Jede Kamera hat einen Verschluss. Dieser ist mit den Verschlussvorhängen dafür verantwortlich, den Sensor (mit der eingestellten Verschlusszeit) zu belichten.
Als ich noch mit meiner Canon Spiegelreflex fotografiert habe, hat mich dieses Thema nicht sonderlich interessiert. Doch falls du eine spiegellose Systemkamera besitzt bist du gezwungen, dich mit dem Thema mechanischer und elektronischer Verschluss näher zu beschäftigen:
Was bringt eigentlich dieser erste elektronische Verschlussvorhang? Welche Nachteile hat es, wenn ich komplett lautlos per silent shutter fotografiere? Wo kommen diese verdammten Streifen im Bild her? Und wieso wirkt das Bokeh gerade so unruhig?
All diese Fragen wirst du nach diesem Artikel beantworten können und einen tiefergehendes Verständnis in die Technik vom Kameraverschluss entwickeln. Das sind Grundlagen, die jeder fortgeschrittene oder professionelle Fotograf kennen muss.
Inhaltsverzeichnis
1. Grundprinzip vom mechanischen Kameraverschluss
Wir beginnen erst einmal mit den Kameraverschluss Grundlagen. Der Verschluss der Kamera ist das Bauteil in der Kamera, der die gewählte Verschlusszeit realisiert. In den meisten Kameras arbeitet ein sogenannter Schlitzverschluss. Dieser besteht aus zwei Vorhängen. Im Grunde also zwei kleine Metallteile, die im Zusammenspiel den Sensor erst einmal komplett verdecken. Und dann zur gewünschten Verschlusszeit kurzzeitig zur Belichtung freigeben.
Im Detail funktioniert eine Belichtung so:
Der erste Verschlussvorhang verdeckt zunächst den Sensor, fährt dann aber auf und lässt die Belichtung beginnen. Wenn die Verschlusszeit abgelaufen ist, z.B. nach 1″, so beendet der zweite Verschlussvorhang die Belichtung. Dazu folgende Visualisierung – der Sensor ist grün dargestellt:
Das kannst du dir wirklich bildlich wie zwei Vorhänge im Theater vorstellen. Der erste Vorhang fährt auf, gibt den Blick auf die Bühne frei. Anschließend kommt der zweite Vorhang und verdeckt die Szene wieder.
Wenn die Verschlusszeit wirklich nur sehr kurz ist, liegt der Sensor zu keiner Zeit komplett frei. Stattdessen schließt der zweite Verschlussvorhang so nah an den ersten auf, dass nur noch ein Schlitz zu sehen ist, der einmal über den Sensor fährt.
Bei unserem Theaterbühnen Vergleich wäre es so, dass der zweite Vorhang direkt nach dem ersten mit einem Meter Abstand wieder zugezogen wird. Zu keinem Zeitpunkt ist die Bühne komplett einsehbar, immer nur ein kleiner Streifen.
In der folgenden Visualisierung siehst du auch, wie die Sensorfläche (grün) zu keiner Zeit komplett sichtbar ist. Stattdessen siehst du nur einen Schlitz Schlitz zwischen den beiden Vorhängen. Je schmäler dieser ist, desto kürzer wird belichtet:
Hinweis: Die Verschlussvorhänge bewegen sich immer in der selben Geschwindigkeit, starten nur je nach Verschlusszeit zeitversetzt.
Mechanisch bedingt ist es also dann nur noch möglich, den Sensor Stück für Stück von oben nach unten zu belichten. Dieses Grundprinzip ist wichtig, um den Rest zu verstehen.
Mit dem Schlitzverschluss ist es nicht möglich, das Licht zeitgleich auf die komplette Sensorfläche treffen zu lassen. Dieses Problem soll wohl irgendwann mal ein digitaler Global Shutter beseitigen, der jeden Pixel des Sensors gleichzeitig belichten kann. Wie du gleich noch sehen wirst, hätte das viele Vorteile.
So funktioniert der Kameraverschluss bzw. eine Auslösung bei einer Spiegelreflexkamera:
- Der Spiegel klappt nach oben und versperrt kurzzeitig den Sucher
- Der erste Verschlussvorhang öffnet sich und gibt den Sensor frei
- Die Belichtungszeit beginnt
- Der zweite Verschlussvorhang schließt auf und verschließt den Sensor wieder
- Die Belichtung wird beendet
- Der Spiegel klappt wieder nach unten und gibt den Blick vom Sucher wieder frei
Die klassische DSLR hat dabei immer zwei mechanische Verschlussvorhänge (außer teilweise beim Liveview, aber das lassen wir mal außen vor). Hier gab es noch keinen digitalen Zauber, daher war manches noch etwas einfacher zu verstehen. Doch das änderte sich mit den DSLM-Kameras.
2. Der erste elektronische Verschlussvorhang
Während der Kameraverschluss bei der klassischen Spiegelreflexkamera noch komplett mechanisch arbeitete, änderte sich einiges mit der Einführung der spiegellosen Systemkameras. Denn hier wird nun plötzlich ein Teil der Belichtung elektronisch ausgeführt – zumindest wenn du das möchtest.
Damit einher geht die Frage, über die du wahrscheinlich hier gelandet bist:
Was zur Hölle ist ein 1. elektronischer Verschlussvorhang?
Im Englischen wird dieser als EFCS (= Electronic Front-Curtain Shutter) bezeichnet.
Der erste Verschlussvorhang, der bei der Spiegelreflex eben noch mechanisch war, kann bei spiegellosen Kameras auch rein elektronisch betätigt werden. Oft ist dann vom elektronischen Shutter die Rede.
Aber meine spiegellose Systemkamera klickt doch immer noch beim Auslösen?
Ja, was du in dieser Einstellung hörst, ist in der Werkseinstellung allerdings nur noch der zweite Verschlussvorhang, der die Belichtung beendet. Der erste Verschlussvorhang startet die Belichtung elektronisch und daher lautlos.
Bei spiegellosen Systemkameras blickst du auf einen elektronischen Sucher oder Display. Damit hier ein Livebild angezeigt werden kann, muss der Sensor permanent aktiviert sein und ein Signal an den Sucher senden.
Wenn du jetzt ein Foto machst, muss der Sensor grob gesagt erst einmal wieder ausgeschaltet bzw. zurückgesetzt werden. Erst dann kann die Belichtung für das eigentliche Foto starten. Der Schwachpunkt: Das digitale Zurücksetzen kann nur langsamer Zeile für Zeile erfolgen. Das hat meistens ein paar negative Auswirkungen auf das Foto, die ich dir gleich zeige.
Mit dem elektronischen Shutter sind DSLM-Kameras also standardmäßig erst einmal so eingestellt, dass sie per »Hybrid-Verschluss« auslösen:
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- Der Sensor wird durch den ersten elektronischen Verschlussvorhang zurückgesetzt, die Belichtung startet.
- Der zweite mechanische Verschlussvorhang beendet die Belichtung.
In dieser Skizze habe ich den elektronisch zurückgesetzten Bereich in gelb veranschaulicht – gefolgt vom zweiten mechanischen Verschlussvorhang:
Das hat den Vorteil, dass das Foto mit nur einem Klacken aufgenommen werden kann. So fühlt sich das Fotografieren etwas angenehmer und natürlicher an, eine Aufnahme zu machen. Auch kannst du so durch die geringere Auslöseverzögerung etwas schneller und direkter fotografieren. Dazu werden Verwacklungen reduziert, da sich zu Beginn der Aufnahme keine mechanischen Bauteile bewegen müssen.
Gut zu wissen: In Verbindung mit dem ersten elektronischen Verschlussvorhang kann auch der zweite Verschlussvorhang elektronisch verwendet werden. Dann erfolgt die Aufnahme komplett elektronisch und dadurch lautlos.
3. In diesen Situationen solltest du den 1. elektronischen Verschlussvorhang deaktivieren
Dennoch haben Kamerahersteller auch bei Spiegellosen noch einen mechanischen ersten Verschlussvorhang eingebaut. Doch warum könntest du diesen in der neuen elektronischen Verschlussvorhang-Welt brauchen?
Das liegt daran, dass der Hybrid-Mischmasch aus elektronischem und mechanischem Verschlussvorhang (als auch der komplett elektronische Verschluss) nicht perfekt ist. Es gibt ein paar Nachteile:
- Das Bokeh leidet bei sehr kurzen Verschlusszeiten und kleinen Blendenwerten
- Streifen können sich bilden (banding)
- Verzerrungen bei schnellen Motiven (rolling shutter)
Für mich als Porträtfotograf ist der erste Punkt der kritischste. Durch die Symbiose von elektronischem und mechanischem Verschluss der Kamera leidet das Bokeh bei Verschlusszeiten ab ca. 1/1000S sichtbar.
Das äußert sich durch abgeschnittene Bokeh Kreise. Und dadurch mit einer teilweise sehr unruhig wirkenden Hintergrundunschärfe. Toll – da bezahlt man 1500€ für das Objektiv mit besonders weichem Bokeh und dann sowas. Wie das physikalisch zustande kommt, erfährst du im Video weiter unten.
Kurz gesagt: Der Schnitt in den Bokehkreisen erfolgt dadurch, dass der elektronische Verschluss direkt auf dem Sensor liegt. Und der mechanische Verschlussvorhang etwas vor dem Sensor. Durch diese unterschiedliche »Höhe« kommt der negative Effekt zustande. Durch komplett mechanisches Auslösen sind beide Verschlussvorhänge wieder auf dem selben Level.
F1.4 bei 1/4000S – Vorher: 1. elektronischer Verschluss aktiviert // Nachher: 1. elektronischer Verschluss deaktiviert (komplett mechanisch)
Das digitale Auslesen des Sensors Zeile für Zeile hat noch weitere Nachteile. Durch diese Methode wird das Bild in vielen Situationen sehr empfindlich für Kunstlichter, die dann auf den Fotos zu flackern beginnen. In dieser Situation sorgt ein elektronischer Verschluss gerne mal für Streifen im Bild. Mit dem Hybrid Verschluss ist das Problem allerdings bei weitem nicht so verbreitet, wie beim lautlosen, komplett elektronischen Verschluss. Zu allen Vor- und Nachteilen vom Silent Shutter erfährst du gleich noch mehr.
So viel nur noch zu diesem Abschnitt: Mit dem Hybrid Verschluss kannst du Streifen niemals Komplett ausschließen.
Auch können wohl schon hier sich schnell bewegende Objektive vom Rolling Shutter Effekt betroffen sein können (habe ich allerdings erst beim komplett lautlosen Auslösen erlebt). Dazu gleich mehr.
In all diesen Fällen kann es lohnen, den ersten elektronischen Verschlussvorhang zu deaktivieren. Dadurch übernimmt auch den Start der Belichtung (wie bei der DSLR) ein mechanischer Vorhang. So verschwinden all diese Nachteile.
Wie du den Kameraverschluss bei deinem jeweiligen Kameramodell einstellst, zeige ich dir gleich noch im vorletzten Abschnitt.
Neben dieser Einstellung hilft es oft auch, wenn du extrem kurze Verschlusszeiten vermeidest. Die meisten Probleme in Verbindung mit einem elektronischen Vorgang entstehen, wenn zu kurz (wie z.B. 1/4000S) belichtet wird. Probiere das am besten durch andere Einstellungen zu kompensieren und die Verschlusszeit wieder verlängern zu können.
4. Nachteile vom komplett mechanischen Verschluss der Kamera
Wenn der elektronische Verschluss so schlecht ist – wieso solltest du dann nicht immer einfach den komplett mechanischen nutzen?
Der Hauptnachteil beim mechanischen Auslösen (ohne elektronischen ersten Verschlussvorhang) ist meiner Meinung nach das nervige doppelte Klicken bei jedem Foto. Das hört sich beim ersten Mal vielleicht so an, als wäre etwas kaputt. Allerdings ist das völlig normal.
Besonders kritisch und nervig wird das lautere Geräusch in stillen Situationen, wie z.B. einer Trauung. Pro Bild klackt es hier zweimal, statt nur einmal. Das nervt auf Dauer und kann dein Bildmotiv auf dich aufmerksam machen.
Auch kann die Kamera so nicht mehr die volle Serienbildgeschwindigkeit erreichen. Zudem entsteht zwischen Drücken des Auslösers und dem tatsächlichen Bild eine kleine Verzögerung. Das stört den Fotografie Flow.
Ein Hinweis zum Verschleiß, den ich noch anbringen möchte: Wie alle beweglichen Bauteile hat auch der Verschluss Mechanismus keine unbegrenzte Lebensdauer. Kamerahersteller geben daher schon ab Werk eine Zahl an, was der jeweilige Verschluss aushalten kann (oder sollte…). Auch auf dem Kameragebrauchtmarkt sind die Auslösungen quasi wie beim Autokauf die Kilometer auf dem Tacho.
Bei einem komplett elektronischen Auslösen bewegt sich in dieser Hinsicht mechanisch nichts, wodurch keine Abnutzung vom Verschluss entsteht. Während beim komplett mechanischem Schluss sogar ein zusätzlicher Vorhang aktiv wird. Dadurch wird die Lebensdauer vom Verschluss meiner Meinung nach mehr angegriffen, als nötig.
Mit diesen Nachteilen im Hinterkopf solltest du den ersten elektronischen Verschlussvorhang also nicht einfach permanent deaktivieren. Prüfe vor jeder Aufnahmesituation erneut, für welchen Verschlusstyp du dich für das beste Foto entscheidest.
5. Lautlos Auslösen: Vor- und Nachteile vom elektronischen Verschluss (Silent Shutter)
Der Verschluss der spiegellosen Kamera kann also elektronisch-mechanisch (EFCS aktiviert), oder mechanisch-mechanisch (EFCS deaktiviert). Die dritte Möglichkeit ist ein elektronisch-elektronischer Verschluss, oder auch geräuschlose Aufnahme oder Silent Shutter genannt.
Diese Vorteile hat der komplett elektronische Verschluss bzw. lautlose Aufnahme:
- Logisch: Du kannst komplett lautlos fotografieren. Kein störendes Klicken und Klacken mehr. Das lässt dich z.B. bei einer Trauung besser abtauchen und ungestört Momente sammeln (was indirekt wieder das Motiv verbessert).
- Moderne Kameras entwickeln mit doppelt elektronischem Verschluss enorme Serienbild Geschwindigkeiten. Die maximale Bildanzahl pro Sekunde wird hier sogar nur in Verbindung mit der elektronischen Auslösung möglich.
- Ohne den mechanischen Vorhang gibt es auch weniger Mikro-Erschütterungen. Das kann nebenher in bestimmten Situationen helfen, das Bild nicht zu verwackeln.
- Dadurch dass beide Vorhänge auf derselben »Höhe« sind, gibt es hier keine Probleme mit dem Bokeh.
Wieder die finale Frage: Wenn das so cool ist – wieso solltest du dann nicht einfach immer mit elektronischem Verschlussich fotografieren?
Rolling-Shutter Effekt sorgt für schiefe Linien
Da das elektronische Auslesen des Sensors Zeile für Zeile geschieht, können schnelle Motive verzerrt werden. Das nennt man den Rolling-Shutter Effekt (der auch im Videobereich sehr gefürchtet ist). Verantwortlich ist hier die Rechenpower, wie schnell der Sensor ausgelesen werden kann. Je schneller, desto geringer fallen ungewollte Nebeneffekte aus.
Viele Topmodelle der Kamerahersteller (wie z.B. die Sony A9 II) sind in erster Linie darauf ausgelegt, lautlos und schnell zu fotografieren. Dadurch wurde hier die Geschwindigkeit, mit der der Sensor ausgelesen werden kann, deutlich erhöht. Bei solchen Kameras treten daher weniger dieser unangenehmen Nebeneffekte auf.
Der elektronische Verschluss sorgt für Streifen
Wie bereits angesprochen bildet der elektronische Verschluss Streifen – vor allem in Verbindung mit Kunstlicht:
Einschränkungen beim Blitzen
Für Fotos mit Blitz ist der lautlose Verschluss ebenfalls weniger geeignet. Die Blitzsynchronzeit ist in der Regel die Verschlusszeit, zu der der Sensor noch komplett offen liegt (und noch nicht nur durch einen kleinen Schlitz belichtet wird).
Durch das Zeilenweise elektronische Auslesen ist ein solcher Moment nicht gegeben. Teilweise ist das sogar vom Kamerahersteller abgesichert: Sobald du die geräuschlose Aufnahme bei der Sony A7III aktivierst, deaktiviert sich daher der aufgesteckte Blitz. Und das auch bei aktiviertem HSS.
Bonus: Den elektronischen Verschluss bei Sony, Canon und Co. einstellen
Vielleicht denkst du dir: Okay, ich habe alle Vor- und Nachteile vom elektronischen Kameraverschluss verstanden. Doch wo stelle ich das nun im Kameramenü ein? Es ist nämlich meist nicht direkt verständlich, was kryptische Abkürzungen wie elekt. 1.verschl.vorh. im Menü bedeuten.
Deshalb zeige ich dir jetzt, wie du das bei beliebten spiegellosen Systemkameras wie der Sony Alpha 7 III, Nikon Z6 II oder Canon R5 bzw. Canon R6 einstellst.
Elektronischen Verschluss in der Canon R5 und Canon R6 aktivieren:
- Rufe das Kameramenü auf
- Navigiere ins Menü mit dem Kamera Symbol (erstes Menü)
- Rufe den 6. Reiter auf
- Wählen den »Auslöser Modus« aus und setze ihn auf »Elek. 1. Verschl.«. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
- Wähle alternativ »Mechanisch« um beide Vorhänge mechanisch oder »Elektronisch« um beide Vorhänge elektronisch und dadurch lautlos auszulösen
Elektronischen Verschluss in der Sony Alpha 7 III aktivieren:
- Rufe das Kameramenü auf
- Navigiere ins Menü mit dem lila Kamera Symbol (zweites Menü)
- Rufe den 4. Reiter auf
- Wählen den »Elekt. 1. Verschl.vorh.« aus und setze ihn auf »Ein«. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
- Wähle alternativ »Aus«, um beide Vorhänge mechanisch auszulösen. Im selben Menü kannst du die »Geräuschlose Auf.« auf »Ein« setzen, wodurch die Kamera um beide Vorhänge elektronisch und dadurch lautlos auslöst
Elektronischen Verschluss im neuen Sony Menü (ab Alpha 7 IV) aktivieren:
- Rufe das Kameramenü auf
- Navigiere ins Menü mit dem roten Kamera Symbol (erstes Menü)
- Rufe den 7. Unterpunkt »Verschl. / Lautlos« auf
- Wählen den »Elekt. 1. Verschl.vorh.« aus und setze ihn auf »Ein«. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
- Wähle alternativ »Aus«, um beide Vorhänge mechanisch auszulösen. Im selben Menü kannst du den »Lautlos-Modus« im Menüpunkt »LautlosModEinst.« auf »Ein« setzen, wodurch die Kamera um beide Vorhänge elektronisch und dadurch lautlos auslöst
Elektronischen Verschluss in Nikon Z Kameras (wie Nikon Z6 II) aktivieren:
- Rufe das Kameramenü auf
- Navigiere ins Individualfunktionen Menü mit dem Stift Symbol (vierter Menüpunkt)
- Rufe den Unterpunkt d »Aufnahme & Anzeigen« auf
- Wähle unter »Verschlusstyp« die Option »Elektronischer Verschluss auf ersten Vorhang« aus. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
- Wähle alternativ »Mechanischer Verschluss«, um beide Vorhänge mechanisch auszulösen. Andernfalls kannst du im Fotoaufnahme Menü (zweites Menü mit dem Kamera Symbol) die »Lautlose Aufnahme« aktivieren, wodurch die Kamera um beide Vorhänge elektronisch und dadurch lautlos auslöst
Elektronischen Verschluss in Fujifilm Kameras (wie Fujifilm X-T4) aktivieren:
- Rufe das Kameramenü auf
- Navigiere ins Menü »Aufnahme-Einstellung« mit dem Kamera Symbol (dritter Menüpunkt)
- Rufe den Unterpunkt »Auslösertyp« auf
- Wähle unter »Verschlusstyp« die Option »EF E-Frontvorh. Versch.« aus. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
- Wähle alternativ »MS Mechanischer Auslöser«, um beide Vorhänge mechanisch auszulösen. Andernfalls kannst du »ES Elektronischer Auslöser« aktivieren, wodurch die Kamera um beide Vorhänge elektronisch und dadurch lautlos auslöst
Fazit: Diese Einstellungen solltest du verwenden
Wie du siehst, ist jede Einstellung aktuell mehr oder weniger eine eigene Zwickmühle. Jede Art vom Verschluss hat Vor- und Nachteile. Unser Vorteil ist immerhin, dass wir den Verschluss relativ schnell auf jede Aufnahmesituation anpassen können.
Zusammenfassend kann man empfehlen:
Liegt keine Extremsituation vor, so kannst du den ersten elektronischen Verschlussvorhang aktiviert lassen und den Hybrid Verschluss nutzen. Dieser ist schnell, relativ leise und gibt ein direktes Fotografie Gefühl. Hier tritt meiner Erfahrung nach auch der Rolling Shutter Effekt oder Streifenbildung bei Kunstlichtern nur sehr selten auf.
Den ersten elektronischen Verschlussvorhang solltest du deaktivieren, wenn du den Fokus auf ein tolles Bokeh legst. Vorallem bei hellem Sonnenlicht und einer resultierenden Verschlusszeit von kürzer als 1/1000S bei offenen Blendenwerten. Sonst wirkt das Bokeh abgeschnitten und unruhig. Auch in Situationen, in denen negative Nebeneffekte wie Streifenbildung (durch Kunstlicht) oder seltsame Verzerrungen bei schnellen Bewegungen (Rolling Shutter) sichtbar werden, sollte komplett mechanisch ausgelöst werden.
Den komplett elektronischen Verschluss kannst du wählen, wenn weder schnelle Bewegungen, Kunstlicht oder Blitzlicht vorliegen. So kann die Kamera oft schnellere Serienfotos machen und komplett ohne Geräusch (und damit ohne Störung) fotografieren. Ich finde es allerdings für Porträts nicht ganz so vorteilhaft, da durch das fehlende Verschlussgeräusch kein Feedback für das Model erfolgt.
Zum Ende möchte ich euch noch das Video von Staphan Klapszus nahelegen. Er hat hier sehr gute Arbeit geleistet und konnte mir auch einige Infos für diesen Beitrag liefern. Er erklärt das ganze wirklich sehr ausführlich und gleichzeitig sehr verständlich. Er veranschaulicht auch, wie das mit dem kaputten Bokeh bei kurzen Verschlusszeiten zustande kommt. Schau dir also unbedingt noch das Video an:
Häufige Fragen zum Verschluss
Kann ich auch eine Spiegelreflexkamera komplett lautlos auslösen?
Die komplett geräuschlose Aufnahme ist den spiegellosen Systemkameras vorbehalten. Klassische Spiegelreflexkameras wie z.B. die Canon 90D können nicht lautlos auslösen. Viele DSRL Kameras haben oft lediglich einen leisen Modus, bei dem der Spiegel etwas sanfter schlägt.
Wie funktioniert ein mechanischer Verschluss?
Der mechanische Verschluss (auch Shutter genannt) besteht aus zwei Metallbauteilen, die die Belichtung des Sensors steuern. Vor der Belichtung verdeckt der erste Verschlussvorhang den Sensor. Bei der Auslösung gibt dieser dann den Sensor frei, wodurch die Belichtungszeit startet. Der zweite Verschlussvorhang beendet die Verschlusszeit. Beim Schlitzverschluss wird die Sensorfläche immer von oben nach unten belichtet, da sich die Verschlussvorhänge immer in diese Richtung bewegen.
Haben spiegellose Kameras einen Verschluss?
Auch spiegellose Systemkameras besitzen zwei mechanische Verschlussvorhänge. Darüber hinaus kann aber der erste Verschlussvorhang oder auch beide elektronisch erfolgen (elektronischer Shutter).
Was macht der Shutter Speed?
Shutter Speed ist im deutschen schlichtweg die Belichtungszeit. Sie gibt an, wie lange Licht auf den Sensor fällt Auf mechanischer ebene vom Kameraverschluss ist das die Zeit, die zwischen erstem und zweitem Verschlussvorhang vergeht und der Sensor dadurch offen liegt. Während dieser Zeit ist eine Belichtung möglich.
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Hallo Markus , ich habe die Canon R7 und von Canon das 100-400 mm Tele . Bin leiden-
schaftlicher Vogelfotograf und habe folgende Frage : Welchen Verschluss empfiehlst Du bei moderat bewegenden Vögeln ? Welche Seriengeschwindigkeit in Verbindung damit , die H schnell oder die H+ besonders schnell ? Ich habe da öfter Probleme , das nicht alle Details vom Vogel scharf werden und das gesamte Bild etwas matschig wirkt . Nach einem Monat Wartung bei Canon kann ich nicht von einem Durchbruch bei der Qualität sehen .
Beste Grüße
Michael Rickert
Servus Michael,
leider bin ich mit Vogelfotografie und der Canon R7 nicht wirklich vertraut. Da du hier aber wohl auch (vor allem tagsüber bei Sonnenschein) mit Verschlusszeiten ab 1/1000s fotografierst, ist ein Hybrid Verschluss nicht so gut für das Bokeh. Das betrifft aber nur Objektive mit wirklich hohe Offenblende, ob man es ab F4.0 sieht weiß ich nicht genau. Da es hier aber um Geschwindigkeit geht, könntest du auch den komplett elektronischen (lautlosen) Verschluss ausprobieren. Bei der Serienbild Geschwindigkeit liefert zumindest meine Sony A7 III bessere Ergebnisse vom Autofokus her, wenn ich nicht die höchste Geschwindigkeit nutze.
VG
Markus
Fehler in: Elektronischen Verschluss in der Canon R5 und Canon R6 aktivieren:
…
• Wählen den »Auslöser Modus« aus und setze ihn auf »Elek. 1. Verschl.«. So löst die Kamera den ersten Vorhang elektronisch und den zweiten Vorhang elektronisch aus
Siehe auch den 1. Kommentar von Michael 23. September 2023 um 7:41 Uhr, er hat Dir leider nicht geantwortet.
Nebenbei
Bei modernen DSLR werden die mechanischen Verschlüsse 1. und 2. Verschlussvorhang immer elektronisch gesteuert.
Vorschlag
Beim Hybrid-Verschluss (der Begriff gefällt mir) wird als 1. Verschlussvorhang der (voll)elektronische Verschluss verwendet, als 2. Verschlussvorhang wird der (elektronisch gesteuerte) mechanische Verschluss verwendet.
Vielleicht die begrifflichen Ungenauigkeiten im ganzen Artikel beheben?
Gruß Ingo
Was ich nicht verstehe, ist die Beschreibung der Einstellungen bei den Kameras:
Du schreibst in deinem Artikel, dass wenn zum Beispiel der erste Verschluss Vorhang im hybrid Modus ausgewählt wird, dass dieser dann elektronisch ist und der zweite auch elektronisch. Ich dachte zuerst, das wäre ein Fehler. Aber diese Bezeichnung hast du bei Canon Nikon Fuji und überall verwendet.
Wenn du einen hybriden Verschluss auswählst, wird aber doch der zweite Verschluss vorhangmechanisch verwendet und der Fall elektronische eben dann, wenn du zum Beispiel nur elektronisch auswählst, zum Beispiel auch beim lautlosen Verschluss
Genau so meine ich es eigentlich – von Hybrid spreche ich, wenn z.B. der erste Verschlussvorhang elektronisch erfolgt, der zweite mechanisch. Wo habe ich es unverständlich geschrieben? Könnte es möglicherweise ausbessern.
VG
Markus
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Danke für den ausführlichen Beitrag Markus.
Hoffe ich kann mir jetzt mal alles einigermaßen emrken…
Viele GRüße
Marcus
Super content, vielen Dank!!!
Weisst du ob der hybrid modus einfluss hat auf den DR? Der komplette elektronische Verschluss reduziert diesen ja recht stark.
Liebe Grüsse aus der Schweiz ☺️
Hallo Daniel,
vielen Dank! Das müsste ich erst noch genauer recherchieren – wäre aber ein interessantes Thema noch zur Ergänzung – nie vorher drüber nachgedacht :-) Ich würde spontan vermuten, dass es aber nur mit 1. elektr. Verschluss keine negativen Auswirkungen hat – erst (wie du schreibst) bei komplett elektronischer Auslösung.
Viele Grüße,
Markus
Danke für den Artikel, endlich einmal jemand, der es einem gescheit erklärt
Grüße aus dem Ruhrgebiet
Uli
Vielen Dank für den verständlichen Beitrag.
Da ich die Letzte Hochzeit überwiegend im Hybrid-Modus fotografiert habe, und das in Kombination mit dem 85mm 1.2er, hatte ich bei einigen Bildern das von Dir beschriebene Problem im Bokeh. Da man im Internet diesbezüglich nur wenig findet, war ich umso mehr erfreut darüber, Deinen Beitrag gefunden zu haben.
Mach nur weiter so. Es gibt nur wenige, die sich in solche Themen reinfuchsen, geschweige denn darüber berichten.
Kleine Anmerkung:
Bei einigen neueren DSLRs wie zB. der Canon EOS 90D oder der Nikon D850 kann auch geräuschlos Verschlossen werden, jedoch nur im LV-Modus.
Viele Grüße aus dem Ruhrpott
Tim
Ich wollte den Unterschied der Verschlüsse verstehen und lese hier viel Gutes aber denke, das hier ist ein Fehler bzw. Widerspruch:
“Viele Kameras, wie die Sony A9, sind darauf ausgelegt, überwiegend lautlos und schnell zu fotografieren. Dadurch wurde hier die Geschwindigkeit, mit der der Sensor ausgelesen werden kann, deutlich reduziert. Bei solchen Kameras hat man daher weniger dieser unangenehmen Nebeneffekte.”
Wurde nicht die Geschwindigkeit erhöht und so hat sich die Dauer reduziert (um den Sensor auszulesen)?
Gruß
Richard
Hallo Richard,
ich wollte hier wohl schreiben “wird die Dauer deutlich reduziert”. Ist ausgebessert.
VG
Markus
Danke, klasse erklärt!
Vielen Dank für den Beitrag.
Den Rolling Shutter Effekt sehe ich bei meiner GFX sehr häufig, allerdings habe ich selten Banding.
Ich nutze auf Hochzeiten im Standesamt fast nur den elektronischen Shutter bei 1/500 und versuche ein ruhiges Händchen zu haben. Dann ist das eine super Sache.
Am besten wäre ein Leaf- oder Globalshutter für Vollformat
Super erklärt, so dass es auch ein “technisches Genie”, wie ich es bin, verstanden hat. Vielen Dank dafür.
Danke für die gut verständliche und sehr anschaulich bebilderte Erläuterung. Besonders die Auswirkungen des ersten elektronischen Verschluss”vorhangs” auf das Bokeh waren mir nicht bewusst und sind sehr anschaulich dargestellt. Auch den Grund, warum ein elektronischer Verschluss nicht dazu taugt, die Blitzsynchronzeit zu verkürzen hast Du super erläutert.
Eine kleine Ergänzung von meiner Seite: In manchen aktuellen DSLR-Kameras kann man heute durchaus auch elektronische Verschluss”vorhänge” nutzen, ohne gleichzeitig auf Live-View zu wechseln. Beispielsweise bietet Pentax in der KP einen vollelektronischen Modus an (der sich im deutschsprachigen Menü bekloppterweise hinter dem Begriff ‘elektronische Blende’ verbirgt). Natürlich ist das dann nicht geräuschlos (der Spiegel…) aber er ermöglicht eben extrem kurze Belichtungszeiten.
Herzliche Grüße: Stefan
Lieber Markus,
herzlichen Dank für dies ausführliche Erklärung zum Thema Kameraverschluss. Auch wenn ich das alles schon einmal gehört hatte, war diese Auffrischung von Dir besonders wertvoll. So toll erklärt kann das auch ein Nicht-Profi gut verstehen und damit ggf. seine Resultate positiv beeinflussen! :-)
Ich freue mich auch Deinen nächsten Beitrag und grüsse Dich herzlich aus Basel in der Schweiz!
Jakob