Porträts mit 135mm-Objektiv: 6 Gründe für diese grandiose Brennweite


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Aktualisiert am 08.11.2024

Porträts mit 135mm-Objektiv: 6 Gründe für diese grandiose Brennweite

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In der Portraitfotografie reden alle meistens von 50mm und 85mm Objektiven. Etwas weniger hört man dagegen von Porträts mit einem 135mm-Objektiv – doch völlig zu Unrecht!

Denn ein 135mm-Objektiv bringt viele Eigenschaften mit, die dir ohne große Mühen harmonische Porträts ermöglichen. Für diesen Beitrag konnte ich mir das Sony 135mm 1.8 GM ausleihen und herausfinden, welche Vorteile die 135mm Brennweite für Porträts bringt.

Hier eine Übersicht an 135mm Objektiven für dein System:

Sony EFCanon RFNikon ZFujifilm (APSC)
Sigma 135mm 1.8*
Sony 135mm 1.8 GM*
Canon 135mm 1.8*Nikon 135mm 1.8*Fujifilm 90mm 2.0*
135mm Objektiv an Sony Alpha 7 III
Für die Bilder in diesem Beitrag habe ich das Sony 135mm 1.8 GM auf der Sony A7 III genutzt.

Jetzt zeige ich dir, was das 135mm zur Geheimwaffe für die Portraitfotografie macht.

1. Hoher Unschärferadius sorgt für Sahne-Bokeh

Dieser Aspekt wird dir bei der ersten Benutzung direkt auffallen: Das Bokeh von 135mm erscheint außerordentlich weich. Das sorgt nicht nur für eine natürlich wirkende Unschärfe. Sondern auch für eine perfekte Freistellung deines Models vom Hintergrund – und das selbst bei Ganzkörper-Aufnahmen.

Durch die Isolierung deines Motivs kannst du den Blick beim Betrachten des fotos sehr einfach lenken. Mit dem 135mm-Objektiv kannst du ein räumliches Porträt erstellen, das in manchen Situationen durch den extrem unscharfen Hintergrund fast wie ein Ölgemälde aussieht.

Durch die extrem hohe Hintergrundunschärfe musst du dich auch nicht allzusehr um Ablenkungen im Hintergrund scheren. Denn diese werden ebenfalls sehr weich gezeichnet und sind kaum noch erkennbar. Das gibt dir mehr Kapazität, um mit deinem Bildmotiv (dem Model) zu interagieren.

Selbst bei einem weit entfernten Porträt bietet das 135mm noch Hintergrundunschärfe.

Achte auch in den kommenden Vorher-Nachher Darstellungen in diesem Beitrag darauf, wie sich das Bokeh gegenüber einem Weitwinkel-Objektiv verändert.

2. Ablenkungen werden durch extreme Kompression vermieden

Ja, die extreme Hintergrundunschärfe hilft dir dabei, Ablenkungen zu entschärfen. Darüber hinaus bieten 135mm-Objektive eine hohe Kompression. Die Kompression ist der Grad, in dem das Objektiv das Bild abflacht. Optisch rückt der Hintergrund bei höherer Brennweite näher an das Motiv heran und erscheint größer.

Beispiel: Während du mit einem Weitwinkel-Objektiv (z.B. 35mm) sehr viel vom Hintergrund zeigst, beschneidet ein 135mm-Objektiv den Hintergrund extrem stark. Der Ausschnitt, der als Hintergrund dient, ist wesentlich kleiner.

In diesen beiden Vergleichen zeige ich dir jeweils vorher eine 35mm-Aufnahme, nachher die 135mm-Aufnahme. Achte auf den Hintergrund:

Diese Kompression trägt dazu bei, Ablenkungen im Hintergrund zu reduzieren. Denn du kannst dir sehr leicht einen Ausschnitt suchen, in dem keine Störung auftritt. Selbst wenn die gesamte Kulisse mit bloßem Auge sehr überladen und ablenkend wirkt. Gegenüber einem Weitwinkel Objektiv findest du immer eine »ablenkungsfreie Lücke« in der Kulisse, die du als Hintergrund nutzen kannst. So kannst du die Aufmerksamkeit auf das Motiv zu lenken.

3. Die natürliche Abbildung von Menschen wird ermöglicht

Die empfohlenen Porträt-Brennweiten ab 50mm konnten sich durchsetzen, da hier keine starken Verzerrungen mehr auftreten. Das liegt daran, dass du einfach nicht so nah an dein Motiv heran musst. So entstehen durch längere Brennweiten geringere Verzerrungen. So können selbst Anfänger bedenkenlos Menschen fotografieren. Denn im Gegensatz weitwinkligeren Objektiven verzerren die Körperproportionen nicht.

Auch 135mm-Objektive liefern ein verzerrungsfreies Bild von Menschen. Wenn du ein Porträt mit einem 135mm-Objektiv aufnimmst, kannst du sicher sein, dass das Bild frei von unerwünschten Verzerrungen ist. Alle Körperproportionen werden natürlich abgebildet, Hände oder Nase erscheinen im Gegensatz zum Weitwinkel nie zu groß aus.

In den folgenden Beispielen zeige ich dir vorher jeweils eine 35mm-Aufahme, nachher die 135mm-Aufnahme. Achte darauf, wie sich die Proportionen der Person ändern. Vor allem im Beispiel mit den Händen wird es krass, wie groß diese im Weitwinkel erscheinen. Weitwinkel-Objektive bilden alles, was sehr nah an der Linse ist, entsprechend größer ab:

Doch Achtung: Noch länger als ein 135mm-Objektiv würde ich in Punkto Brennweite dann auch nicht mehr wählen. Denn durch die Kompressionen erscheint das Gesicht z.B. ab 150mm dann schon relativ flach.

4. Für alle Anschnitte geeignet – von Ganzkörper bis Headshot

Die 135mm Brennweite eliminiert Verzerrungen also gänzlich. Daher kannst du so nah an dein Motiv herangehen, wie du möchtest. Dieser Fakt macht das Objektiv perfekt für Kopfporträts (Headshots) und Oberkörper Porträts. Kurz gesagt: Es kann eigentlich nichts schief gehen – egal für welchen Bildanschnitt du dich entscheidest. Durch diese Freiheit kannst du abwechslungsreiche Fotoserien fotografieren:

Gegenüber einer Ganzkörper-Aufnahme wirst du durch die geringere Fokusdistanz auch nochmal einen erheblichen Zuwachs an Hintergrundunschärfe feststellen. Daher ist auch die gängige Offenblende F1.8 der 135mm-Objektive völlig ausreichend. Es muss durch den hohen Unschärferadius gar keine F1.4 Blende auf dem Gehäuse stehen. Bei Nahaufnahmen solltest du mindestens auf F2.8 abblenden.

5. Distanz ermöglicht natürliche Fotografie Posen

Bist du auch Fan von ungestellten und natürliche Posen des Models? Mit 135mm stehst du natürlicher Weise immer etwas weiter weg vom Geschehen. Du rückst als Fotograf in den Hintergrund und wirst zum Beobachter.

Das kann dir vor allem bei der Fotografie von Paaren helfen. So finden Paare etwas besser eine romantische Zweisamkeit, z.B. wenn sie gemeinsam einen Weg entlang laufen. Sie werden sich wohler fühlen, wenn du nicht direkt daneben stehst. Du musst für das Posing nur einen kreativen Rahmen vorgeben.

Weiterer Pluspunkt: Durch die lange Brennweite nehmen die Fotos einen beobachterischen Charakter an und werden natürlich aussehen.

135mm Portrait
135mm bieten einen beobachterischen Effekt

6. Ein 135mm-Objektiv eignet sich gut für das Fotostudio

135mm-Objektive eignen sich gut für den Einsatz im Fotostudio, da sie einen hohen Grad an Kompression bieten. Vor allem wenn du vielleicht nur einen kleinen 1,30m Karton Hintergrund nutzt, wirst du trotzdem nur die Leinwand als Hintergrund sehen.

Bedenke aber, dass das 135mm in Innenräumen platz braucht. Es eignet sich daher eher für schöne Kopf- und Oberkörperporträts im Studio. Verzerrungen wirst du durch die hohe Brennweite sowieso minimieren, egal wie nah du am Motiv fotografierst. professionell aussehende Kopf- und Oberkörperporträts macht.

Bei der ersten 35mm-Aufnahme ist links bereits das Ende der Leinwand zu sehen. Bei der zweiten 35mm-Aufnahme füllt der Hintergrund das komplette Bild:

Fazit: 135mm als Geheimwaffe für Outdoor-Porträts

Ein 135mm-Objektiv bietet nicht nur ein schönes Bokeh durch den hohen Unschärferadius. Auch die Kompression lässt dich den Hintergrund sehr ablenkungsfrei gestalten. Das macht ein 135mm-Objektiv sehr geeignet für die Portraitfotografie.

Ja, das Objektiv ist einem 85mm 1.4 Objektiv tatsächlich sehr ähnlich. Das Bokeh ist beim 85mm 1.4 durch die etwas größere Offenblende und gleichzeitig geringerer Fokusdistanz (bei selber Abbildungsgröße der Person) mindestens genau so gut.

Allerdings bietet das 85mm nicht denselben Grad an Bildkompression, wodurch das 135mm 1.8 Objektiv in ablenkungsreichen Fotolocations trotzdem besser punktet. Die Bilder von beiden Objektiven bieten einen Wow-Effekt, weil sie auch hässliche Locations in ein harmonisches Foto verwandeln. Mit beiden Objektiven wird der Hintergrund – egal wie unschön er in der Realität erscheinen mag – in der Regel Teil eines ästhetischen Porträts. Doch kannst du mit 135mm den Hintergrund doch noch etwas differenzierter wählen.

Wenn du Lust bekommen hast, selbst mit einem 135mm 1.8 Objektiv los zu ziehen, findest du hier die entsprechenden Objektive:

Sony EFCanon RFNikon ZFujifilm (APSC)
Sigma 135mm 1.8*
Sony 135mm 1.8 GM*
Canon 135mm 1.8*Nikon 135mm 1.8*Fujifilm 90mm 2.0*

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Du beherrschst die Grundlagen der Fotografie und kannst deine Kamera bedienen. Wirklich sehenswerte Porträts kommen am Ende aber nicht heraus? Oder es sieht vor Ort beim Fotoshooting immer ganz gut aus - aber zuhause am Rechner entdeckst du wieder Fehler im Bild?

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Markus Thoma

Ich bin Markus und schreibe aus meiner Erfahrung als Berufsfotograf über die kreative Art der Fotografie. Am liebsten fotografiere ich draußen Porträts - bei natürlichem Licht. Denn weniger ist meistens mehr. Hin und wieder bin ich auch gerne mal auf Reisen. Wenn ich gerade nicht fotografiere, findet ihr mich auf Metalcore Konzerten, in der Natur oder am Buffet. Schau doch auch mal auf meinen Social Media Kanälen vorbei:

8 Gedanken zu „Porträts mit 135mm-Objektiv: 6 Gründe für diese grandiose Brennweite“

  1. Sehr bereichernde Beiträge zur angewandten Fotografie. Habe keine Digitalkamera und gehöre zu den „old fashioned“ Amateurfotografen, die analog fotografieren. Ich fotografiere mit der Olympus OM-4 inklusive der 8 Festbrennweiten von 24mm bis 300 mit zusätzlichem Extender, der die Brennweite verdoppelt. Alle aus der Olympus OM Zuiko-Familie, mit Ausnahme einem SUN Multimakro Zoom, plus CPL-Filter und variablen ND-Filter. Das Zuiko 135mm 2:8 habe ich auch und werde zum ersten Mal mich an die Portraitfotografie begeben. Die Tipps hier sind daher goldwert für mich und betrete mit Portrait als Tier- und Naturfotograf absolutes Neuland. Vielen Dank an den Profi Markus Thoma!

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  2. Hallo Markus, als ich mit dem Fotografieren anfing (1976 mit einer Cosina von Neckermann) wurden 135mm-Brennweiten generell als DIE Porträt-Teles beworben, obwohl die Fachliteratur immer 100mm favorisierte. Zu der Zeit gab es für damalige Verhältnisse von Foto-Porst ein 135mm/1,8 Tele, das sich ein Schulfreund nach längerer Ansparzeit zugelegt hatte. Einerseits beneidenswert in unseren Augen, andererseits aber auch skeptisch ob der optischen Leistung, zerstreute er diese Skepsis mit der Aufnahme einer Briefmarke bei voller Öffnung vom Stativ, die uns jenseits aller Labormessungen von der Tauglichkeit dieses Objektivs überzeugte.
    Heute wird dieses Objektiv immer noch gebraucht in der M42-Ausführung gehandelt, und ich hatte das unverschämte Glück, dass ein Nicht-Fotograf vor Ort ein eben solches Objektiv aus einem Nachlass für 99 Euro bei den ebay-Kleinanzeigen anbot. Sofort besorgte ich es mir, und mit einem Adapter an meiner Spiegellosen ist es absolut praxistauglich. Klar, man muss sich Zeit nehmen und manuell fokussieren, aber mit Blick auf’s Budget und der nötigen Ruhe eine empfehlenswerte Altglas-Alternative.
    Danke für den Beitrag und Gut Licht!

    Antworten
    • Servus Jürgen,

      danke für deine Erfahrung! Tatsächlich hatte ich auch schon einmal kurzzeitig genau diesen Plan, mir ein 135mm mit M42 Anschluss zu besorgen. Leider ist das dann aber irgendwie wieder untergegangen. Mal sehen was die Zukunft bringt :-)

      Viele Grüße,
      Markus

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  3. Ich persönlich fotografiere auch lieber mit größerer Brennweite, wenn es der Raum zulässt. Mein Favorit ist das Nikkor 105 1.4 , das ich insbesondere bei Hochzeiten sehr gerne einsetze (in Kombination mit dem 35er 1.4 Sigma Art). 50mm war irgendwie noch nie so meine Brennweite ;)
    LG, Anette

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      • Ja, das Objektiv ist sehr kompakt, dadurch kommt es einem nicht so schwer vor. Ursprünglich hatte ich auch ein 135er auf der Wunschliste, aber nachdem ich die Gelegenheit hatte, das 105er leihweise auszuprobieren, wollte ich nichts anderes mehr haben und habe es mir später gebraucht geholt.

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  4. Mein Canon 135 f2.0 wäre das letzte Objektiv, das mich verlassen würde. Sooft ich entsprechend Raum habe, kommt es zum Einsatz.Beim ernsthaften Portraitfotografen sollte es Pflichtbestandteil in der Ausrüstung sein. LG

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