Im Fotostudio hast du enorm viele Möglichkeiten – und zwar so viele, dass du oft nicht weiß, welchen Studio Licht Aufbau du überhaupt nutzen solltest. Mir ging es anfangs oft so, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah (oder das Licht vor lauter Blitzen nicht mehr).
Daher zeige ich dir in diesem Beitrag, wie du für den Einstieg das Fotografie Licht setzen und die Portraitfotografie Beleuchtung meistern kannst. Für diese Techniken braucht man theoretisch nicht einmal ein Studio – oft genug habe ich einige dieser Licht Setups auch schon im Wohnzimmer oder unterwegs direkt beim Kunden aufgebaut.
Mein Fokus bei diesen fünf Licht Aufbauten liegt darin, dem Bild bzw. der fotografierten Person etwas interessantes zu verleihen. Genauer gesagt wirkt die Person durch die richtige Lichtsetzung plastisch und fast schon „real“. Das geschieht in erster Linie durch schöne Kontraste oder einem interessanten Lichtakzent, der das Auge später durch’s Foto leitet.
Sieh jedes Portrait Lichtsetup aber nicht als starres Gerüst – sondern eher wie ein Rezept. Denn wie in einem Rezeptbuch können die gezeigten Grundzutaten auch nach Belieben verfeinert und weiter ausgebaut werden.
Dazu beschränke ich mich bei jedem Setup auf maximal zwei Lichtquellen – je nach eigener Vorliebe ist es auch egal, ob du mit Blitzen oder LED Dauerlichtern fotografierst. Ich würde dir empfehlen mit LED Licht zu fotografieren. In diesem Beitrag verwende ich zwei Godox SL200WII 200 Watt LED Dauerlichter*.
Hinweis: Grundlage für alle Licht-Aufbauten bildet ein komplett dunkler Raum. Das erreiche ich in meinem Studio durch die Abdunkelung mit schwarzem Bühnenmolton*.
Inhaltsverzeichnis
1. Simple One-Light Portraitfotografie Beleuchtung
Bei diesem Licht-Aufbau benötigst du (wie der Name schon sagt) nur eine einzige Lichtquelle. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern sorgt auch für eine ziemlich natürliche Wirkung. Denn auch sonst bildet die Sonne oft die einzige Lichtquelle im Bild. Ein bisschen Schummeln kannst du dennoch und theoretisch noch einen Reflektor auf der gegenüberliegenden Seite anbringen. So entsteht eine zweite „Lichtquelle“, wodurch es nicht ganz so dunkel wirkt und harte Schatten im Gesicht (wie Augenringe etc.) kaschiert werden.
Ein Vorteil ist es, dass man einfach nur die Kamera und den Blitz einstellen muss – fertig. Die Abstimmung der Lichtstärke zwischen mehreren Blitzen entfällt.
Bei diesem simplen Licht-Setup ist es dennoch sehr wichtig, wo genau das eine Licht denn steht. Bereits durch geringe Verschiebung kann wieder eine völlig andere Bildwirkung entstehen. Mit einem Licht von der Seite wirkt das Model sehr plastisch. Daher habe ich das Licht in diesem Beispiel relativ weit links platziert – es ist aber eigentlich jede denkbare Lichtrichtung möglich:
Beachte einen Winkel sowie Lichtformer zu wählen, bei dem das Licht keinen prägnanten Schatten des Models direkt auf den Hintergrund und damit in den Bildausschnitt wirft. Falls ein störender Schatten sichtbar wird, kannst du auch den Abstand zwischen Model und Hintergrund erhöhen.
Für dieses Licht Setup habe ich meine 120cm Parabol-Softbox* genutzt – möglich sind natürlich auch kleinere Softboxen, um z.B. mit Aufsteckblitzen zu arbeiten.
2. Das modifizierte Zangenlicht-Setup (Kantenlicht)
Das Zangenlicht ist ein weit verbreiteter Aufbau. Vielleicht hast du schon einmal etwas davon gehört: Zwei Lichter werden in der selben Stärke und dem selben Lichtformer genau gegenüber gestellt. In der Mitte steht das Model.
Dieses Setup möchte ich allerdings etwas entfremden. Statt rechts und links neben dem Model stehen die Lichter nun diagonal. Dazu müssen die Lichter beide relativ hoch gesetzt werden.
Das Hauptlicht strahlt also wieder von vorne Links durch eine Softbox aus einem Winkel von oben auf das Model. Das hintere Licht steht diagonal gegenüber vom Hauptlicht. Da dieses das Model (im Gegensatz zum Hauptlicht) nicht aufhellt, sondern diesem nur ein Streiflicht verleihen soll, kann hier ein einfacher Blitzreflektor statt der Softbox montiert werden. Achte darauf, dass die Nase kein Licht von hinten abbekommt – falls doch, so musst du das Licht noch weiter hinter die Person stellen. Die Nase sollte im Schatten sein.
Durch dieses Streiflicht erhält das Bild mehr Tiefe, weil das Model durch das Kantenlicht vom Hintergrund abgegrenzt wird. Dadurch entsteht eine neue Ebene im Foto.
Du hast in diesem Sinne zwar überhaupt nicht mehr das klassische symmetrische Zangenlicht. Sondern eher ein diagonales Streiflicht Setup. Ich merke es mir aber trotzdem immer so, da die Blitze immer noch genau gegenüberstehen und für einen tollen Effekt sorgen.
Tipp: Teste die Lichter zunächst einzeln, bis beide die richtige Position und Stärke haben. Erst dann nimmst du beide in Betrieb. So kannst du besser sehen, welches der Lichter möglicherweise noch nicht ganz passt.
3. Helle und Natürliche Studio Lichtsetzung
Mit diesem Studiolicht zu fotografieren ist nicht ganz so kontrastreich wie die anderen. Trotzdem verwende ich es immer wieder gerne. Es besticht durch einen sehr hellen und natürlichen Bildlook. Das geschieht durch die Aufhellung von Model und auch Hintergrund. Dadurch wird die Fotostudio Beleuchtung sehr hell und natürlich.
Du benötigst also eine breite Lichtstreuung, um auch den Raum relativ hell und natürlich auszuleuchten. Das gelingt durch einen 91cm Durchlichtschirm*. Im großen Lichtformer Vergleich habe ich schon gezeigt, dass ein Schirm das Licht gegenüber der Softbox einfach breiter streut und dadurch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Model und Hintergrund erzeugt. Bereits durch das so im Raum reflektierte Licht werden Schatten im Gesicht abgeschwächt. Um das Licht noch sanfter zu gestalten, nutze ich zusätzlich einen weißen Reflektor zur Aufhellung von rechts.
Zudem positioniere ich den Schirm nicht ganz so weit links, sondern nur leicht links neben der Kamera. Dadurch wirkt das Licht nicht ganz so plastisch, sorgt aber für ein einheitliches und gutes Hautbild. Perfekt für Portraits also.
Während bei einem ausgerollten Studiohintergrund z.B. im Sitzen auf dem Boden eine Lichtquelle ausreicht, kann der Hintergrund bei Bildern im Stand je nach Abstand zum Hintergrund etwas dunkel erscheinen. Daher komplettiere ich das Setup im Stehen mit einer weiteren Lichtquelle, die den Hintergrund aufhellt. In diesem Fall möchte ich eine einheitliche Aufhellung, weshalb ich zur Lichtsetzung eine Softbox nutze.
4. Die Licht-Dusche (experimentell)
Wo wir gerade beim Thema Kontrast sind: Durch eine Ausleuchtung direkt von oben entstehen viele Schatten. Egal ob wirklich direkt im 90° Winkel über dem Model, oder aber noch leicht frontal positioniert: Dieses Licht hat etwas sehr Markantes. Hierfür nutze ich die etwas kleinere 95cm Octabox*.
Aber Achtung: In der Regel muss das Model hier eher Posen einnehmen, bei denen ein Blick nach oben angedeutet oder das Kinn etwas höher gehalten wird. Ansonsten erhalten die Augen keinen Glanzreflex mehr, wodurch das Model weniger lebendig wirkt. Oder aber dunkle Schatten zeichnen sich in den Augenhöhlen ab.
Gehe bei diesem Aufbau bzw. Fotostudio Beleuchtung sicher, dass du die Schatten im Gesicht mit einem Reflektor oder sogar zweitem Blitz von unten wieder etwas aufhellst.
Vorsicht: Für dieses Setup brauchst du ein sehr stabiles Edelstahl Galgenstativ* inkl. Sandsäcken* als Gegengewicht. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Konstrukt umfällt oder zusammenbricht und so das Model verletzt. Besser könnte hier auch nur ein kleiner Aufsteckblitz mit kleinerer Softbox geeignet sein, da diese wesentlich leichter im Gewicht sind.
Jetzt inkl. KI-Retusche Kit sichern!
5. Der All-Black Aufbau für die Fotostudio Beleuchtung
Dieser Licht Aufbau ist eigentlich das Gegenteil vom Dritten, sehr hellen Setup. Wie der Name schon sagt sollen hier möglichst viele dunkle Tonwerte im Bild entstehen. Der schwarze Hintergrund soll überhaupt nicht mehr erkennbar sein, sondern mit voller Absicht im tiefen Schwarz verschwinden. Das gibt einen faszinierenden Effekt im Bild. Dafür wechselst du natürlich vom weißen Hintergrundkarton* auf einen schwarzen Hintergrundkarton*.
Statt großer Streuung brauchst du hier ein sehr gerichtetes, aber dennoch weiches Licht. Daher nutze ich die große Parabolsoftbox* dieses mal mit Wabengitter-Einsatz*. Dieses filtert die „Licht-Querschläger“ heraus und sorgt für parallele Lichtstrahlen, die nur dahin gelangen wo sie sollen: Auf das Model.
Um sicher zu gehen, dass kein Lichtstrahl beim Hintergrund ankommt, wird zusätzlich der Abstand zwischen Model und Hintergrund erhöht.
Um noch mehr „überflüssiges“ Licht zu schlucken und dem Model noch etwas mehr Kontrast zu geben, nutze ich einen Abschatter. Dafür habe ich einfach über ein Stativ rechts vom Model etwas schwarzen Bühnenmolton geschlagen.
Bonus: Farbigen Akzent mit RGB LED-Licht fotografieren
Den All-Black Lichtaufbau erweitere ich oft sehr gerne mit einem farbigen Akzent von hinten. Dadurch entsteht wieder ein Streiflicht – nur dass es dieses mal ein RGB-Licht oder Blitz mit Farbfolie ist. In meinem Beispiel nutze ich das Godox LC500R RGB-Lichtwert*.
Hierbei reicht ein relativ schwacher Akzent bereits aus, um einen großen Effekt zu bringen. Übertreib es auch nicht mit der Sättigung – stattdessen bieten RGB-Lichter gegenüber Farbfolien gerade den Vorteil, die Sättigung auch herunternehmen zu können. Dadurch vermeidest du ein Clipping des jeweiligen Farbkanals und erhältst mehr Details im Bild. Im Nachgang lässt sich die Sättigung immer noch erhöhen.
Fazit: Ein einfaches Portrait Studio Licht Setup ist oft mehr
Wenn du diese fünf Basis Licht-Setups erst einmal ausprobiert hast, wirst du dein Gespür für den Licht Aufbau im Studio immer weiter ausprägen. Von hier ausgehend kannst du das Licht aber beliebig setzen und auch noch komplexere Portraitfotografie Beleuchtung umsetzen. Dafür ist aber nicht nur noch mehr Ausrüstung, sondern auch Tüfteln erforderlich. Falls du dich für exotische Lichtformer interessierst, solltest du dir meinen Beitrag über den Godox SA-17 Projektionsvorsatz ansehen.
Wenn du deine Zeit und Geldbeutel schonen möchtest ist das aber Grund genug, dass du auch einfach nur mit sehr simplen Licht experimentierst. Der Vorteil: Statt dich in komplexen Licht-Setups selbst zu blockieren, kannst du dich mit einfachen Aufbauten besser auf dein Motiv und das Model konzentrieren. Erst wenn du dich hier sicher fühlst, solltest du die fordernden komplexen Licht-Setups auf dich nehmen.
Wenn du mehr zu meiner Studio Ausrüstung (Dauerlichter, Stative, Softboxen, etc.) erfahren möchtest, kannst du dir meinen Ratgeber zur Fotostudio Planung ansehen. Wenn du nicht weißt, welche Softbox bzw. Schirm du nutzen solltest, helfe ich dir im Lichtformer Vergleich weiter.
Model: Shirley Stübinger
💡 Lerne in 7 Tagen auf Details zu achten und stimmige Porträts zu fotografieren
Für richtig gute Porträts brauchst du einen guten fotografischen Blick. Im kostenlosen Portrait Email-Kurs trainierst du dein Auge für entscheidende Bilddetails. Anhand von einfachen Vorher-Nachher Beispielen lernst du die Portrträtfotografie. Trage dich jetzt wie über 7000 Personen in den Newsletter ein und du erhalte den Kurs mit weiteren nützlichen Tricks und Angeboten. Du kannst dich jederzeit wieder abmelden.
Hallo Marcus, Danke dass du die wichtigsten Punkte übersichtlich dargestellt hast.
Beste Grüße, Andrey
Hallo Thomas,
tolle Zusammenfassung über Lichtsetup im Fotostudio.
Ich bin genau derselben Meinung: 1-2 Lichter in einem Fotostudio-Setup reichen völlig aus und ich finde es interessant zwischen natürlich und dramatisch mit viel und Schatten zu wechseln.
Viele Grüße
Tobias
Starke Bilder, Markus! Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert davon, was man aus einem Licht alles rausholen kann.
Jetzt inkl. Checkliste sichern!
Hallo Markus,
ich möchte hier auch einmal meine Wertschätzung ausdrücken für die vielen Tipps aus der Praxis für die Praxis.
Ich habe 35 Jahre in der Fotobranche gearbeitet und sehr viel mit Fotografen zu tun gehabt (bin jetzt im „Unruhestand“), aber du machst das wirklich toll, weil einfach, verständlich und nachvollziehbar und das ganze auch noch größtenteils kostenlos. Bis natürlich auf die zusätzlichen Informationen in deinen Büchern und PDF`s, ist allzu verständlich, dass nicht alles kostenlos sein kann. DANKE für so viel Uneigennützigkeit!
Möchte einfach sagen – weiter so!
Beste Grüße aus Frankfurt am Main!
Danke für dein positives Feedback! :-)
Hallo Markus,
sehr interessanter Artikel. gibt es die Möglichkeit, deine Artikel als pdf herunter zu laden?
Viele Grüße,
Hendrik
Hallo Hendrik,
ich habe gerade die Druckansicht geprüft, worüber man dann statt einen Drucker „als PDF speichern“ auswählen kann. Unter Windows muss man hierfür einen „PDF-Drucker“ installieren. Leider ist aber die Druckansicht nicht ganz optimal, wie ich gerade festgestellt habe. Hier müsste ich erst noch Bilder und Seitenumbrüche optimieren. Ich habe das mal auf die To-Do Liste gesetzt, eventuell wird das umgesetzt falls mal Zeit ist.
VG
Markus
Hallo Markus, sehr guter Beitrag, der das Essentielle für mich gut verständlich herüberbringt.
Viele Grüße, Marcus
Vielen Dank – freut mich sehr :-)
Hallo Markus,
vielen Dank für die tollen Tipps. Diese kann ich gut gebrauchen, man vergisst ja immer wieder mal :).
Viele Grüße
Stephan
Danke für das Feedback :-)