Wodurch wirken Outdoor Portraits in der Natur so einzigartig? Alleine durch die Location? Oder durch die abgebildete Person? Die richtigen Posen für Fotos? Das Licht? Jeder dieser Zutaten spielt eine wichtige Rolle.
Diese will ich dir in diesem Beitrag als Schritt für Schritt Anleitung zum perfekten Outdoor Portrait zeigen. So wirst du lockere Outdoor Fotoshootings durchführen, deren Ergebnisse man sich zweimal ansieht.
Es wird darum gehen, was du alles beachten solltest und welches Equipment sich am besten eignet. Dazu zeige ich dir weitere nützliche Links zu den einzelnen Themen sowie den fotografischen Gadgets / Equipment.

Natürliche Portraits zu fotografieren sehe ich als Unterkategorie der allgemeinen Menschen Fotografie, über die du hier noch einmal alle Portrait Grundlagen im großen Leitfaden findest.
Inhaltsverzeichnis
1. Die perfekte Natur Portrait Location finden
Gehst du öfter spazieren? Wenn nicht solltest du das häufiger tun – denn so entdeckst du die besten Fotografie Locations. Auf diese Weise habe ich damals den kleinen Weiher mit dem Schilf entdeckt, wo eine der gezeigten Serien entstanden ist.
Die andere Location ist mir ebenfalls zu Fuß beim Wandern aufgefallen. Ich merkte mir diese Locations sofort vor.
Tipp: Es lohnt sich solche Location-Einfälle immer wieder als Liste festzuhalten.


Ideen für Outdoor Portrait Fotoshooting Orte / Locations:
- Wald – Perfekt für mystische, ruhige oder romantische Fotos mit weichem Licht und spannenden Strukturen.
- Felder & Wiesen – Ideal für warme Sonnenuntergangsstimmungen, Weitwinkelporträts oder sommerliche Vibes.
- Berge & Hügel – Großartige Kulisse für Weitblick-Perspektiven, Freiheitsgefühl und epische Landschaftsfotos.
- Seen & Teiche – Spiegelungen und Nebelstimmungen am Morgen sorgen für atmosphärische Bilder.
- Flussufer oder Bachläufe – Bewegung im Wasser + interessante Vordergründe mit Steinen oder Moos.
- Wegesränder & Waldpfade – Linienführung durch den Pfad = tolle Bildtiefe, dazu sanftes Licht durch die Bäume.
- Blumenwiesen – Besonders im Frühling/Sommer stimmungsvoll für verspielte, natürliche Porträts.
- Schluchten oder Felsformationen – Rau, kontrastreich und mit spannender Kulisse – super für Storytelling.
- Gräser- oder Schilfflächen – Schöne Strukturen und fließende Bewegungen im Wind für dynamische Bilder.
- Hochgelegene Aussichtspunkte – Für Weitwinkel-Aufnahmen mit beeindruckender Fernsicht und Tiefe.
Es müssen auch nicht immer die prächtigsten Kulissen mit dem besten Ausblick sein. Wie schon angesprochen fand das eine Portrait Shooting an einem kleinen, unscheinbaren Weiher statt. Besonders interessant war hierbei das Schilf und allgemein das viele Grün. Rundherum viel Grün – so gefällt mir das. Und auch deinem Bild wird das gut tun.
Wenn du gerne Portraits draußen in der Natur machen willst, solltest du dort auch regelmäßig ohne Kamera unterwegs sein.
Als Fazit dieses Abschnitts ist es wichtig zu sagen, dass man die besten Locations weder über Google Maps, noch beim Vorbeifahren mit dem Auto entdecken kann. Dorthin bringen einen wirklich nur die Füße und müssen vorab erst einmal gefunden werden. Hier findest du weitere Gedanken zum Thema Fotografie Location finden. Im Beitrag gibt es zusätzlich eine Liste mit 25 Ideen um direkt loszulegen.
2. Das richtige Styling und Outfit wählen
Natürliche Aufnahmen kann man beinahe mit jedem Typ Menschen machen. Wichtiger ist es, welche Frisur, Make-Up und Kleidung ihr auswählt.
Das sollte zur Location bzw. der Natur passen. Übertreibt es also Make-Up mäßig nicht. Auch die Frisur lieber etwas lockerer und natürlicher lassen, am besten mit Locken.

Nutze diese Ideen für Styling (betrifft hauptsächlich Frauen):
- Lange Haare wirken auf Bildern mit Locken / wellen voluminöser und interessanter
- Wählt ein zurückgenommeneres Make-Up für mehr Natürlichkeit (kein Metal-Konzert!)
Nutze diese Ideen für Outfit und Accessoires:
- Wählt Outfits ohne auffällige (Marken-)Aufdrucke oder Werbung
- Statt Aufdrucken können Klamotten durch Strukturen wie grobe Strickmaschen etc. für mehr Räumlichkeit sorgen
- Bringt genug Auswahl mit, um spontan im Outfit zu variieren
- Achtet auf natürlich gedeckt Farbtöne (braune Erdtöne, Grüntöne, Beige) und meidet Warnfarben (z.B. Orange) sowie rein weiße Kleidung (zieht durch extreme Helligkeit zu viel Aufmerksamkeit)
- Denkt an mehrere Lagen: Über ein einfaches Oberteil kann wie hier noch eine lockere Bluse oder Jäckchen geschmissen werden – vor allem durch offene Jacken erhält das Outfit mehr Tiefe
- Benutzt darüber hinaus auch noch Foto-Requisiten. Oder auch Accessoires wie Hut, Poncho, Decke oder Brille. Seid kreativ und bringt solche Dinge mit in dein Bild. So kannst du eine komplett neue Geschichte erzählen.


3. Das perfekte Licht für das Fotoshooting in der Natur
Für gelungene Fotos vom Outdoor Fotoshooting nutzt du natürliches Licht – also Available Light. Dafür hast du zwei gute Optionen:
Golden Hour für bestes Available Light nutzen
Generell solltest du dir mit deinem Shooting bis abends Zeit lassen. Ab der Golden Hour wird das Licht viel weicher und rötlich warm. Das schmeichelt sowohl der Haut des Models, als auch deiner Bildstimmung. Das sin die Vorteile von Sonnen- auf und -Untergang:
- Licht ist nicht mehr so stark und harsch wie zur Mittagszeit
- Durch die tiefe Sonne ist seitliches Licht möglich, das für mehr Tiefe sorgt
- Sonne kann auch als Gegenlicht genutzt werden, wodurch das Model ein Streiflicht erhält
- Die Lichttemperatur wird angenehm warm, wovon die Hauttöne sehr profitieren

Wenn der Himmel nicht mit einer dichten Wolkendecke belegt ist, kann es sich also lohnen bis abends zu warten. Hierfür kannst du auch einfach »Sonnenuntergang« auf Google eingeben und erhältst die entsprechende Uhrzeit. Bedenke, dass das der Zeitpunkt ist, ab dem die Sonne dann gleich komplett verschwindet. Das weiche und warme natürliche Licht tritt bereits schon 30-60 Minuten vorher auf.
Beispiel für Bilder zum Sonnenuntergang:
- Sonnenuntergang laut Google oder Wetter-App: 21:26 Uhr
- Beginn der Golden Hour: ca. 20:30 Uhr
- Beginn des Shootings vor Ort: Spätestens 20:00 Uhr
Du musst bedenken, dass du bei Beginn der Golden Hour die besten Bilder machen willst. Bis dahin musst du also nicht nur schon vor Ort sein, sondern dich am besten auch schon mit deinem Model warm geshootet haben. Und natürlich kann man auch vor der Golden Hour schon gute Fotos machen.
Tipp: Nicht jeder Ort ist bis zum theoretischen Beginn der Golden Hour ausgeleuchtet. Manchmal versperren Wälder, Berge oder andere Hindernisse schon früher das Licht. Hier musst du also entsprechend eher anfangen. Natürlich können auch nach Sonnenuntergang noch Fotos gemacht werden. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die blaue Stunde, bei der das Licht allmählich kälter wird, aber sehr weich und indirekt vom Himmel ausgestreut wird.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, überprüfe bereits am Abend vor dem eigentlichen Shooting, ob der Zeitpunkt des Sonnenuntergangs tatsächlich richtig liegt.

Tipp: Mit der App Sunseeker (iOS / Android) kannst du schon tagsüber den exakten Sonnenverlauf mithilfe von eingeblendeten Linien und Uhrzeiten herausfinden.
Fotografiere ansonsten immer im Schatten
Das Shooting muss nicht zwingend abends stattfinden. Du kannst natürlich auch nachmittags shooten. Direktes und hartes Sonnenlicht macht jedoch nicht nur eine unreine Haut – auch bilden sich im Gesicht des Models unvorteilhafte Schatten. Dazu kommt, dass oft versehentlich Bereiche ausbrennen.
Ich würde deshalb empfehlen, den Schatten aufzusuchen. Hier ist das Licht meistens weicher. Auch hier musst du aber herausfinden, aus welcher Richtung das Licht kommt. Dann kannst du bewusst entscheiden, ob du gegen oder mit dem Licht fotografieren willst. Wie du hier genau vorgehst erfährst du auch in meinem Buch Outdoor Porträts sehen, die ich dir an dieser Stelle in Eigenwerbung empfehlen will. Hier veranschauliche ich anhand von vielen Fotos und entsprechenden Lichtskizzen, wie du am besten vorgehst.

4. Natürliche Posen für das Fotoshooting (Outdoor)
Guck dir zuerst einmal diese Ideen hier für ein gelunges Fotoshooting Posing an:











Hier fallen direkt drei Posing-Techniken auf, die du dir für dein Outdoor Portrait Fotoshooting merken solltest:
- Asymmetrie: Auf keinem der Bilder werden beide Arme in derselben Art und Weise gehalten. Stattdessen sieht jede Körperhälfte anders aus. Lass die Person also z.B. nicht brav gleichmäßig auf beiden beinen stehen. Sondern das Gewicht auf ein Bein verlagern – dadurch löst sich eine starre Haltung meistens von selbst auf.
- Hände nicht hängen lassen: Lass die Person niemals die Hände einfach nur hängen. Ja, auch dadurch entsteht Symmetrie. Wenn die Hände etwas machen, wirkt das Model immer sicherer. Lass z.B. eine Hand in die Tasche stecken oder an die Hüfte / oder den Körper anlegen. Auch Requsiten / Accessories wie Hüte helfen, Kontaktpunkte mit dem Hand-Posing zu schaffen. Wenn das Model etwas zu spielen hat, fühlen sich Personen vor deiner Kamera immer sicherer.
- Einen natürlichem Rahmen für Bewegungen schaffen: Weise Posen nicht immer nur direkt an. Sondern stecke einen Rahmen ab, in dem sich das Model frei bewegt. Sag z.B. die Person soll zwischen zwei Punkten in und herlaufen und NICHT in die Kamera schauen. Du trittst dabei zurück und fängst einfach die Momente ein.
4. Richtige Kameraeinstellung für die Portraits draußen
Für richtig schöne Porträts lohnt es sich, deine Fotografie Ausrüstung für diese Art der Fotografie auszulegen. Daher empfehle ich dir:
- Portrait Kamera: Eine Vollformat-Kamera wie die Sony A7 III
- Festbrennweite: Ein lichtstarkes Objektive wie ein 85mm 1.4 für gute Hintergrundunschärfe. Für den Anfang bist du auch mit einem günstigeren 50mm 1.8 Objektiv gut bedient!
- 5-in-1 Reflektor*: Kaum ein Werkzeug ist in der Fotografie so günstig, aber gleichzeitig so wertvoll für deine Fotos! Im richtigen Winkel gehalten kannst du schnell und einfach die Ausleuchtung im Gesicht verbessern. Dadurch verschwinden störende Schatten, Augenringe und andere Makel.
Die richtigen Kameraeinstellungen um draußen Portraits zu machen sind auch relativ simpel:
- Augen-Autofokus und AF-C: Wenn du eine aktuelle spiegellose Systemkamera hast, kannst du höchst wahrscheinlich den Augen-Autofokus einstellen. Dort muss die Schärfe immer liegen! Da sich dein Model bewegt, nutzt du AF-C für kontinuierliche Schärfenachführung!
- Verschlusszeit: Die Fotos sollen durch die Bewegung des Models lebendig werden. Dass du diese Bewegung scharf einfängst, nutzt mind. 1/320 Sekunde
- Blende: Hier kommt es vor allem auf den Abstand zu deinem Model an – wenn du ein sehr nahes Kopf-Porträt fotografierst wählst du mindestens F2.8, wenn die Person weiter weg im Bild ist kannst du auch bis F1.4 gehen
- Weißabgleich: Für warme Portrait Farben bereits beim Shooting empfehle ich den Weißabgleich auf Schatten oder Wolkig zu stellen.
- RAW-Format: Um später einen gelungenen Lightroom Farblook (Link zu meinen THO ONE Presets) zu bearbeiten, fotografierst du vor Ort direkt in RAW. So kannst du auch die beste Bildqualität herausholen.
Die Belichtung vollendest du, indem du den ISO-Wert möglichst niedrig wählst und die Verschlusszeit bei Bedarf noch weiter verkürzt und Überbelichtung vermeidest.
Aber Vorsicht: Wenn du eine Verschlusszeit zwischen 1/1000s und 1/8000s wählst, solltest du den elektronischen 1. Verschlussvorhang deaktivieren. Aus Erfahrung kann ich sagen: Das Bokeh leidet sonst extrem.


Tipp: Benutze eine geöffnete Blende, um dein Bild in Ebenen aufbauen zu können. Denke bei Unschärfe nicht nur an einen Hintergrund, sondern auch an den Vordergrund. Unter F2.0 kann es allerdings schwierig werden, die Schärfeebene richtig auf das Model zu legen.
6. Porträt Ideen für’s Outdoor Fotoshooting
Falls du noch keine konkrete Shooting Idee hast, wirst du glücklicherweise genug Inspiration finden. Meine erste Empfehlung ist hierbei Pinterest.
Auch ich bin hier aktiv und habe viele Pinnwände mit Inspiration zusammengestellt. Dazu kannst du dir die besten Tricks ebenfalls als Pin merken. Ich würde mich freuen wenn du mal vorbeischaust und mir dort folgst.
Ansonsten findest du Ideen und Inspiration bestimmt auch über Outfits, Requsiten un die Location:

































Fazit: Die Natur bietet viele Möglichkeiten und Ideen für gelungene Outdoor Portraits
Wie du siehst gibt es für gelungene Natur Portraits eine Menge zu beachten. Auch wenn ähnliche Bilder vorher im Moodboard noch so simpel ausgesehen haben.
Ein kleiner Trost ist aber schon in den Punkten erkennbar: Nur einer der neun Punkte dreht sich um die Ausrüstung. Das heißt die anderen acht können auch ohne große finanzielle Mittel oder gar kostenlos bewerkstelligt werden. Am Ende steht ein gutes Motiv und Ausführung über allem. Hochwertige Ausrüstung ist dann nur noch das i-Tüpfelchen in Sachen Schärfe, Bokeh und Bildqualität.
So muss eben alles ineinander greifen. Schon ein einziger veränderter oder verfehlter Faktor kann das Bild ruinieren: Das passende Model mit dem richtigen Styling muss zur richtigen Uhrzeit am richtigen Ort mit gutem Licht fotografiert werden.
Du hast in diesem Beitrag wirklich sehr viel über meine Arbeitsweise erfahren. Wenn diese Tipps für dich nützlich waren, will ich an dieser Stelle zwingend noch einmal in Eigenwerbung auf mein Outdoor Portrait sehen Buch verweisen. Hier hast du diese und noch viele weitere Techniken für geniale Available Light Portraits in einem Buch. Dazu gibt es eine Checkliste zum Ausdrucken, die dir direkt beim Shooting bei Posing, Umgang mit Licht und allem weiteren helfen wird.
Nun bist du dran: Welche Technik hilft dir am meisten, um Outdoor Portraits zu fotografieren? Habe ich eine vergessen oder stimmst du mit mir überein? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Ich werde zuerst üben dann kommen die Fragen
Hallo Markus,
Du schreibst „Unter F2.0 kann es allerdings schwierig werden, die Schärfeebene richtig auf das Model zu legen.“ Da gebe ich Dir recht, habe mich bei einem F1.8 50 mm-Objektiv auch schon mehrfach über die geringe „Trefferquote“ gewundert, vor allem, wenn man aus der Hand fotografiert, was man bei Portraits ja in der Regel macht. Ich nutze dann beim Autofokus statt „One Shot“ gerne „Servo“, so regelt die Kamera den Autofokus permanent nach und die Chance steigt, dass er dann bei einer Bildserie auch mindestens einmal genau auf dem Auge liegt. Schließlich hält man die Kamera ja nie ganz ruhig und verschwenkt sie permanent ein Stück.
LG
Stefan