Ein Foto? Video? In letzter Zeit machten immer mehr solcher bewegter Fotos auf Facebook die Runde. Ich machte mich auf die Suche, was es damit auf sich hat. Schließlich nahm ich mir vor, es selbst einmal auszuprobieren.
Nachdem meine ersten bewegten Fotos in verschiedenen Facebookgruppen echt gut angekommen sind, will ich euch natürlich nichts vorenthalten. Heute erfährst du, wie du auch selbst ganz leicht ein animiertes Cinemagraph gif erstellen kannst.
Erfahre, was diese Technik so besonders macht, wie du dem ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzt und was du beim Upload bei Facebook und Instagram beachten solltest. Das kann nervenaufreibender sein als man vielleicht denkt.
Inhaltsverzeichnis
Bewegte Fotos – ein eigenes Cinemagraph Gif erstellen
Heute fange ich mal ganz klassisch an: Was benötigt man für ein Cinemagraph?
- Kamera mit Videofunktion (heute sogut wie jede DSLR)
- ein stabiles Stativ
- eine Idee
- Photoshop
Was ist geeignet, um daraus ein Cinemagraph zu erstellen? Da das Cinemagraph ein nahtlos gelooptes Gif-Bild ist, könntest du zuerst überlegen, was sich wiederholt. Natürlich kann man auch Sachen festhalten, die sich nicht wiederholen, wenn man sie dann entsprechend flüssig looped.
Nachdem deine Idee gefunden ist und du ein “Shooting” organisiert hast, wie sonst auch, kann es losgehen.
Du inszenierst dein Cinemagraph und hältst es mit der Video Funktion deiner Kamera fest. Wichtig dabei ist, dass die Kamera fest auf einem stabilen Stativ geht – sie darf sich nicht bewegen. Wichtig, wie beim Filmen insgesamt, ist es, vor und nach deinem Clip genug Material zum schneiden zu haben. Lass also das Video am besten einfach laufen, während du dein Model (oder andere Szenerie) festhältst.
Probiere verschiedene Ideen aus und sammle genug Footage. So gehst du nicht leer aus, falls ein Clip doch nichts geworden sein sollte. Bei mir war das Problem, dass das Stativ auf dem unebenen Untergrund keinen festen Halt hatte und hier und da einmal verwackelt hat.
Und nicht vergessen: Nehmt mit den gleichen Einstellungen ein Referenzbild von der Szene auf. Gleich erfahrt ihr, warum.
Zusatzinfo: Der Farblook im Video
Da ich in Premiere oder After Effects in Sachen Color-Grading nicht so erfahren bin wie in Lightroom, habe ich überlegt: Wie bekomme ich eines meiner Presets am einfachsten auf ein Video? Problem: In Lightroom (zumindest in Version 5, die ich aktuell benutze) ist es nicht möglich, Videos im entwickeln Modul zu bearbeiten.
Allerdings ist es sehr wohl möglich, eine Farbeinstellung zu synchronisieren. Ihr wendet also euren Farblook wie immer in Lightroom auf das Referenzfoto an (Entwicklungsmodus). Anschließend markiert ihr zuerst das Referenzbild und euer Video. Mit einem Klick auf “Synchronisieren” nimmt euer Video ebenfalls den Farblook an.
Auch wenn es hier natürlich nicht ganz so brilliant aussieht, wenn man nicht zufällig ein RAW-Video aufgenommen hat – man kommt sehr schnell zum Ziel. Alternativ könnt ihr das Video natürlich auch in Premiere einfärben/anpassen oder aber auch erst einmal so lassen und dann in Photoshop weiter mit Einstellungsebenen bearbeiten.
Um mit dem Farblook arbeiten zu können, habe ich das ganze nun aus Lightroom als Video exportiert und es in Photoshop geöffnet.
Vom Schnipsel zum Loop
Ja richtig gelesen: In Photoshop. Ich glaube seit der CS5 oder 6 extended Version war es möglich, in Photoshop auch Videos bearbeiten zu können. Praktisch z.B. für Leute, die sich über die Creative Cloud nur das Fotografen Paket abonniert haben. Hier könnt ihr unter Fenster die Zeitleiste einblenden. Ich teile am Ende des Artikels noch ein Youtube-Video mit euch, wo man sich das ganze noch einmal genauer Ansehen kann. Um euch vorab heranzuführen, wie es theoretisch funktioniert, beschreibe ich erst noch einmal alles vorab auf deutsch. An dieser Stelle könnte das aber etwas schwierig zu verstehen sein:
- Öffnet das Video in Photoshop
- Schneidet das Video von vorne bis an die Stelle, wo euer Loop losgehen soll
- Schneidet das Video von hinten bis an die Stelle, wo euer Loop Enden soll
Jetzt kommt die Stelle, wo es wichtig wird, mehr Material als nötig aufgenommen zu haben:
- Dupliziert die Video Ebene, jetzt habt ihr zweimal übereinander das gleiche Video
- Die untere Video Ebene zieht ihr jetzt soweit nach rechts, bis sie direkt hinter der oberen ist
- Ihr verlängert nun an der unteren Spur das Material wieder nach links, indem ihr die Spur bis zur Hälfte der oberen verlängert
- Nun wird via Keyframes die obere Ebene so bearbeitet, dass sie ab dem Zeitpunkt (die Hälfte), wo das untere Video beginnt, zum Ende hin langsam durchsichtig wird
Um es einmal in eigenen Worten zu schreiben: Die obere Ebene wird bei jedem mal abspielen allmählich durchsichtig. So sieht man die untere Ebene durch, die aber das Material vor dem eigentlichen Startpunkt zeigt und den Loop somit zum Ende hin schließt. Die obere Ebene lässt beim Abspielen immer mehr Material von der unteren durch, die den Loop wieder auf den Anfang setzt.
Die Magie des Cinemagraphs erstellen
Nun haben wir ein gelooptes Video. Das i-Tüpfelchen, dass diesem Video die Magie eines Cinemagraphs verleiht, fehlt noch: Wie unten auch im Youtube-Video auch gezeigt wird, wird im Anschluss noch eine unbewegte Ebene über den zwei Videos erstellt (Shift + Strg + Alt + E; Merkt euch diesen Shortcut!).
Auf dieser stillen Ebene, die alles verdeckt, werden nun die Bereiche ausmaskiert, die sich am Ende bewegen sollen. In meinem Beispiel habe ich immer so maskiert, dass sich das Gesicht nicht bewegt. Das gibt dem bewegten Video ein Element vom unbewegten Foto wieder, was den eigentlichen Effekt ausmacht. Du solltest dir bei diesem Schritt also besonders Mühe für eine saubere Maske geben.
Der richtige Gif Export
Wenn ihr zufrieden seid, öffnet ihr den “Exportieren für Web…” Dialog (Strg + Shift + Alt + S; ebenfalls ein sehr häufiger Shortcut). Hier stellt ihr oben rechts das Dateiformat auf “.gif”. Jetzt gilt es die Dateigröße zu reduzieren. Stellt einen Dither ein (zb. Selektiv) und reduziert die Auflösung auf die Größe, die ihr braucht. Die Gifs hier im Beitrag sind 700px breit. Das reicht auch für facebook. Warum? Darauf kommen wir noch gleich.
Am Ende solltet ihr nicht vergessen, das ganze unten rechts so einzustellen, dass sich das Gif auch wiederholt, also einfach auf “unbegrenzt” stellen.
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Das ganze könnt ihr nun mit der Vorschau Funktion unten links im Browser testen. Funktioniert alles wie es soll, könnt ihr es abspeichern.
Das Cinemagraph richtig auf Facebook und Instagram teilen
Ich habe am Anfang fröhlich probiert, das fertige Gif gleich direkt auf Facebook zu laden – Fehlanzeige. Facebook selbst spielt keine Gifs ab. Was also tun? Das Gif muss extern gehostet werden und dann via Link geteilt werden.
Ihr könnt es also zb. auf eure Fotografie Website laden und den direkten Link zum Gif teilen. Auch “Giphy” macht hierfür einen guten Job.
Wichtig: Wenn beim Teilen kein Foto sichtbar sein sollte (bereits in der Vorschau), dann könnt ihr versuchen, dies mit dem Facebook Debugger zu beheben. Dieser kommt immer zum Einsatz, wenn ein Link der geteilt wird nicht aussieht wie er soll (zb. eben ohne Vorschaubild).
Wie sieht das ganze nun aber auf Instagram aus? Instagram sagt “nein” zu Gifs – es muss also eine Videodatei her. Photoshop stellt die Videoexportfunktion unter Datei > Exportieren > Video rendern… bereit.
Hinweis: Ich selbst bin auch hier das erste mal reingefallen. Das Video für Instagram muss eine Mindestlänge haben (glaube 3 oder 5 Sekunden) – manche Gifs sind aber kürzer. Dies kann man aber ganz einfach umgehen.
Gruppiert einfach in Photoshop vor dem Export euren Clip und dupliziert ihn. Setzt also euer ganzes Ergebnis ein paar mal hintereinander – bis ihr die Mindestlänge erreicht. Dann exportiert ihr das ganze als Video und ladet es bequem auf Instagram. Um den Betrachter nicht zu verwirren, schaltet ihr am besten den Ton ab. Gelooped wird das ganze auf Instagram automatisch.
Wie ihr seht, gibt es viel zum Cinemagraph, das man wissen muss. Was gerade viel aussieht, ist aber ab dem zweiten Cinemagraph schnell gemacht. Um das ganze noch einmal zu verdeutlichen, gibt es hier noch das entsprechende Video von Phlearn, das mir sehr weitergeholfen hat:
Habt ihr euch auch schonmal an einem Cinemagraph versucht? Schreibt es in die Kommentare und zeigt gerne über einen Link euer Cinemagraph!
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Danke Markus für die tolle Inspiration und Anleitung.
Hier ist mein erster Versuch: http://kiraton.com/wp-content/uploads/2016/04/MVI_4430.gif
… für den Anfang gang gut … aber fast schon ein wenig zu viel Spiegel. …
Übrigens ein sehr toller Blog mit tollen Anregungen und Fotografien.
Viele Grüße Kirsten
Hi Kirsten!
Cool, dass du es selbst ausprobiert hast! Vielleicht noch etwas mit der Ebene spielen, die dann durchsichtig wird. So könnte es noch etwas flüssiger werden. Und ich würde es noch etwas mehr reinragen lassen. Aber ein guter Anfang! Ich bin gespannt, was noch kommt!
Gruß,
Markus