Bildkomposition verstehen: 23 Tricks für stimmige Fotos


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Aktualisiert am 03.02.2023

Bildkomposition verstehen: 23 Tricks für stimmige Fotos

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Du bist an der Fotoshooting Location angekommen. Das Licht meint es heute gut und die Kamera ist schussbereit. Doch halt! Eine wichtige Zutat fehlt noch, bevor du nun gleich den Auslöser drückst. Diese wird maßgeblich darüber entscheiden, ob das Foto gleich zum Hingucker wird oder aber ohne Aufmerksamkeit im Festplatten Nirvana verkümmert. Die Rede ist von der Fotografie Bildkomposition.

Keine Sorge: Für harmonische Fotos brauchst du kein »angeborenes Supertalent«. Tatsächlich kannst du die Grundlagen und Regeln der Fotografie sogar ziemlich schnell erlernen. Durch stetige Wiederholung musst du irgendwann nicht einmal mehr darüber nachdenken. Die Bildkomposition ist neben vielen anderen Fotografie Tipps ein wichtiger Faktor für gelungene Bilder.

Was macht einen gelungene Bildkomposition aus? Wann wirkt ein Bild harmonisch? | Kapstadt

Bedeutung der Fotografie Bildkomposition

Formal beschreibt die Komposition in der Kunst die Beziehung zwischen den einzelnen Gestaltungselementen (Wiki). Also wie verschiedene Dinge im Motiv zueinander stehen bzw. im Bild positioniert sind.

Einfacher gesagt: Die Bildkomposition legt fest, was an welcher Stelle im Foto zu sehen ist. Ziel ist es, allen gestalterischen Elementen ihren Platz zuzuweisen. Dazu zählt sowohl das Model bzw. Hauptmotiv, als auch alle Elemente um dieses herum. Alles sollte im Bild bewusst angeordnet werden, um das Foto harmonisch in Einklang zu bringen.

Eine gute Bildgestaltung führt das Auge später durch das Bild und stellt das Model bzw. Hauptmotiv in den Fokus.

Ein ebenso wichtiger Teil ist es dafür genau zu bestimmen, wo die Bildränder verlaufen. Was zeigst du im Bild und wo schneidet der Bildrand das Motiv?

Im ersten Moment klingt das nach einer schwierigen Aufgabe. Doch keine Sorge. Wenn du die folgenden Tricks befolgst, wird man denken, dass du noch nie etwas anderes im Leben gemacht hast außer dich mit Bildkomposition zu beschäftigen.

1. Erkenne Formen und Linien

Im Prinzip haben Fotografie, Grafikdesign und Malerei einiges gemeinsam: Du ordnest Elemente bzw. Formen so an, dass es am Ende gut aussieht. Nur dass du in der Fotografie kein Blatt Papier oder eine Leinwand hast. Und auch nicht direkt mit (Vektor-)Formen gestaltest.

Stattdessen ist deine Leinwand im ersten Moment das Rechteck des Suchers. Der Ausschnitt der Realität. Und innerhalb von diesem musst du eine harmonische Gestaltung erschaffen. Doch die Formen für die Gestaltung musst du erst einmal in der realen Umgebung erkennen.

In unserer Umgebung gibt es überall Formen: Kreise, Quadrate, Rechtecke, Linien, Muster etc. Oft fallen diese Dinge auch erst auf, wenn man sie bereits einmal fotografiert hat. Mach also einfach ein paar Testfotos und probiere diese Formen zu erkennen. Diese Fähigkeit ist eng damit verknüpft, deinen fotografischen Blick auszuprägen.

Übung: Ziehe in den Beispielen einfach am Regler um zu erkennen, welche Formen sich im Bild finden lassen:

Eigentlich ist es gar nicht so schwer, oder? Schärfe deinen Blick und beginne damit, in allen realen Objekten Linien, Rechtecke und Kreise zu erkennen. Dann hast du schon einmal die halbe Miete.

2. Nutze führende Linien

Zugegeben: Nicht jede Form die du gerade eben erkannt hast, ist zwingend wichtig. Manche Elemente sind prägnanter, manche weniger. Ein besonderes Augenmerk solltest du daher vor allem auf Linien legen. Manche sind so wichtig, dass sie sich durch das komplette Foto ziehen und daher eine super Ausgangslage für die Fotografie Komposition bieten.

Frage dich:

Welche Linie ist die prägnanteste im Foto?

Genau diese Linie solltest du in der Komposition einen besonderen Stellenwert geben. Sie wird das Auge später durch das Bild führen. Daher nennt man solche Linien auch »Führende Linien«.

3. Nutze Diagonalen und Dreiecke

Welche Linien könnten für mehr Dynamik sorgen, als die, die diagonal durch das Foto verlaufen? Aus den Schnittpunkten mit anderen Elementen lassen sich so oft auch Dreiecke erahnen.

Diese Linien sind ein echter Klassiker und entstehen meistens direkt in Verbindung mit einem Fluchtpunkt. Meiner Meinung nach einer der besten Möglichkeiten, um schnell viel Tiefe ins Bild zu bringen.

In folgendem Beispiel siehst du, wie du selbst diagonale Linien erschaffen kannst. Bei der frontalen Aufnahme erschienen diese noch als starre parallele Linien. Nach einer Korrektur der Aufnahmeposition werden diese zu perspektivischen Linien – was für wesentlich mehr Räumlichkeit in der Bild Komposition sorgt:

Soweit, so gut.

Du hast nun analysiert, welche Formen und Linien sich überhaupt im Foto verstecken. Das war aber nur die Vorarbeit. Im nächsten Schritt musst du all diese Elemente und Formen irgendwie harmonisch anordnen.

Doch keine Sorge, das musst du dir nicht selbst ausdenken. Denn dafür gibt es einige Gestaltungsraster, die sich als besonders harmonisch erwiesen haben. Ihren Ursprung finden sie oft sogar in mathematischen Phänomenen. Du musst nun nichts weiter machen, als die wichtigsten Elemente im Bild auf diesen Linien oder deren Knotenpunkte zu legen.

4. Nutze die Drittel Regel

Bei der Drittelregel wird das Bild je durch zwei horizontale und vertikale Linien aufgeteilt. Jetzt musst du nichts weiter machen, als auf eben diesen Linien oder deren Knotenpunkten das Hauptmotiv oder andere markante Bildelemente zu positionieren.

Tipp: Vor allem spiegellose Systemkameras bieten in der Regel die Möglichkeit, direkt beim Fotografieren ein Drittelraster im Sucher einzublenden. Bei Spiegelreflexkameras funktioniert das nur im Liveview.

Bei der Nachbearbeitung findest du das Drittelraster ebenfalls als Lightroom-Overlay beim Zuschneiden. Allgemein entscheidest du dich im Optimalfall direkt beim Fotografieren für ein Gestaltungsraster und optimierst sie später in Lightroom noch etwas.

Bei diesen Fotos wurde nach der Drittelregel gearbeitet:

Drittelregel als Fotografie Bildgestaltung
Drittelregel Foto

5. Nutze den Goldenen Schnitt für Portraits

Du hast das Wort Goldener Schnitt schon 500 mal gehört? Gut so – denn es ist wirklich mit die beste und gleichzeitig einfachste Möglichkeit zur Bildgestaltung. Sie basiert ähnlich wie die Drittelregel auf 2 Linien, die jeweils horizontal und vertikal durch Bild laufen. Doch dieses mal sind keine gleichmäßigen Drittel.

Auch hier platzierst du wichtige Bildelemente auf den Linien oder deren Knotenpunkten.

Ich will jetzt nicht mit mathematischen Herangehensweisen nerven, worüber man den Ursprung herleiten kann. Gesagt sei nur, dass sie direkt mit der Fibonacci Spirale (in Lightroom auch “Goldene Spirale”) zusammenhängt. Das Foto wird dabei grob gesagt im Verhältnis bei 62% und 38% jeweils mit einer Linie markiert.

Gerade bei Portrait-Fotografie lässt ich der Goldene Schnitt sehr gut anwenden. Es entstehen immer sehr ausbalancierte Bildkompositionen.

Diese Fotos wurden nach dem Goldenen Schnitt fotografiert:

6. Nutze die Zentralperspektive

Auch die Zentralperspektive überzeugt in vielen Situationen mit ihrer symmetrischen Bildwirkung. Es ist eine sehr einfache Form der Bildgestaltung, die gerade dadurch gut wirkt. Umso wichtiger wird dadurch auch der Winkel, in dem du fotografierst (leicht von unten, extrem von oben, etc.).

Im Grunde machst du für die Zentralperspektive genau das, was du ursprünglich vermeiden wolltest: Das Model genau in die Mitte stellen und auszulösen. Doch ganz so simpel ist es oft auch nicht.

Denn du solltest die Person horizontal in der der Mitte positionieren. Vertikal musst du hingegen selbst die richtige Höhe finden. Hier kannst du dich auch an der Höhe der Drittel Regel oder dem Goldenen Schnitt orientieren.

Beispiele für Bildkomposition in Zentralperspektive:

7. Setze Farben gezielt ein

Farben erzeugen Emotionen und sollten daher bei der Bildkomposition zwingend beachtet werden. Hier kannst du entweder Farbkontraste erzeugen oder aber alle Töne harmonieren lassen.

Dafür kannst du dich einfach am Farbkreis orientieren. Gegenüberliegende Farben bieten hier einen starken Farbkontrast. Farben die in der selben Richtung liegen, gehören direkt zusammen und können harmonieren. Du musst dafür nach und nach ein Gespür ausprägen.

Wie du mit Kunstlicht solche Farbkontraste erzeugst und wie sie wirken erfährst du in meinem Ratgeber zur RGB-Licht und Farbfolien Fotografie.

Beachte dennoch, dass die Farbgestaltung des Fotos bereits mit der Planung des Fotoshootings beginnt. Denn du musst schon vorher wissen, an welchem Ort du zu welcher Jahres- oder Tageszeit welche Farben vorfinden wirst. Beispielsweise könnten an einem Ort bestimmte Pflanzen gerade blühen. Oder du siehst in einer weiß verschneiten Landschaft einen Farbakzent in der Ferne.

Für Porträts musst du darüber hinaus mit dem Model absprechen, welche Farbe die Kleidung haben soll. So kannst du aktiv mit Farben gestalten.

8. Erkenne Kontraste vor Ort

Alle reden bei der Fotografie immer nur von »gutem Licht«. Doch ohne Schatten wäre das Foto öde. Gerade die dunkle Seite der Macht kann dein Foto mit interessanten Formen anreichern. Du musst sie nur noch entdecken und einsetzen.

Um Kontraste einfacher zu erkennen kann es sich lohnen, dass du die Kamera auf Schwarz-Weiß stellst. Dann kannst du solche Phänomene leichter entdecken:

  • Schatten von Pflanzen oder Gebäuden
  • Interessante Lichtstimmungen
  • Silhouetten im Sonnenuntergang

9. Hoch- oder Querformat?

Ja ich weiß, jeder hat so seine Vorlieben was Hoch- oder Querformat angeht. Manche Leute definieren ihren Stil sogar darüber, ob hoch oder quer fotografiert wird. Ich würde dir raten, einfach pro Motiv beides auszuprobieren.

Deine Bildbearbeitung ist laaangsam? Übernimm meine besten Lightroom Techniken und beschleunige deinen Workflow extrem.

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Neben der Bildgestaltung lohnt es sich auch, die spätere Verwendung zu berücksichtigen. Unser Computer Bildschirm ist breit, unser Smartphone hoch. Für ein Magazin Cover bietet sich auch hoch besser an, für eine Doppelseite quer.

Auch Landschaftsfotos haben das Klischee, immer quer fotografiert werden zu müssen. Doch auch hier kann Hochformat manchmal einen interessanten Eindruck bringen oder deine Querformat-Bilderserie auflockern.

Hier ein Beispiel vom Rudolfstein im Fichtelgebirge:

10. Finde einen Vordergrund

Beim Einsatz von Objektiven auf kleiner Blendenzahl (z.B. F1.4) ist meist nur die Rede von einem unscharfen Hintergrund. Doch auch die Bereiche vor dem Hauptmotive bzw. der Person fallen in Unschärfe ab.

Suche dir auch hier einen interessanten Vordergrund und baue das Bild in mehreren Ebenen auf. Das sorgt für mehr Tiefe.

Ein sogenannter »Störer« im Vordergrund ist sogar schon ausreichend, wenn dieser nur in einem unscharfen Schleier verschwindet. Schon dieser sorgt für einen räumlichen Bildaufbau.

11. Behalte den Hintergrund im Blick

Auch wenn du durch den Sucher vor allem das Hauptmotiv im Blick behältst: Achte immer auch zu 50% auf den Hintergrund. Hier können nämlich sonst schnell ein paar – fast schon witzige – Missgeschicke passieren.

Vermeide, dass z.B. diese Elemente das Model prominent kreuzen oder erweitern:

  • Bordsteine
  • Geländer
  • Horizont
  • Kabel
  • Äste und Bäume

Der Klassiker ist es, dass plötzlich ein Baum aus dem Kopf oder ein Ast mit Blättern aus der Nase wächst. Vor Ort unbemerkt im Hintergrund, zuhause am Rechner aber prominent und ärgerlich.

Hier ein Negativ-Beispiel:

Die Komposition wirkt nicht nur unruhig (teils durch mangelnde Tiefenunschärfe), auch wächst ein Baum aus dem Kopf des Models.

Entschärfe solche optischen Missgeschicke durch einen besser gewählten Kamerawinkel.

12. Nutze geringe Tiefenschärfe

Wenn die Umgebung zu viele Ablenkungen und kreuzende Linien zeigt, kann es schwierig werden. Dann hilft dir der Einsatz von geringer Tiefenschärfe indem du eine möglichst kleine Blendenzahl benutzt. So versinken die ablenkenden Hintergrund-Elemente in Unschärfe. So kann das Auge später ungestört auf dem Hauptmotiv verweilen.

Das ist auch der Grund, wieso ich auf eine Vollformat Kamera setze. In Verbindung mit einem lichtstarken Objektiv (z.B. F1.4) habe ich immer genug Reserven für einen ruhigen Hintergrund.

13. Finde interessante Perspektiven

Du kannst dich beim Fotografieren frei durch die Kulisse bewegen (zumindest meistens). Nutze diese Fähigkeit zum Experimentieren und finde neue Blickwinkel und Perspektiven. Oft hilft es auch sich vorzustellen, wie wohl 90% der anderen Fotografen dieses Foto machen würden. Dann kannst du überlegen, was du anders machst.

Besonders effektvoll kannst du z.B. Symmetrie inszenieren. Dadurch werden Formen reduziert und kunstvoll dargestellt.

Thema Perspektive finden findest du in meinem Beitrag über 4 Regeln für den besten Fotografie Blickwinkel.

14. Gestalte ab der Objektiv-Wahl

Das Objektiv hat einen großen Einfluss darauf, wie imposant die gewählte Perspektive zur Geltung kommt. Durch ein weitwinkligeres Objektiv (z.B. 35mm) rückt der Hintergrund optisch in die Ferne, wodurch das Foto räumlicher wirken kann. Teleobjektive ab 85mm rücken den Hintergrund näher an dein Model heran (Kompression).

Gerade wenn Objekte im Hintergrund dennoch groß abgebildet werden sollen, spielen Teleobjektive diesen Vorteil aus. Im Detail findest du den Vergleich auch in meinem Beitrag über die beste Brennweite vom Portrait Objektiv.

Sieh selbst, wie unterschiedlich das Foto trotz selber Abbildungsgröße des Models wirkt. behalte einfach mal den rechten Baum im Blick und wie nah er beim 85mm plötzlich erscheint.

Vorher: 35mm / Nachher: 85mm

15. Fülle dein Format

Du erinnerst dich: Dein Foto ist deine Leinwand. Doch was gibst du auf ihr wie viel Platz? Verschenkst du Platz auf deinem Foto weil du einfach zu weit vom Motiv entfernt bist?

Je nachdem, wie groß du etwas auf dem Foto abbildest, desto wichtiger erscheint es.

Überlege dir immer, wie groß du z.B. dein Model abbilden möchtest. Das für gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten:

  1. Wenn die Person weit entfernt steht, könnte sie etwas verloren wirken. Und du hast viel Platz um das Model herum. Dadurch geht es im Bild auch um die jeweilige Umgebung und Foto Location
  2. Wenn du das Model näher abbildest wirkt es wichtiger, da die Umgebung kaum noch sichtbar ist. Durch die größere Abbildung des Gesichts wird es beim Betrachten möglich, in die jeweilige Gefühlswelt einzusteigen

Es gibt also kein richtig oder falsch. Überlege nur bewusst, wie du dein Format füllst und was du am meisten Raum gibst. Grundsätzlich empfehle ich formatfüllend zu fotografieren und nur bei expliziter Absicht viel Raum um die Person herum zu zeigen.

Achtung: Übertreibe es nicht. Sonst kann das Model auch schnell optisch im Format »klemmen«. Das sieht dann meist statisch und nicht sehr spannend aus.

16. Setze Weißraum effektvoll ein

Natürlich musst du nicht immer das Format komplett ausfüllen. Das Gegenteil davon wäre der bewusste Einsatz von »Weißraum«. Das ist Platz in deinem Foto, auf dem nicht viel passiert. Aber irgendwie doch.

Durch diese Technik kannst du deinen Bildaufbau durch Minimalismus verbessern. Das, was wiederum zu sehen ist, bekommt somit mehr Durchschlagskraft. So als würde die Band außenherum etwas ruhiger spielen, so dass alle das Gitarren Solo hören können.

17. Nutze Framing Fotografie

Eine weitere einfache Möglichkeit dein Foto zum Wunder Bildkomposition zu verwandeln, ist ein Fotografie Framing. Hier suchst du dir einen Rahmen in der Kulisse, durch den du hindurch fotografieren könntest.

Zur Vereinfachung: So etwas findet sich oft an beliebten Touristen Spots. Egal ob vor dem Tafelberg in Kapstadt oder bei Meran in Südtirol (siehe Beispielfoto). Solche optischen Spiele sind oft verblüffend.

Die Herausforderung ist es für dich, solche Situationen auch außerhalb von »absichtlichen« Touri-Spots zu finden. Deiner Komposition wird das sehr gut tun! Das können z.B. Felsen, oder Blätter sein. Sei kreativ, suche dir eine Stelle zum durch fotografieren und nimm das Element absichtlich als Frame mit ins Foto.

18. Achte auf den Bildrand

Immer wenn du mit der Kamera ein Foto machst, zeigst du nur einen bestimmten Ausschnitt der Umgebung. Überlege also genau: Was soll im Bild von der Kulisse gezeigt werden und was nicht? Wo setzt du deinen Rahmen, in dem sich das Bild abspielt?

Durch einen bewussten Schnitt wird restliche Umgebung »ausgeblendet«. Du alleine bestimmst, was du zeigst. Überlege also immer genau, wo der Bildrand verläuft. Zum Schluss sollte dein Foto immer nach 100% Absicht und keinem Versehen aussehen.

Behalte dafür diese Aspekte im Hinterkopf:

  1. Halte dich erst an ein Gestaltungsraster (z.B. Drittelregel) und schau als nächstes wo der Rand verläuft
  2. Ragen an irgendeiner Stelle zufällig Elemente ins Foto?
  3. Schneidest du versehentlich das Model irgendwo ab?
  4. Vermeide einen Schnitt durch die Gelenke des Models (stattdessen immer durch Knochen)
Achte immer darauf, wo der Rand verläuft. Hier läuft er unglücklich durch ein Gelenk.

Ein paar Tipps dazu, wo und wie du das Model anschneidest, findest du in meiner Model Posing Anleitung.

19. Optimiere den Bildanschnitt

Nicht immer sieht man vor Ort alle wichtigen Dinge. Doch die meisten Versehen lassen sich schnell beheben. Verwendes das Crop-Tool und schneide des Foto einfach im Nachhinein zu:

  • Behebe einen schiefen Horizont durch Rotation
  • Schneide Ablenkungen einfach weg
  • Richte das Bild präzise auf den Linien des Gestaltungsrasters aus

Die einzige Voraussetzung für diesen Schritt in der Nachbearbeitung ist ein Foto, das noch genug Raum um dein Model herum verfügt. Auch wenn ich Fan davon bin, direkt formatfüllend zu fotografieren, kann sich etwas »Luft« um dein Model herum dennoch lohnen. Fotografiere nicht zu nah und halte dir Optionen offen.

Tipp: In Lightroom Classic kannst du mit der Taste R direkt zum Crop-Tool springen. Mit der Taste O kannst du das Gestaltungsraster der Überlagerung ändern.

20. Gestalte mit der Leserichtung

Wir lesen von links nach rechts. Zumindest in der westlichen Welt. Und genau so nehmen wir auch Fotos wahr. Oftmals unbewusst in Leserichtung.

Das kann entscheidend sein, sobald du mit diagonalen Linien gestaltest. Diese solltest du dann so wählen, dass sie nach oben verlaufen. Das hat meist einen aufstrebenden, positiven und dadurch dynamischen Effekt auf dein Foto.

Komposition mit aufstrebenden Linien
Durch die Leserichtung erscheinen die Geländer im Hintergrund als aufstrebende Linien.

21. Über lange Seite aus Bild blicken

Immer wenn die Person direkt in deine Kamera blickt, entsteht auf dem Bild eine Verbindung zur betrachtenden Person. Falls du eine subtilere Bildwirkung möchtest, kannst du das Model auch einfach aus dem Bild blicken lassen.

In diesem Fall sollte das aber immer über die längere Bildseite geschehen. So liegt auf dem Weg des Blickes mehr Fläche der Umgebung. Dadurch wird klarer, in welchem Umfeld sich die Person befindet und die Gestaltung wirkt harmonischer.

22. Gestalte mit Wiederholungen

Wiederholungen und Muster sind in der visuellen Gestaltung ein beliebtes Stilmittel. Und in deiner Umgebung gibt es wahrscheinlich sehr viele davon. Einmal gefunden kannst du diese dann effektvoll inszenieren – wie wäre es in Verbindung mit einem Fluchtpunkt?

Ähnlich wie diese Wiederholungen sind Gegebenheiten, in denen sich Bildelemente von einen Bereich in den anderen übertragen lassen. Beispielsweise durch ein Spiegelbild. Oder aber eine Gegenüberstellung von verschiedenen Elementen.

Achte immer auf Situationen, in denen Wiederholungen auftreten oder du Verbindungen einfangen kannst.

23. Gestalte mit Lens Flares

Lens Flares – das sind die Blendenflecken, die oft bei Fotos bei schräg einfallendem Licht entstehen. Dennoch solltest du diese nicht immer sofort durch den Einsatz einer Gegenlichtblende entfernen. Denn sie können deiner Bildkomposition dienen und für mehr Tiefe sorgen! Nicht umsonst werden die Flares mittlerweile absichtlich in viele Computerspiele reinprogrammiert. Denn dadurch wirkt alles irgendwie realer und mit mehr Tiefe.

Du solltest dir nur Gedanken darüber machen, wo genau du diese in dein Bild legst. Am besten probierst du die Lens Flares ebenfalls auf dem gewählten Gestaltungsraster zu positionieren.

Fazit: Kreativität beim Bildaufbau lässt sich erlernen

Wie du siehst folgen kreative Bilder oft ein paar einfachen Grundregeln. Dadurch wirst auch du sehr schnell deine Fotografie weiter verbessern können. Probier dir einfach immer 3 neue Regeln zu merken und beim nächsten Fotoshooting anzuwenden. Anschließend kannst du gerne noch einmal auf diesen Beitrag zurückkommen, weshalb du dir diesen am besten als Lesezeichen abspeicherst.

Wenn du so alle Grundlagen einmal angewandt hast, werden die Tricks schnell in Fleisch und Blut übergehen. Wenn du dich sicher genug fühlst, kannst du die Regeln natürlich auch brechen und deinen eigenen Stil entwickeln. Das das klappt erst, wenn du dich wirklich sicher fühlst.

Falls dir dieser Beitrag gefallen hat, wirst du mein Fotografie Buch »Outdoor Porträts sehen« lieben. Hieraus stammen einige dieser Tricks. Und es gibt noch viele mehr zum Thema Bildkomposition, Licht, Model, Posing etc. Dort erkläre ich all diese Tricks mit kurzen Vorher-Nachher Fotos, so dass du alle Tipps schnell verinnerlichst.

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Markus Thoma

Ich bin Markus und schreibe aus meiner Erfahrung als Berufsfotograf über die kreative Art der Fotografie. Am liebsten fotografiere ich draußen Porträts - bei natürlichem Licht. Denn weniger ist meistens mehr. Hin und wieder bin ich auch gerne mal auf Reisen. Wenn ich gerade nicht fotografiere, findet ihr mich auf Metalcore Konzerten, in der Natur oder am Buffet. Schau doch auch mal auf meinen Social Media Kanälen vorbei:

9 Gedanken zu „Bildkomposition verstehen: 23 Tricks für stimmige Fotos“

  1. Hallo Markus
    Bin gerade zufällig auf deinen Blog gestoßen und super Inhalte. Ich fotografiere selber sehr gerne und arbeite noch mit eine Canon 5d Mark 2. Ich hab auch schon gesehen das Du Kameras vorstellst. Das werde ich auch mal über den Artikel lesen.
    Vielleicht kommt ja dieses Jahr der Weihnachtsmann mit einer neuen Kamera

    Lg Paul

    Antworten
  2. Hallo Markus,
    vielen Dank wieder einmal für deine tollen Tipps und Mühe die du dir gemacht hast.
    Deine Bücher habe ich ja schon :).

    Viele Grüße
    Stephan

    Antworten
  3. Hallo Markus,

    danke, für den ausführlichen Artikel. Es ist schön in der Fotografie immer wieder dazuzulernen. Deine Tipps geben einem kleinen Stubs, gerade dann wenn ich das Gefühl habe nicht weiterzukommen. Wie im Sport sind Plateau-Ebenen manchmal sehr nervig. Dank Dir!

    Viele Grüße
    André

    Antworten
  4. Wow, ich fotografiere ja schon eine Weile, studiere immer wieder Bilder der Klassiker (gerade hinsichtlich der Komposition, der Gewichtung des Inhalts etc.), alte wie moderne, aber hier wird es wirklich einmal simpel und weniger vertrackt wie anschaulich erklärt. Gut auch die Negativbeispiele, ebenso wie das hin- und herschieben vorher/nachher, das sichtbar machen der Geometrie.
    Dankeschön! So macht das Spass :).
    lg Katie

    Antworten
  5. Einfach nur der Hammer!

    Nicht zu lang und auch nicht zu kurz, alles genau einfach und verständlich auf den Punkt gebracht. Danke für den klasse Beitrag, konnte kaum aufhören beim Mitschreiben/Notizen machen.

    Endlich Mal Beiträge die beim Lesen nicht langweilen und vom Thema abschweifen!

    Danke, danke, danke Markus!

    Antworten

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