Mit der Blende erhältst du das ultimative Fotografie-Werkzeug, um dein Bild so zu gestalten, wie du es dir vorstellst. Weit verbreitet ist das Wissen über die beiden Hauptfunktionen der Blende:
Sie regelt zum einen die Lichtmenge, die durch das Objektiv auf den Sensor gelangen kann. Zum anderen ist sie für die Tiefenschärfe im Bild verantwortlich. Durch den Einsatz von Tiefenschärfe kannst du den Blick später durch das Bild lenken. Somit ist die Kamera Blende für die Portraitfotografie und weitere Motive ein essentielles Werkzeug für stimmige Fotos.
Doch das ist noch nicht alles: Die Blende ist noch für weitere Dinge im Bild verantwortlich, an die viele Fotografen überhaupt nicht denken. Daher zeige ich dir in diesem Beitrag alles, was du über die Objektiv-Blende wissen musst. Insgesamt sind es sieben Aspekte, die du mit der Wahl der Kamera-Blende beeinflussen kannst.
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist die Blende der Kamera?
Die Blende ist die Öffnung im Inneren deines Objektivs. Dabei kannst du selbst die Größe der Blendenöffnung bestimmen. So kannst du um mehr oder weniger Licht in die Kamera lassen. Die Größe der Blende wird in Blendenwerten gemessen, wobei eine niedrige Blendenzahl eine größere Blende und eine höherer Blendenzahl eine kleinere Blendenöffnung bedeutet. Die Schreibweise der Blendenzahl wird zusammen mit einem F versehen, weshalb die Blendenstufe oft auch als F-Wert bezeichnet wird.
Während die Blendenöffnung bei einer kleinen Blendenzahl wie z.B. F1.4 sehr groß ist, ist sie bei einer großen Blendenzahl wie z.B. F16 nur noch sehr klein.
Auf Offenblende wird das komplette Licht durch gelassen, für kleinere Blenden wird die Öffnung durch bewegliche Lamellen verkleinert. Der Vorgang, bei dem du die Blende schließt, wird auch als Abblenden bezeichnet.
So sieht die Veränderung der Blende im Objektiv so aus:
Blendenstufen-Tabelle: Alle Werte als Übersicht
In dieser Tabelle erhältst du einen Überblick über die Einteilung der Blendenstufen bzw. alle Blendenzahlen:
Ganze Blenden | Halbe Blenden | Drittel Blenden |
F1 F1.4 F2 F2.8 F4 F5.6 F8 F11 F16 F22 | F1 F1.2 F1.4 F1.7 F2 F2.4 F2.8 F3.4 F4 F4.8 F5.6 F6.7 F8 F9.5 F11 F13 F16 F19 F22 | F1 F1.1 F1.2 F1.4 F1,6 F1.8 F2 F2.2 F2.5 F2.8 F3.2 F3.5 F4 F4.5 F5.0 F5.6 F6.3 F7.1 F8 F9 F10 F11 F13 F14 F16 F18 F20 F22 |
Die besten Objektive können eine Offenblende von bis zu F1.0 aufweisen. Die kleinste Blende ist bei den meisten Objektiven die Blende 22. Einige Objektive lassen sich noch weiter schließen, was aber im normalen Gebrauch eigentlich nicht nötig ist.
Die Bedeutung von Blendenstufe, Blendenzahl und F-Wert
Jede ganze Blendenzahl bedeutet eine Halbierung oder Verdoppelung der Lichtmenge, die in die Kamera gelangt. Eine Blende von F2.0 lässt zum Beispiel doppelt so viel Licht wie eine Blende von F2.8 durch. Von einer Blende F4.0 auf F2.8 wird die Lichtmenge wiederum halbiert.
Diese seltsamen Zahlen beschreiben immer ein Verhältnis zwischen der Brennweite des Objektivs und dem Durchmesser der Blende. Dafür wird immer Brennweite durch Blendenzahl dividiert: Bei einem 100mm Objektiv beträgt die Blendenöffnung auf F2.0 im Durchmesser 50mm. Bei Blende F4.0 nur noch 25mm.
Diesen scheinbar zufälligen Zahlen liegt also die Tatsache zugrunde, dass die Lichtmenge durch die Blendengröße verdoppelt oder halbiert wird. Durch die Flächenberechnung des Kreises ergeben sich die Blendenzahlen.
Die Schritte in der du die Blende öffnest oder schließt – also halbe oder ganze stufen – werden auch Blendenstufen genannt. Wenn du die Blende z.B. von F1.4 auf F2.0 schließt, hast du eine ganze Blendenstufe abgeblendet. Von Blende F1.4 auf F1.6 wäre es eine Drittel-Blendenstufe. Die präziseren Drittel-Blendenstufen sind der Standardwert, den deine Kamera immer verstellt, wenn du das Blendenrad um eine Stufe weiterdrehst.
Achtung – Blendenstufe meint nicht immer nur die Blende selbst: Genau dieselbe Lichtmenge, die durch eine Drittel-Blendenstufen verändert wird, findet sich auch in Verschlusszeit- und ISO-Wert wieder. Wenn du das Blendenrad um eine Drittelblende verringerst, kannst du mit dem Rad der Verschlusszeit oder ISO-Wert um eine Drittelblende erhöhen und die Belichtung ist wieder dieselbe. Daher wird auch bei der Belichtung generell in Blendenstufen oder Blendenschritten gesprochen (engl. F-Stop – im Deutschen daher oft auch F-Wert genannt). Das meinte nicht immer nur die Objektiv-Blende, sondern eine generelle Erhöhung oder Verringerung der Belichtung.
2. Diese 6 Aspekte werden von unterschiedlichen Kamera Blenden beinflusst
Die Blende beeinflusst sowohl die Schärfentiefe als auch die Belichtung eines Fotos. Doch auch noch ein paar weitere Dinge. Ich zeige dir nun alle wichtigen Aspekte, die du bei der Blendwahl im Hinterkopf behalten solltest.
Ja, einige der folgenden Problemchen können auch nachträglich in Lightroom korrigiert werden. Dennoch bist du bestens aufgestellt, wenn du schon bei der Blendenwahl Bescheid weißt.
2.1 Lichtmenge per Kamerablende steuern
Die Kamerablende ist neben Verschlusszeit und ISO-Wert der dritte Parameter im Belichtungsdreieck. Durch Öffnen und Schließen der Lichtöffnung beeinflusst du direkt die Belichtung. Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) erhöht die Belichtung, während eine kleinere Blende (höhere Blendenzahl) die Belichtung verringert.
Du kannst dir das wie einen Wasserhahn vorstellen: Wenn du ihn komplett aufdrehst, kann durch die volle Öffnung sehr viel Wasser auf einmal fließen. Drehst du ihn zu, verringert sich die Größe der Öffnung und nur sehr wenig fließt auf einmal hindurch.
Besonders interessant wird die Blende für die Belichtung in sehr hellen Situationen. Immer dann, wenn du schon auf niedrigstem ISO100 und der kürzesten Verschlusszeit von z.B. 1/4000s fotografierst. In diesem Fall musst du die Blende schließen, um eine Überbelichtung zu vermeiden. Das ist meistens bei strahlender Mittagssonne der Fall:
Vorher: Große Blende / Nachher: Kleine Blende
2.2 Tiefenschärfe durch Blendenöffnung kontrollieren
Der Grad der Tiefenschärfe (oder auch Schärfentiefe) gibt an, wie stark Bildbereiche vor und hinter der Fokusebene in Unschärfe abdriften.
Durch den Blendenwert kannst du direkt bestimmen, wie unscharf der Vorder- oder Hintergrund im Foto erscheint. Das wird dir helfen, den Blick durch das Foto zu lenken, störende Bildbereiche auszublenden und dein Hauptmotiv vom restlichen Foto zu isolieren.
Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) verringert die Schärfentiefe, sodass nur ein Teil des Fotos scharf abgebildet wird. Eine kleinere Blende (große Blendenzahl) erhöht die Tiefenschärfe, so dass das Bild durchgehend scharf ist.
Das passiert dadurch, da sich beim Öffnen und Schließen der Blende nicht nur die Menge des Lichts ändert. Auch wird durch die Blendenöffnung der Winkel bestimmt, in dem die Lichtstrahlen auf den Sensor (den Brennpunkt) gelangen:
Durch eine geschlossene Blende besitzen die Strahlen einen flacheren Winkel, wodurch der Unschärferadius nicht mehr so groß ausfällt. So kannst du entscheiden, wie sehr die Bereiche außerhalb der fokussierten Bereichs in Unschärfe verschwinden.
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Vorher: 135mm – Blende auf F1.8 / Nachher: 135mm – Blende auf F10
An deiner spiegellosen Systemkamera siehst du bereits beim Blick durch den Sucher, wie hoch die Tiefenschärfe ausfällt. Bei einer klassischen Spiegelreflexkamera siehst du durch den Sucher immer eine Vorschau auf Offenblende. Wieso? Weil nur so das Sucherbild hell bleibt. Die DSLR schließt die Blende immer nur kurz für den Moment des Fotos. Anschließend öffnet sie die Blende wieder für ein klares Sucherbild. Um trotzdem eine Vorschau zu liefern, musst du die Abblendtaste gedrückt halten. Dann zeigt die DSRL auch im Sucher die tatsächliche Tiefenschärfe.
Tipp: In den meisten Fällen möchtest du für die gewünschte Tiefenschärfe einen fixen Blendenwert einstellen, wohingegen die Verschlusszeit und ISO von der Kamera selbst eingestellt werden können. In diesem Fall bietet sich der AV-Modus (Blendenpriorität) zusammen mit Auto-ISO an.
2.3 Objektiv-Schärfe durch Abblenden erhöhen
So schön die Fotos auch aussehen, die mit offener Blende mit maximaler Hintergrundunschärfe geschossen wurden: Wenn du wirklich die maximale Abbildungsschärfe erreichen willst, musst du etwas abblenden. Sobald du z.B. dein F1.4 Objektiv auf F2.2 abblendest, erhältst du zwar minimal weniger Hintergrundunschärfe – der fokussierte Bereich erscheint dann aber in brillanter Schärfe.
Ja, die meisten neueren Objektive liefern bereits auf Offenblende eine kompromisslose Schärfe. Doch gerade günstigere Objektive blendest du für optimale Schärfe am besten etwas ab. Behalte diesen Aspekt auch beim Objektivkauf im Hinterkopf: Auch wenn du ein günstigeres F1.4 dann vielleicht erst ab F2.0 nutzt – so würdest du ein F2.0 Objektiv dann erst mit noch weiter geschlosseneren Blende nutzen. Oder aber du investierst genug, dass das Objektiv bereits auf F1.4 scharf genug ist.
Beispielsweise bei Landschaften suchst du in der Regel nicht den Effekt von einem unscharfen Hintergrund. Daher kannst du den Schärfeeffekt durch Abblenden noch weiter erhöhen. Du kannst hier also z.B. eine Blende F8 für gestochene Schärfe nutzen.
Vorher: Objektiv auf Offenblende F2.0 / Nachher: Abgeblendet auf F8.0 (Sony 28mm 2.0)
Achtung: Die Bildschärfe erreicht meistens um Blende F8 ihr Maximum. Anschließend nimmt die Bildschärfe aufgrund von Beugungsunschärfe wieder ab. Unter Beugung versteht man die Biegung des Lichts, wenn es durch eine sehr kleine Blende fällt. Dies kann dazu führen, dass Fotos unscharf werden. Das bedeutet dass Blende F11 nicht unbedingt schärfer ist als Blende F8. Die Blendenzahl, ab der die Beugungsunschärfe einsetzt, ist individuell von der Sensorgröße und Megapixel-Anzahl deiner Kamera abhängig. Die optimale Blendenzahl mit der höchsten Schärfe heißt auch Förderliche Blende.
2.4 Vignettierung durch kleine Blende entfernen
Vignettierung bezeichnet die Abdunkelung zu den Bildrändern. Diese ist bei offener Blende am stärksten. Wenn diese je nach Objektiv zu störend erscheinen kann es sinnvoll sein, ein wenig abzublenden. Dann verschwinden die dunklen Bildränder.
Ab und zu ist die Vignettierung aber auch als Stilmittel zu gebrauchen, da so der Blick noch besser auf das Bildzentrum gelenkt wird.
2.5 Chromatische Aberrationen durch Abblenden entfernen
Kennst du die farbigen Säume an Kontrastkanten? Diese werden chromatische Aberrationen genannt. Sie lassen sich auch verringern oder sogar beseitigen, indem du etwas abblendest. Oft reicht es in diesen (Gegenlicht-) Situationen aus, wenn du eine ganze Blendenstufe abblendest.
2.6 Sonnenstern mit richtigem Blendenwert fotografieren
Wenn du etwas weiter abblendest und eine kleine Blende wählst, zeigt sich ca. ab F5.6 – F8.0 das Phänomen des Sonnensterns. Hier erscheint die Sonne und andere Lichtquellen im Bild besonders interessant. Denn ausgehend vom Licht werden Strahlen sichtbar. Diese entstehen durch das Beugen der Lichtstrahlen über die Kanten der kleinen Blendenöffnung. Vor allem in der Landschaftsfotografie ein sehr schöner Effekt:
3. Gut zu Wissen: Die Blendenform bestimmt die Bokeh Erscheinung
Größe und Form Blende der Kamera spiegeln sich immer direkt im Bokeh bzw. dem unscharfen Hintergrund wieder. Diese Eigenschaften werden direkt dorthin projeziert. Das klingt abstrakt, wird aber mit einem spielerischen Beispiel deutlich:
Wenn du dir aus Karton eine beliebige Form ausschneidest und vor dem Objektiv anbringst, wird das Bokeh diese Form annehmen. Im Internet sind sogenannte Bokeh-Schablonen erhältlich. Doch ich würde dir empfehlen, das einfach selbst mit Karton und Cutter auszuprobieren. Diese Spielerei half mir, den gesamten Sachverhalt besser zu verstehen:
Die Form des Dreiecks wird in unscharfen Bereichen sichtbar werden – vor allem in Lichtpunkten. Alles, was vorher kreisförmig war, ist nun dreieckig. In Bereichen neben den klaren Lichtpunkten sorgt das allerdings für ein ziemlich unruhiges Bokeh:
Vorher: 85mm auf F1.4 / Nachher: 85mm mit Bokeh-Schablone
Das bedeutet, dass die Form der Blende eine entscheidende Rolle spielt, wie ästhetisch das Bokeh erscheint.
Denn genau so wie das Bokeh die Form der Schablone annimmt, werden auch sonst die Eigenschaften der Blende dorthin übertragen.
Erstens werden die Bokeh-Kreise umso größer, je größer die Blendenöffnung wird. Wenn du abblendest, werden die Bokeh-Kreise kleiner und die Hintergrundunschärfe entsprechend geringer. Du erinnerst dich an die Skizze mit dem Unschärfe-Radius? Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Objektiv mit großer F1.2 Blende durch die großen Bokeh-Kreise einen großen Unschärfe-Kreis besitzt. Hätte ich das Dreieck der Schablone kleiner geschnitten, würde dieses auch im Hintergrund kleiner erscheinen (die Blendenöffnung wäre kleiner).
Durch die Kompression von Objektiven mit hoher Brennweite (z.B. ein 135mm Objektiv) rückt der Hintergrund bekanntlich näher an das Hauptmotiv heran, weshalb die Kreise noch einmal größer erscheinen. Der Unschärfe-Radius wird noch höher. Deshalb bieten solche Objektive eine derart weiche Hintergrundunschärfe.
Zweitens wird auch die Form der Blende wie bei den Schablonen immer im Bokeh sichtbar. Vielleicht fragst du dich jetzt: »Aber die Blende ist doch immer kreisrund?«
Ja, auf Offenblende ist das bei jedem Objektiv der Fall, dass das Bokeh ein perfekter Kreis ist. Doch beim Abblenden trennt sich das teure Glas von Spielzeug-Linsen: Denn hier kommen die Blendenlamellen ins Spiel. Bei günstigeren Objektiven bilden diese schon relativ früh keinen perfekten Kreis mehr, sondern ein kantiges Ei. Das überträgt sich dann auf das Bokeh, wodurch dieses unruhiger wirkt. Lamellen von teureren Objektiven behalten auch nach dem Abblenden einen perfekten Kreis bei – wodurch das Bokeh auch dann noch einheitlicher wirkt.
Das ist der Grund, warum sich Hersteller so intensiv mit der Wahl der Lamellenanzahl- und Form beschäftigen.
Gut zu Wissen: Wie wäre es, wenn es eine Bokehschablone gäbe, die zum Rand hin einen weichen Verlauf bildet? Dadurch würden die Bokeh-Kreise dann eine weiche Kontur erhalten. Die gute Nachricht: Es gibt einen solchen Apodisationsfilter (APD). Bekannte Beispiele für Objektive mit diesem Filter sind das Sony 100mm 2.8 GM*, Fujifilm 56mm 1.2 APD* oder aber auch das Canon 85mm 1.2 DS*. Bei diesen Objektiven wird das Bokeh ohne scharfe Kanten dargestellt. Einziger Nachteil: Die Lichtstärke wird etwas geschwächt.
4. Welche Blendeneinstellung solltest du für welches Motiv wählen?
Welche Blendeneinstellung für ein bestimmtes Motiv optimal ist, hängt von dem gewünschten Effekt ab. Viele Motive wirken besser, wenn der Hintergrund in sanfter Unschärfe verschwindet. Für manche Motive möchtest du aber eine hohe Schärfentiefe und brillante Abbildungsschärfe.
Motiv | Empfohlene Blende |
Porträt | F1.4 – F2.8 |
Porträt mit 2 Personen | F2.8 – F3.5 |
Gruppenfotos (je nach Anzahl und Aufstellung) | F4.0 – F8.0 |
Landschaft | F8 – F16 |
Makro | F2.8 – F8.0 |
Innenräume / Dunkelheit | F1.4 – F2.0 |
Helle Sonne | F2.8 – F5.6 |
Bei Porträts solltest du bei der Entscheidung der Blende immer deine Brennweite sowie Fokusdistanz mit einbeziehen. Während F1.4 auf einem Weitwinkel-Ganzkörperporträt (z.B. 35mm auf F1.4) zu einem coolen Effekt führt, könnte ein Kopf-Porträt mit einem 85mm auf F1.4 zu unscharf wirken.
Ja, auch bei Makroaufnahmen wirkt ein unscharfer Hintergrund sehr vorteilhaft. Durch den extremen Nahbereich musst du aber trotzdem die Blende weiter schließen als bei anderen Motiven. Durch die nahe Fokusdistanz die Blende wird die Schärfentiefe extrem gering ausfallen. Hier musst du mit der Blende sogar gegensteuern. Deshalb haben Makroobjektive meistens auch »nur« eine Offenblende von F2.8 – was aber völlig ausreichend ist.
Tipp: Bei extrem hellen Lichtverhältnissen (z.B. strahlender Sonnenschein bei Mittagssonne) kann Blende schließen das Bokeh verbessern – zumindest mit 1. elektronischem Verschlussvorhang. Denn so wird eine extrem kurze Verschlusszeit vermieden, was sonst bei Offenblende an spiegellosen Systemkameras zu einem unruhigen Bokeh führt.
5. Blendenzahl an Canon, Sony, Nikon und Fujifilm Kamera einstellen
Zum Schluss möchte ich dir zeigen, wie du die Kamerablende nun überhaupt einstellst. Egal ob du eine Canon, Sony, Nikon oder Fujifilm Kamera benutzt – meistens ist es sehr ähnlich, wie du die Kamera Blende einstellen kannst.
Zuvor allerdings noch ein Hinweis: Oftmals musst du die Blende überhaupt nicht an der Kamera einstellen. Stattdessen findet sich an bestimmten Objektiven ein Blendenring. Vor allem an alten analogen Objektiven oder den neuen Premiumlinsen ist das häufig der Fall. Auch Fujifilm Objektive haben in der Regel einen Blendenring.
Wenn dein Objektiv keinen Blendenring hat, musst du die Blende direkt an der Kamera einstellen. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:
- Die Blende hat ein eigenes Rad: Bei größeren Kameramodellen steht zur Blendenwahl meistens ein eigenes Wahlrad zur Verfügung. Bei meiner Canon 5D war es damals direkt das große Daumenrad, bei meiner Sony ist es das Rad beim Zeigefinger. Mittlerweile kannst du die Blenden-Funktion bei vielen Kamras auf ein beliebiges Rad legen.
- Über AV-Knopf anpassen: Bei vielen Kameras (z.B. von Canon oder Nikon) kann die Blende über die AV-Taste gewählt werden. Halte dazu die AV-Taste gedrückt – dann solltest du die Blende im Display sehen. Dreh anschließend (bei gerückter Taste) das entsprechende Wahlrad (meistens das der Verschlusszeit), um die Blende zu wählen.
- Blende direkt im Menü einstellen: Schließlich kann die Blende oft auch über ein Untermenü des Kameramenüs eingestellt werden. Wie genau das funktioniert, hängt vom jeweiligen Kameramodell ab.
Mit diesen Anhaltspunkten solltest du im Zweifelsfall die Bedienungsanleitung deiner Kamera durchforsten.
Häufige Fragen
Was versteht man unter Blende?
Die Blende ist eine Öffnung im Objektiv, die eingestellt werden kann, um die Lichtmenge zu steuern, die durch das Objektiv fällt. Sie beeinflusst die Schärfentiefe und die Belichtung eines Fotos. Die Blende wird in Blendenstufen ausgedrückt und im Durchmesser gemessen (F1.4, F2, F2.8, usw.). Die Blende solltest du je gewünschter Lichtmenge und Effekt für das Foto wählen.
Welche Blende für welches Bild?
Wähle die Blende je nach deiner Gestaltungsabsicht für das jeweilige Foto. Wenn du z. B. einen unscharfen Hintergrund willst, wählst du eine möglichst große Blende, wenn nicht sogar Offenblende (z.B. F1.4 oder F1.8). Wenn du eine größere Schärfentiefe wünschst, solltest du eine kleinere Blende wählen (F11 oder F16).
Welche Blende bei viel Licht wählen?
Auch bei viel Licht wählst du die Blende nach gewünschter Schärfentiefe. Dennoch: Wenn viel Licht vorhanden ist, musst du oft eine kleinere Blende (F5.6 oder F8.0) verwenden. Denn ab einem bestimmten Punkt können ISO und Verschlusszeit nicht mehr »dunkler« eingestellt werden. So vermeidest du eine Überbelichtung.
Warum sollte ich nicht immer auf Offenblende fotografieren?
Es gibt verschiedene Vorteile, die durch Abblenden entstehen. Oft reichen hier schon ein paar Drittel-Blendenstufen, um ein besseres Foto zu erhalten. So kannst du nicht nur in hellen Umgebungen eine korrekte Belichtung gewähreisten. Auch gehst du so sicher, dass du durch höhere Tiefenschärfe mehr Toleranz bei einem Fehlfokus hast. Zusätzlich verbessert sich durch Abblenden die Bildqualität in Hinsicht auf Schärfe, Vignettierung und Chromatische Aberrationen. Durch Abblenden entsteht irgendwann der begehrte Sonnenstern.
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Guten Tag.
Ich habe den Artikel gelesen und hoffe auch verstanden. Was ich nicht begreife ist dann warum ich auf meinem Objektiv eine Blende habe die bis 32 geht….
Wenn die optimalen Bereiche bei Schärfe im Hintergrund schon bei 16 völlig ausreichend wären. Wozu baut also der Hersteller so etwas ein…??
Olympus OM2 Automatik Einstellung der Zeit und Blende…. kann man vom Objektiv von 5-32 einstellen. Objektiv ist ein Zoom 65 – 250 mm. Olympus.
Danke schon einmal für die Antwort.
Servus Uwe,
bitte beachte, dass die Beugungsunschärfe auch immer von der Sensorgröße und Megapixelanzahl abhängt. Hier könntest du mal recherchieren, ab wann das für deinen MFT-Sensor der Fall ist. Der Beitrag bezieht sich wohl in erster linie auf Vollformat- / APS-C Sensoren.
VG
Markus
Mega guter Artikel, danke!!!!
Meines Wissens tritt schon bei ziemlich offenen Blenden die Beugungsunschärfe auf, wenn die Pixeldichte besonders hoch ist (z.B. einige Sony-Vollformat-Boliden mit mehr als 60MP). Andererseits ist die Schärfe-Ebene bei Offenblende (f2.0 oder weniger) im Vollformat extrem dünn. Wenn ich diese nun “verbreitern” will indem ich abblende, fang ich mir doch im Gegenzug schon bei Blende f4 Beugungsunschärfen ein. Befinde ich mich da nicht in einem Teufelskreis?
Hallo Stephan,
pauschal kann ich hier keine Auskunft geben, da ich im realen Foto-Alltag eigentlich noch nie herumgerechnet habe. Ich gehe immer nur ungern über F8.0 – was bei meiner 24MP Sony A7III natürlich voll klar geht. Ich würde empfehlen einfach die Schmerzgrenzen der eigenen Kamera mal auszutesten und dann den max. Blendenwert merken :-)
VG
Markus
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Hallo Markus,
dies war wieder ein interessanter Beitrag.
Du hast allerdings 2 kleine Fehler drin, denn du schreibst, dass bei einer Blende 2.8 doppelt so viel Licht durchkommt wie bei einer Blende 2.0
„Eine Blende von F2.8 lässt zum Beispiel doppelt so viel Licht wie eine Blende von F2.0 durch. Von einer Blende F4.0 auf F2.8 wird die Lichtmenge wiederum halbiert.“
Das muss genau anders herum heißen.
Liebe Grüße
Harald
Servus Harald,
danke für den Hinweis – ich habe das richtige gemeint, aber das falsche hingeschrieben. War wohl wieder spät – ist aber korrigiert :-)
Viele Grüße,
Markus