Eine herausragende Schärfe im Foto ist nicht nur ein toller Effekt – sondern in der Regel eine absolute Grundlage. Ein scharfes Bild besitzt nicht nur eine professionelle Brillanz. Auch zeugt es davon, dass du beim Fotografieren weißt was du machst. Und dadurch nicht nur einwandfreie Bilder lieferst, sondern durch den passenden Schärfeverlauf auch den Blick beim Betrachten durch das Foto lenkst.
Doch oft genug wirst du dagegen das Folgende erlebt haben: Der Fokus ist nicht 100%ig getroffen, die Nase ist statt den Augen scharf. Das Foto ist extrem verrauscht oder im schlimmsten Fall auch noch verwackelt.
Das trügerische ist dabei vor Ort beim Fotografieren immer das Kameradisplay. Denn auf dem kleinen Montitor sieht alles entsprechend schärfer aus. Erst auf dem großen Bildschirm von deinem Rechner wirst du deine Missgeschicke entdecken.
Damit ist ab heute Schluss! Ich zeige dir heute, wie du schärfere Fotos durch die richtige Fokus Technik, Einstellungen und andere Tipps machst.
Inhaltsverzeichnis
Die Gründe für unscharfe Fotos
Vorneweg möchte ich dir die sechs Wurzeln allen Unschärfe-Übels zeigen. Diese gilt es ab heute zu vermeiden:
- Fokus nicht getroffen
- Verschlusszeit nicht an Eigenbewegung mit jeweiligem Objektiv angepasst
- Verschlusszeit nicht an Motiv angepasst
- Blende falsch eingestellt
- ISO-Wert zu hoch eingestellt
- Defekte oder unkalibrierte Ausrüstung
Quick-Tipp: Wenn du durch den Sucher schaust und das Bild trotz Fokus einfach nicht scharf wird, kann das auch an der Dioptrien-Einstellung liegen. Oftmals wurde diese versehentlich verstellt. Du kannst sie mit dem kleinen Rad am Sucher wieder zurücksetzen.
Um scharfe Fotos zu machen, musst du alle diese Punkte auf einmal beachten und unter Kontrolle bekommen. Daher zeige ich dir jetzt Schritt für Schritt, was du beachten musst.
Was ist Schärfe überhaupt?
Zunächst solltest du verstehen, was Schärfe überhaupt ist. Dafür sehen wir uns das ganze einmal genauer auf Pixelebene an. Dann erkennst du, dass Schärfe eigentlich auch nur eine Form von Kontrast ist. Da wo die Schärfe im Bild liegt, weisen benachbarte Pixel einen hohen Kontrast auf. Dadurch entsteht der Schärfeeindruck. Anders sieht es aus, wenn sich zwischen benachbarten Bereichen auf Pixelebene ein Verlauf bildet. Dann verschwindet der Eindruck von Schärfe wieder:
Und ja, neben all den angesprochenen Dingen die du versemmeln kannst, kann auch jedes Objektiv diesen Kontrast am Fokuspunkt abbilden. Ein knackscharfes Premium Objektiv bildet klare Kontraste, eine günstige Kit-Zoom-Rumpel oftmals nicht.
1. Den Autofokus für scharfe Fotos meistern
Der wichtigste Aspekt für scharfe Bilder ist es, dass du die richtige Fokus-Technik nutzt. Und diese so lange mit den jeweiligen Stärken und Schwächen zu üben, bis du sie sicher einsetzen kannst.
Um den Umfang von diesem Beitrag nicht zu sprengen, möchte ich dir kurz und knapp meine besten Tipps mitgeben. Hier findest du meinen umfangreichen Kamera (Auto-)Fokus Ratgeber.
Tipps für treffsicheres Fokussieren:
- Grundlegend: Wenn der Autofokus nicht scharf stellt, findet er gerade keinen Kontrast. Beispiel: Du kannst nicht auf ein weißes Blatt Papier fokussieren. Stattdessen solltest du immer probieren, das Fokusfeld auf Strukturen (z.B. Linien) zu lenken.
- Auch im direkten Gegenlicht kann die Kamera oft keinen Fokus finden und das Objektiv beginnt zu pumpen. Dann solltest du eine Sonnenblende nutzen oder die blendende Sonne mit der Hand abzuhalten.
- Bei zu wenig Licht ist es wiederum zu dunkel, dass der Autofokus einen Kontrast finden kann. Hier hilft dir ein lichststarkes Objektiv oder aber ein Blitz mit AF-Hilfslicht.
- Focus & Recompose Technik: Dadurch, dass du nach jedem Fokussieren die Kamera in die gewünschte Komposition schwenkst, kann es leicht zum Fehlfokus kommen. Probiere mit bei diesem Vorgang die Fokusdistanz beizubehalten. Das gelingt durch Übung und Ruhe. Bei einer kleinen Blendenzahl solltest du stattdessen besser den Fokuspunkt zum gewünschten Bildbereich verschieben.
- Back Button Focus: Bei dieser Fokus-Technik wird der Fokus vom Auslöser getrennt und hinten auf den AF-On Knopf gelegt. Anschließend kann die Kamera immer im AF-C Modus belassen werden. Für Motive im Stand kannst du dann einmal kurz fokussieren und auslösen. Für Motive in Bewegung hältst du den Back Button gedrückt, wodurch die Schärfe nachgezogen wird. Diese Methode ist meine Empfehlung, weil du sehr flexibel bleibt.
- Augen-Autofokus: Für Portraits bieten spiegellose Systemkameras mit dem automatischen Augen-Autofokus die beste Lösung. Belege dafür einen weiteren Knopf neben dem Back Button, um bei Bedarf schnell den Augen-Autofokus aktivieren zu können. Mehr Details zu beiden Techniken gibt’s im verlinkten Autofokus-Ratgeber.
- Manueller Fokus: Diesen benötigst du bei Objektiven, die noch keinen Autofokus bieten (z.B. alte analoge M42 Objektive). . Wenn das alles nichts hilft, lohnt sich auch der manuelle Fokus. Hier sollte dann aber bei spiegellosen Kamera das Focus Peaking (= farbliche Markierung scharfer Bildbereiche) und ein 100% Zoom genutzt werden. Ansonsten wird man keine scharfen Bilder erhalten.
- Ein weiteres Problem ist oft, dass die Schärfenachführung im AF-C Modus oft bei zu hoher Serienbild-Geschwindigkeit nicht hinterherkommt. Vermeide daher im Zweifelsfall die höchste Serienbild-Geschwindigkeit. Ich nutze für zuverlässige Ergebnisse lieber nur die mittlere Geschwindigkeit. Generell wirst du für schnelle Sportaufnahmen auch eine Kamera / Objektiv mit ausreichend schnellem Autofokus benötigen.
2. Verschlusszeit für scharfe Bilder bei Bewegung wählen
Die richtige Verschlusszeit gehört zu den grundlegenden Kamera Einstellungen und ist maßgeblich für scharfe Fotos verantwortlich, denn:
Eine zu lange Verschlusszeit fördert die Entstehung von Bewegunsunschärfe. Dadurch erscheint das Bild dann entweder verwackelt oder das sich bewegende Motiv unscharf. Für ein scharfes Foto aus der Hand musst du mindestens den Kehrwert der Brennweite des Objektivs wählen. Beispiel:
Für ein 50mm Objektiv (50/1 mm) ist mindestens eine Verschlusszeit von 1/50 zu verwenden.
Beachte, dass du so aber nur deine Eigenbewegung kompensierst. In der Portraitfotografie wird sich auch das Model vor deiner Kamera geringfügig bewegen. Menschen sind eben keine Statuen. Daher solltest du im Idealfall mit längstens 1/250s Verschlusszeit fotografieren.
Wenn es die Lichtsituation zulässt, kannst du sogar noch kürzer belichten. Beachte allerdings, dass ab 1/1000s Verschlusszeit dann durch den 1. elektronischen Verschlussvorhang ein unschönes Bokeh entstehen kann.
3. Die richtige Blende für mehr Schärfe wählen
Fotos auf Offenblende sehen sehr ästhetisch und räumlich aus – kein Zweifel. Vorausgesetzt du schaffst es den Fokus zu treffen. Dennoch musst du wissen: Dein Objektiv ist auf Offenblende nicht am schärfsten, es bringt noch nicht die volle Abbildungsleistung. Da geht noch einiges.
Die volle Schärfe entfaltet dein Objektiv erst, wenn es etwas abgeblendet wird.
Es bringt schon einiges, wenn du z.B. von Offenblende F1.4 auf F2.0 abblendest. Ab F2.8 ist die Schärfe bei modernen Objektiven schon extrem. Ab F5.6 ist die Schärfe selbst bei günstigen Objektiven sehr gut und eignet sich z.B. gut für Landschaften. Das hat darüber hinaus noch den Vorteil, dass sich die Tiefenschärfe etwas erhöht.
Keine Sorge: der Effekt des unscharfen Hintergrunds bleibt aber trotzdem erhalten. Auf diese Weise werden kleine Ungenauigkeiten bei Fokus-Techniken wie Focus & Recompose verziehen, da hier auch bei einer geringen Abweichung die Augen immer noch scharf sind.
Falls du ungeübt bist, kannst du auch bis zu Blende F4.0 abblenden und sich ausprobieren. Beachte: die Tiefenschärfe hängt nicht nur von der Blende ab.
Welche Blende für Portrait wählen?
Ein guter Ausgangspunkt der perfekten Blende für ein Portrait bildet die Blende F2.0 bis F2.8. Hier erhältst du wie gesagt schon eine ordentliche Abbildungsleistung sowie ausreichende Tiefenschärfe.
Du solltest generell abblenden, wenn du z.B. sehr nah ein formatfüllendes Kopf-Portrait fotografierst. Durch Abblenden stellst du dann sicher, dass das komplette Gesicht (und nicht nur eine Wimper) scharf abgebildet wird.
Das gilt auch bei Aufnahmen von mehreren Personen oder Gruppen. Hier musst du die Blende etwas schließen, so dass keine Person in Unschärfe verschwindet.
Lese-Empfehlung: So kontrollierst du die Schärfentiefe
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4. ISO Einstellung spielt ebenfalls eine Rolle
Ein hoher ISO Wert fällt durch erhöhtes Bild-Rauschen unangenehm auf. Denn durch diesen negativen Effekt vermindert sich auch die Schärfe etwas. Ziel ist es also, den ISO so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich zu halten.
So reduzierst du den ISO-Wert für ein scharfes Bild:
- Versuche eine längere Verschluszeit zu verwenden. Dann musst du die Kamera ruhiger halten. Das gelingt, indem du die Kamera mit zwei Händen hältst und direkt durch den Sucher schaust. Mit leichtem Druck gegen die Stirn wird die Kamera stabilisiert. Zusätzlich hilft ein Bildstabilisator im Sensor oder Objektiv.
- Verwende bei statischen Motiven ein Stativ. Dadurch eliminierst du die Eigenbewegung komplett, wodruch du die Verschlusszeit noch weiter verlängern und den ISO entlasten kannst.
- Benutze lichtstarke Objektive, wodurch eine größere Blendenöffnung möglich wird. Das sorgt für mehr Licht und der ISO-Wert kann verringert werden.
- Verwende einen Aufsteckblitz, externen Blitz oder Dauerlicht, um das Motiv aufzuhellen.
- Fotografiere möglichst nah bei Lichtquellen, um mehr Helligkeit zu erhalten. Wechsle z.B. in dunklen Räumen in die Nähe großer Fenster, um mehr Licht in die Kamera zu bekommen.
- Plane dein Fotoshooting zu Tageszeiten mit ausreichend Licht und komme nicht zu spät zum Fotoshooting in der Goldenen Stunde.
- Verwende einen Reflektor, um das vorhandene Licht zu multiplizieren. Lenke es auf dein Motiv und es wirkt, als hättest du eine zusätzliche Lichtquelle.
5. Die richtige Ausrüstung wählen und warten
Schärfe liegt immer im Auge des Betrachters. Denn dieser »Effekt« ist im Grunde auch nur Geschmackssache. Die einen mögen es schärfer, die anderen nicht so. In der Regel wird aber trotzdem eine möglichst scharfe Abbildungsleistung angestrebt. Und für diese brauchst du die richtige Ausrüstung.
In erster Linie entsteht die Schärfe aus dem Zusammenspiel vom Objektiv und den Autofokus-Fähigkeiten deiner Kamera:
- Das Objektiv macht 80% des Bildlooks aus und ist damit für die Schärfe verantwortlich. Sowohl Abbildungsleistung, als auch schnelle Autofokus-Motoren spielen eine Rolle.
- Die Kamera sagt dem Objektiv, wohin es fokussieren soll und fängt das finale Bild ein. Je besser und schneller der Autofokus der Kamera ist, desto mehr scharfe Bilder wirst du einfangen. Auch wird der Schärfeinndruck durch einen Sensor mit vielen Megapixel etwas schärfer sein.
Was tun, wenn du eine gute Kamera und optimale Objektive nutzt – die Schärfe aber trotzem auf sich warten lässt?
- Überprüfe mit einem Fokus-Testchart*, ob deine Kamera-Objektiv-Kombi grundlegend scharfe Bilder produziert
- Bei Spiegelreflexkameras muss durch die separate Phasen-Autofokus-Einheit das Objektiv auf die Kamera abgestimmt bzw. kalibriert werden. Bei spiegellosen Kameras ist das nicht nötig
- Wenn immer nur eine Bildhälfte unscharf erscheint, kann das auf ein dezentriertes Objektiv hinweisen. In diesem Fall musst du es zur Reparatur einsenden
- Aktualisiere Kamera und Objektiv auf die neueste Firmware. Hier bessern die Hersteller oft in Fokuspräzision und auch Geschwindigkeit nach
6. Weitere Tipps für scharfe Fotos
Handhabung der Kamera: Verwackler reduzieren
Wenn genug Licht vorhanden ist, kannst du theoretisch die Kamera über den Kopf halten und auf das Display schauen. Durch die mögliche kurze Belichtungszeit werden die Bilder selbst dann scharf. Das sollte aber eine Ausnahme darstellen. Denn nicht immer ist genug Licht vorhanden. In der Dämmerung ist es oft gerade so möglich noch auf 1/250s Verschlusszeit zu fotografieren.
Dann muss die Kamera so ruhig gehalten werden wie nur möglich. Im Allgemeinen solltest du die linke Hand (die nicht am Auslöser ist) von unten um das Objektiv legen und es stützen. So reduzierst du das Risiko, das Foto zu verwackeln.
Nutze zusätzlich die sogenannte Drei-Punkt-Stabilisierung: Statt auf das Kameradisplay zu schauen, solltest du die Kamera an die Stirn anlegen und durch den Sucher blicken. Durch dieses »Andrücken« wird die Kamera stabilisiert. Den Ellenbogen des stützenden linken Arms legst du zusätzlich noch an den Körper an. Das vervollständigt den stabilen Halt der Kamera.
Kamera- und Objektiv-Bildstabilisator nutzen
Wenn die Sonne noch weiter untergeht und das Licht schwindet, hast du zunächst die Möglichkeit den ISO-Wert noch etwas zu erhöhen. Wie auch im Ratgeber für Fotos bei wenig Licht geschrieben ist es schlimmer, ein verwackeltes als ein verrauschtes Foto zu schießen.
Dennoch kommt der ISO-Wert irgendwann an die Grenze (z.B. ab ISO 3200). Erst dann sollte die Verschlusszeit wieder etwas verlängert werden, z.B. von den besagten 1/250s auf 1/160s. Dann kann es allerdings mit längeren Brennweiten wie 135mm schon schwierig werden, das Foto nicht zu verwackeln.
In diesem Fall sollte dann spätestens der Bildstabilisator genutzt werden (falls vorhanden). Die Bildstabilisierung erfolgt dann entweder im Objektiv oder direkt in der Kamera. In beiden Fällen sind Bauteile oder bei Letzterem eben sogar der Sensor beweglich gelagert. Einfach gesagt können die Bauteile dann bei Wackeln entsprechend gegenschwingen und so das Bild stabilisieren.
Am besten funktioniert hier eine kombinierte Bildstabilisierung, wo Bildstabilisator von Objektiv und Sensor zusammenspielen. So können dann oft mindestens 5 Blendenstufen kompensiert werden (also die Verschlusszeit noch um 5 Stufen verlängert werden).
Achtung: Der Bildstabilisator kompensiert nur dein eigenes Zittern. Teile dem Model bei wenig Licht mit, möglichst still zu halten. Für scharfe Fotos solltest du das Motiv generell nur so bewegt halten, wie nötig. Mehr Ruhe bringt schärfere Bilder.
Kontrolliere deine Ergebnisse und achte auf Ausschuss
Du kennst es auch – am Kameradisplay ist dein Foto knackscharf und du freust dich schon auf die Nachbearbeitung zuhause. Du lädst die Fotos voller Erwartung auf den Rechner und sichtest sie zum ersten mal. Dann stellst du entsetzt fest:
Dein Lieblingsfoto der Serie, das vorhin beim Shooting noch so scharf ausgesehen hat ist plötzlich unscharf…
Deshalb ist es wichtig, nicht erst bei der Sichtung am Rechner die Schärfe zu überprüfen. Sondern auch schon direkt beim Shooting – kontinuierlich. Überprüfe vor jedem Locationwechsel in der Vorschau auf 100% Zoom, ob das Lieblingsfoto auch wirklich scharf ist. Gegebenfalls kannst du dann noch nachbessern – zuhause nicht mehr. (Auch wenn du das Foto in der Regel trotzdem einfach nicht mehr so hinbekommen wirst wie es war, ich kenne das…).
Deshalb ist es auch wichtig, einfach genug Fotos zu machen. Du wirst im Nachhinein immer etwas Ausschuss haben, vor allem wenn du auf Offenblende fotografierst. Deshalb finde ich es oft auch besser bzw. sicherer, wenn das Model nicht nach jedem Foto automatisch die Pose wechselt, sondern ich von jeder Pose z.B. 5 Bilder mache (auch, weil ich einfach oft noch etwas mit der Komposition und dem Bildausschnitt experimentieren will). So wird sicherlich ein Foto dabei sein, das dann auch verwendbar ist.
Erfahre mehr darüber, welche Anweisungen du für natürliche Porträt Posen geben kannst.
Das waren nun soweit alle Tipps, die du direkt beim Fotografieren für schärfere Fotos umsetzen kannst. Die Fotografie geht aber wie immer zuhause am Rechner noch weiter.
Schärfe in der Nachbearbeitung optimieren
Fotos in 3 Sekunden mit Lightroom schärfen
Das Schärfen von Bildmaterial in Lightroom geht relativ unkompliziert von der Hand und ist in vielen Presets sogar schon vorgenommen. Im Grunde reicht es, im Entwicklungsmenü unter Details > Schärfen den Betrag zu erhöhen. Je nach Bild kann man diesen bis gut in die Mitte oder sogar bis kurz unter den roten Bereich ziehen (je nach Vorliebe). Den Radius belasse ich meistens bei 1,0. Details fasse ich garnicht an.
Jetzt kommt der Trick: Vielleicht hast du (wie ich auch damals) den Maskieren-Regler immer ignoriert. Was für ein Fehler. Mit ihm kannst du nämlich festlegen, dass die Schärfe letztendlich nur dorthin gelegt wird, wo scharfe Kanten zu finden sind – also dort wo der Fokus beim fotografieren gesetzt wurde.
Während du ihn betätigst, lässt du die Alt-Taste gedrückt. Dann schiebst du ihn nach rechts. Solange du die Taste gedrückt hältst, ist nun alles auf dem Foto, was geschärft wird weiß. Der Rest schwarz. Ziehe ihn solange, bis z.B. nur noch das Gesicht oder das, was eben im Fokus sein soll, nachgeschärft wird. Auf diese Weise kann der Betrag dann eben auch etwas höher gewählt werden, weil letztendlich nicht alles betroffen sein wird.
Wenn du mehr Lightroom Tricks lernen willst: Hier kannst du dich für meinen kostenlosen »Lightroom Farblooks verstehen«-Kurs anmelden.
Bilder schärfer machen mit Photoshop
Auch wenn ich nicht jedes Foto extra in Photoshop bearbeite, will ich das hier nun zur Vollständigkeit trotzdem erwähnt haben. In Photoshop kannst du Fotos z.B. mit dem “Unscharf maskieren” Filter schärfen. Diesen findest du unter Filter > Scharfzeichnungsfilter > Unscharf maskieren… . Dieser ist ähnlich zu bedienen, wie die Schärfen Funktion in Lightroom.
Besser geht es allerdings mit folgender Methode:
Zuerst duplizierst du deine Hintergrundebene (cmd bzw. Strg + J). Diese neue Ebene darüber wird gleich für die Schärfe sorgen, indem sie nur die scharfen Kanten bzw. Konturen zusätzlich betont. Dafür wendest du den Hochpass-Filter an. Du findest ihn unter Filter > Sonstige Filter > Hochpassfilter… . Im Dialogfeld wählst du einen Radius zwischen ca. 1px und 1,5px und wendest ihn an. Nun ist erst einmal alles grau. Jetzt stellst du den Ebenenmodus dieser Ebene noch auf Weiches Licht, wodurch das eigentliche Foto darunter wieder durchscheint.
Fertig! Das Foto ist nun nachgeschärft.
Fazit: Es gibt einiges zu beachten für schärfere Fotos
Puh, was für ein langer Beitrag. Ich glaube das verdeutlicht, dass die Schärfe auf einem Foto das Zusammenspiel vieler Aspekte ist. Letztendlich geht es hierbei aber um drei Komponenten: deine bevorzugte Fokus Technik, grundlegende Kameraeinstellungen und regelmäßige Kontrolle. Bei der Art des Fokus muss jeder selbst herausfinden, womit er am besten zurecht kommt.
Ein wichtiger Punkt, den ich in diesem Artikel noch ergänzen will: Das alles bringt natürlich nichts, wenn das Objektiv nicht von sich aus keine Schärfe bringt. Das kann daran liegen:
- Objektiv ist defekt
- Objektiv ist dezentriert
- Fokus ist nicht auf die Kamera kalibriert
Du solltest regelmäßig prüfen, ob dein Objektiv den Fokus noch exakt trifft. Nutze dafür diese Anleitung um eine Dezentrierung auszuschließen, teste mit dem Spyder Lenscal Fokuschart* und prüfe, ob eine Objektiv Kalibrierung nötig ist. Der letzte Punkt fällt bei spiegellosen Systemkameras durch deren Kontrast-Autofokus weg.
Was auch oft täuscht ist einfach die Vorschau auf dem Kamera Display. Dieses ist im Vergleich zum Bildschirm am Rechner einfach viel kleiner und lässt die Fotos schärfer erscheinen als sie sind. Eine Kontrolle auf einer 100% Ansicht vor Ort ist also meistens unerlässlich.
Zum Schluss aber noch ein wichtiger Hinweis: Eine perfekte Schärfe ist nicht alles auf einem Foto. Oft kann auch ein Foto einer Serie mehr überzeugen, das nicht auf den Punkt scharf ist. Dann hat es meistens eine einzigartige Stimmung oder andere Besonderheiten, die sich auch bei einem zweiten Anlauf nicht oder nur schwer korrigieren lassen. Also gehe nicht nur immer nach der Schärfe, sondern auch danach, wie dir das Foto im allgemeinen gefällt. Mehr zu diesem Thema findest du in meinem Beitrag über die Bildauswahl mit Lightroom.
Gerade beim Web-Upload fallen solche minimalen Ungenauigkeiten kaum auf, da der Betrachter das Foto meistens nicht allzugroß vorliegen hat. Achte für den Web-Export darauf, die Option für zusätzliche Schärfung für Displays aktiviert ist. (z.B. im Export Dialog von Lightroom zu finden)
Für das Titelbild und die Fotos in diesem Beitrag will ich mich bei Dominik Garban bedanken, mit dem ich zur Zeit bei vielen Projekten zusammenarbeite.
Häufige Fragen
Was ist ein scharfes Bild?
Ein scharfes Bild besitzt an der gewünschten Stelle – da wo der Fokuspunkt ist – eine ausreichende Schärfe. Der Schärfeeindruck entsteht dabei durch einen Kontrast: Denn da, wo die Schärfe hinfällt, weisen benachbarte Pixel einen hohen Kontrast auf. Bei unschärfe fällt dagegen ein Verlauf zwischen den Pixeln auf.
Wie bekomme ich meine Bilder scharf?
Für scharfe Fotos musst du lernen, wie du deine Kamera einstellen und fokussieren musst. Das benötigt neben dem entsprechenden Hintergrundwissen zu den Einstellungen auch einiges an Übung.
Wie kann ich mehrere Personen scharf fotografieren?
Für Gruppenfotos mit über 20 Personen solltest du mindestens auf Blende F5.6 abblenden, je nachdem wie viele Reihen die Aufstellung besitzt. Auch solltest du mindestens 1/250s Verschlusszeit wählen, um die Bewegungen der Personen auszugleichen.
Welche Verschlusszeit für scharfe Fotos?
Die Verschlusszeit muss zwei Faktoren ausgleichen: Deine Eigenbewegung und die Bewegung der Menschen. Für die Eigenbewegung solltest du den Kehrwert der Brennweite von deinem Objektiv einstellen. So werden z.B. Bilder mit einem 100mm Objektiv ab 1/100s Verschlusszeit scharf. Sobald sich Personen auf dem Bild befinden, musst du deren Bewegung mit mindestens 1/250s Verschlusszeit ausgleichen.
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Hallo Markus,
kannst du mir folgendesn Punkt erklären:
Bewegt es sich nun plötzlich, bleibt der hintere Knopf gedrückt. Bei korrekter Einstellung und Führung des Fokuspunkts auf dem Model stellt die Kamera nun kontinuierlich darauf scharf. Ohne diese Technik müsste man erst in den AI Servo / Folgefokus der Kamera schalten.
Heißt das im Back Button Modus stellt die Kamera auch im One Shot Modus kontinuierlich scharf? Oder wie ist das zu verstehen?
Danke
Lg Christopher
Hallo Christoph,
zum ersten Teil: das ist korrekt. Hältst du den Knopf gedrückt, wird die Schärfe nachgeführt. Ohne erst den Modus wechseln zu müssen.
Der Trick vom Back Button Fokus ist es aber dann, dass man den One Shot Modus überhaupt nicht mehr braucht. Wenn du eine stehende Person fotografierst (z.B. mit Focus&Recompose) wird der Back Button nur einmalig zum scharf stellen betätigt. Und nicht gedrückt gehalten. So wird die Schärfe dann nicht mehr nachgeführt.
Hoffe das war nachvollziehbar!
VG
Markus
Es hat Spaß gemacht den Blog zu lesen. Danke für die tollen Ausführungen.