzblut verwendet um Einsteigern wertvolle Tipps an die Hand zu geben und nein ich werde nicht bezahlt für diesen Beitrag), da dieser gerade zu Beginn der Portraitfotografie sehr hilfreich ist und einen viel Bewusster an die Thematik heranführt ( auf was sollte ich veilleicht Achten? Licht, Pose, Hintergrund, Struktur, tiefenschärfe, ganz wichtig das Licht, gestlelltes Posing, bewusst ungestelltes Posing, und und und), wie gesagt ein super Buch und gleichzeitig eine Möglichkeit den lieben Markus etwas zu unterstützen, damit solche Blogs erhalten bleiben! Ich denke jeder der selbst Fotografiert weiß was das Equipment kostet und würde sich auch über einbe kleine Unsterstützung freuen. Daher geht bitte bitte weg von dem Motto, geiz ist geil. In diesem Sinne mach bitte so toll weiter, mich hast du als Fan schon lange gewonnen und ich freue mich immer wieder über neue Themen und Tipps. Falls du Lust hast, guck gerne auf meinem Instaprofil (s.r.b._photography) vorbei und lass einen Tipp da, was du ggfls. anders gemacht hättest, ich lerne immer gerne dazu.
Alles Gute für dich, bleib gesund und mach bitte weiter so!!!
Viele Grüße
Sherab
Hallo Sherab,
wow! Vielen Dank für das Feedback und die netten Worte. Auch solche Kommentare motivieren mich sehr, mit dem allen weiterzumachen :-)
Viele Grüße,
Markus