6 schwarz-weiss Fotografie Tipps für intensive Bilder und Porträts


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Aktualisiert am 24.05.2022

6 schwarz-weiss Fotografie Tipps für intensive Bilder und Porträts

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Damals noch als Einschränkung empfunden, heute zu einer Art Kult geworden: Die schwarz-weiß Fotografie. Doch was macht sie auch heute überhaupt noch so spannend? Was macht den Unterschied zur Farb-Fotografie und wieso wirkt die Stimmung oft intensiver?

Oftmals wird beim Betrachten alter schwarz-weiß Fotos direkt ein Bezug zu damals hergestellt, als es noch keine Farb-Fotografie gab. Durch den Effekt wird auch bei modernen Bildern noch eine vintage Stimmung assoziiert. Manchmal können Schwarz-Weiß Fotos aber auch düsterer wirken, oder aber einfach mehr berühren als Bilder in Farbe.

In diesem Beitrag zeige ich dir durch 6 schwarz-weiss Fotografie Tipps, was genau heute noch den Hype um dieses Foto-Genre ausmacht und wo das Potential liegt. Dazu zeige ich dir, wie du dein Auge für interessante schwarz-weiß Situationen sowie Porträts sensibilisierst. Denn nicht jedes Motiv wirkt in schwarz-weiß automatisch künstlerisch hochwertig.

In diesem Beitrag lernst du, bereits beim Fotografieren in schwarz-weiß zu denken. So schaffst du die Grundlage für ein gelungenes monochromes Foto.

Dabei geht es vor allem darum, schon vor Ort Situationen “aufzuspüren”, die später in schwarz-weiß rocken werden.

Zum Schluss sehen wir uns auch noch die Nachbearbeitung an. Diese greift Hand in Hand mit dem Motiv, das wir mit aufmerksamen Auge ausgesucht haben. Dadurch verstärkst du das Stilmittel der schwarz-weiß Fotografie und machst das Bild zum Hingucker.

Tipp #1: Mit Einschränkung die Kreativität fördern

Was macht eigentlich die schwarz-weiss Fotografie beim fotografieren so spannend? Wieso scheint die Kreativität hier oft direkt stärker zu fließen?

Ich sehe einen großen Reiz im Aspekt der Einschränkung. Wird jemandem beispielsweise die Aufgabe gestellt, ein beliebiges Bild zu malen, stehen ihm zunächst alle Möglichkeiten und Techniken offen. Dadurch fühlt man sich oft sogar so frei, dass man überhaupt nicht weiß, wo man anfängt oder was man machen soll. Wird die Aufgabe aber so gestellt, ein Bild nur unter Verwendung eines Borstenpinsels, Kreismustern und mit den Farben Grün und Blau zu malen, spornt diese Einschränkung direkt die Kreativität an.

Oft aktiviert eine Einschränkung erst den kreativen Fluss

Fotoserien auf Ausstellungen
Meine damalige Schwarz-Weiß-Bilderserie “faceless” auf einer Fotografie Ausstellung

So sehe ich das mit der schwarz-weiß Fotografie: Diese Einschränkung aktiviert ein anderes Denken. Ignoriere alle Farben und mach ein Bild, das man sich zweimal anschaut. Das könnte man auch als kreative Übung sehen. Schränkt man sich ein, kann man meistens neue Sachen entdecken.

Auch bei der Gestaltung von Grafiken oder Typografie ist es so, dass ein Entwurf erst einmal oft nur in schwarz-weiß gemacht wird. Funktioniert das Design in schwarz-weiß schon nicht, wird es das wahrscheinlich auch nicht in Farbe. Man kann sich so also erst einmal auf das Wesentliche konzentrieren: Nämlich Formen. Farbe kann man später immer noch hinzufügen.

Und das könnte man bei der Fotografie theoretisch auch so handhaben: Als Bildstil in der Kamera eine Schwarz-Weiß-Einstellung wählen und in der Bilder Vorschau sehen. Später am Computer hat man die Bilder dann als RAW Datei in Farbe und kann dann immer noch entscheiden, ob man es nicht doch farbig lässt.

Take-Away:

  • Eine Einschränkung aktiviert oft die Kreativität
  • Sieh die Einschränkung dadurch als Vorteil

Tipp #2: Schwarz weiß Fotografie: Den Blick gezielter lenken

Was wird einem von Grund auf in der Bildgestaltung ans Herz gelegt? Der Blick wandert beim Betrachten eines Bildes immer zuerst an die hellste Stelle. Aus diesem Grund arbeiten viele Fotografen auch mit Vignetten, um die Aufmerksamkeit gezielter in die Bildmitte zu legen.

Durch das Fotografieren ohne Farbe und nur mit Helligkeiten kannst du also deinen Sinn für harmonische Fotografie Bildgestaltung weiter ausprägen. Und zwar nicht nur bei deinen eigenen Bildern. Auch beim Betrachten anderer Bild solltest du aktiv wahrnehmen, von wo nach wo dein Blick über das Bild wandert.

schwarz-weiss Portrait Fotografie
Im schwarz-weiss Portrait kannst du üben, den Blick durch Helligkeit zu lenken.

Bei der Portraitfotografie im speziellen sollte sowieso immer die Person (um die es bei Porträts maßgeblich geht) der hellste Punkt sein. Ein hellerer Hintergrund oder weiße Details entziehen der Person die Aufmerksamkeit.

Das alles hängt direkt mit der Positionierung des Models und dem Finden von geeignetem Licht zusammen.

Take-Away:

  • Helligkeiten im Bild lenken das Auge bei späterer Betrachtung
  • Wähle das Model bei ablenkender Umgebung als hellste Stelle im Bild

Tipp #3: Licht (und Schatten) finden

Klar, das ist das Grundprinzip der Fotografie. Gutes Licht zu finden. Aber was bietet sich für schwarz-weiß Fotos an?

Wie gerade eben angedeutet wird der Blick später durch Helligkeiten gelenkt. Doch auch sonst dreht sich bei der schwarz-weiß Fotografie alles um Kontraste. Also gehen wir vor Ort auf der Suche danach.

Auch wenn man bei “Kontrast erhöhen” oft nur an einen Regler in Lightroom oder Photoshop denkt – Kontrast kann man auch direkt vor Ort im Motiv erhöhen. Dadurch wird die Nachbearbeitung dann ebenfalls wirkungsvoller.

Es gelten also andere Regeln als bei der Fotografie in Farbe. Man kann ruhig auf die Suche nach hartem Sonnenlicht gehen. Wo malt der Schatten Strukturen? Wo lassen sich Muster entdecken? Das könnten z.B. sein:

  • Schatten von Pflanzen
  • Lücken in den Baumkronen, durch die Licht fällt
  • Schatten von Zäunen
  • Geometrische Schatten von Gebäuden
  • Schatten deren Formen interpretiert werden können
Schwarz Weiß Fotografie Tipps
Helle Blüten oder Schnee bilden einen interessanten Kontrast.

Auch wenn man direktes Sonnenlicht für Porträts oft meidet und man damit gewohnt ist, im Schatten zu fotografieren: Trau dich trotzdem in die Sonne. In der schwarz-weiß Fotografie gelten andere Regeln. Und oft erscheinen Schatten vom harten Sonnenlicht erst richtig kontrastreich.

Take-Away:

  • Trau dich, mit hartem Sonnenlicht zu arbeiten
  • Erkenne interessante Schattenformen
  • Suche nach Kontrasten
  • Brich Regeln der Farb-Fotografie

Tipp #4: Die Kamera in schwarz-weiß sehen lassen

Ich war vor einiger Zeit an einem Nachmittag nur mit meiner analogen Canon A1 unterwegs. Eingelegt war ein Ilford Hp5 schwarz-weiß Film. Hier kann man also nicht eben doch noch auf Farbe wechseln. Man muss wirklich einen ganzen Film lang – 36 Fotos am Stück – monochrom denken. Mit dem Einlegen des schwarz-weiß Films hat sich auch mein Kopf umgeschaltet – von Farbe auf Struktur und Kontrast. Ab diesem Punkt habe ich verstärkt auf interessante Schatten geachtet.

Analoge schwarz weiß Fotografie
Analog aufgenommen mit einem Ilford HP5

Zugegebenermaßen ist es bei der analogen schwarz-weiß Fotografie oftmals schwierig, sich das Bild ohne Farbe vorzustellen. Denn das Auge sieht natürlich alles in Farbe. Hier hilft uns die digitale Technik weiter.

Ab Werk ist jede Kamera mittlerweile (logischerweise) auf Farb-Fotografie eingestellt. Aber wie willst ein gutes schwarz-weiß Foto machen, wenn du nach jedem Foto eine Vorschau in Farbe siehst? Für unser monochromes Denken ist das nicht gerade förderlich. Daher solltest du dir einen Bildstil erstellen, der deiner Nachbearbeitung am Ende schon relativ nahe kommt: Monochrom und angehobene Kontraste bereits in der Kamera.

So siehst du dann jedes Foto schon direkt auf dem Display so, dass du die Kontraste, Schatten und Strukturen einwandfrei beurteilen kannst. Bei den spiegellosen Systemkameras siehst du dadurch sogar schon das Sucherbild live in schwarz-weiß. Bei klassischen DSLR-Kameras klappt das nur über den Live-View auf dem Display.

Für die technische Einstellung der Bildstile musst du kurz die Suchmaschine bemühen oder in die Bedienungsanleitung deiner Kamera schauen.

Ansicht der Bildstile im Kameramenü schwarz weiß Fotografie Tipps
Tipp: Im Kameramenü einen monochromen Bildstil anlegen und bereits beim Fotografieren in schwarz-weiß sehen.

Keine Angst: Wenn du deine Fotos als Raw-Dateien schießt (was ich immer noch empfehle), dann hast du die Datei in Lightroom auch wieder in Farbe.

Primär solltest du aber probieren, es dann am Ende auch so umzusetzen, wie du dir es in dem Moment, als du es fotografiert hast, vorgestellt hast. Und zwar mit einem knackigen schwarz-weiß Look. Bevor wir aber zur Nachbearbeitung kommen noch ein kurzer Tipp zum Fotografieren an sich.

Take-Away:

  • Denke bereits beim Fotografieren in s/w
  • Erstelle einen kontrastreichen Bildstil an deiner Kamera
  • Betrachte beim Shooting alle Fotos in schwarz-weiß
  • Fotografiere in RAW

Tipp #5: Die welt im manuellen modus entdecken

Das menschliche Auge passt sich innerhalb von Sekunden an alle Situationen an. Es fokussiert Objekte, ohne dass wir es eigentlich merken. Gefühlt haben wir auch einen sehr hohen dynamischen Umfang. Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Eigentlich passt sich das Auge nur innerhalb von Sekundenbruchteilen an neue Lichtverhältnisse an.

Ohne viel Übung ist es daher oft schwierig, gute Lichtstimmungen bzw. Licht und Schatten sofort zu erkennen. Wie soll man bitte interessante Lichtstimmungen ausfindig machen, wenn einem das Auge immer ein relativ gleichmäßiges Licht vorgaukelt?

Wenn du die Kamera in einem Automatik-Programm (wie A, Av oder Tv) benutzt, verdeutlicht das in etwa, was das Auge macht: Es passt sich ständig automatisch an das Licht an. Kontraste gehen verloren.

Das wollen wir hier nicht. Deshalb wählst du den manuellen Kamera-Modus und stellst die Kamera einmal auf die aktuellen Lichtbedingungen ein. Wenn du jetzt durch den elektronischen Sucher oder Live-View schaust, ändert sich die Belichtung der Kamera nicht mehr. Ich empfehle auf diese Weise einmal durch die Gegend zu laufen und die Welt sprichwörtlich mit anderen Augen zu sehen.

Der Liveview an der Spiegelreflexkamera
Tipp: Mit dem Liveview kann man Helligkeitsunterschiede oft besser wahrnehmen

An dieser Stelle können spiegellose Kameras oft einen Vorteil haben: Auch im digitalen Sucher hat man quasi einen Live-View und sieht direkt, welche Lichter und Kontraste die Situation bietet. Auch hier geht das allerdings (je nach Suchereinstellungen) nur im manuellen Modus.

Take-Away:

  • Verwende den manuellen Modus um Kontraste sichtbar zu machen
  • Aktiviere den Live-View mit dem schwarz-weiß Bildstil
  • Betrachte die Welt durch das Display / digitalen Sucher

Tipp #6: Den richtigen Look in der Nachbearbeitung finden

Du hast dein Shooting erfolgreich hinter dich gebracht. Nun wartet die Nachbearbeitung auf deine Fotos. Hier hast du die Qual der Wahl. Auch wenn viele Leute vielleicht denken schwarz-weiß ist doch schwarz-weiß.

Das ist es definitiv nicht. Denn es ist wie immer die Art, wie die schwarz-weiß Konvertierung erfolgt. Von einem grau-grau Foto bis zum tatsächlich schwarz-weiß Bild ist alles möglich. Wie du vielleicht herausliest und an den gezeigten Bildern siehst, bin ich eher ein Fan von wirklich knackigen Kontrasten. Denn die hast du ja vor Ort bereits gesucht. Im Nachgang kann dieses Stilmittel noch weiter herausgearbeitet werden. Übertreiben solltest du es natürlich auch nicht.

Wäge also den richtigen Kontrast-Punkt genau ab – sonst ist die ganze Vorarbeit auf das Foto hin verloren. Achte auf diese Punkte:

  1. Nutze den Schwar-Weiß Modus, statt das Bild zu entsättigen
  2. Bringe ausreichend Kontrast ins Foto, aber übertreib es nicht
  3. Beschneide wenn nötig nach unten hin Schwarzwerte (dunkelster Punkt ist nicht mehr RGB 0,0,0)
  4. Beschneide nach Belieben auch nach oben hin Weißwerte (hellster Punkt ist nicht mehr RGB 255, 255, 255)
  5. Über- und Unterblichtungen sowie Absaufen und Ausbrennen von Tonwerten ist in schwarz-weiß Bildern bis zu einem bestimmten Grad in Ordnung
  6. Absaufen von Schwarzwerten kann gezielt zum Ausblenden unwichtiger Sachen verwendet werden
  7. Arbeite mit Schärfereglern und etwas Klarheit
  8. Bringe einen analogen Hauch ins Foto indem du Körnung einsetzt
  9. Bearbeite die schwarz-weiß Mischung und ändere die Helligkeit einzelner Farbbereiche (HSL-Bereich)

Bei den Schatten kannst du dich entscheiden, ob du sie bis ins tiefe Schwarz lässt oder auf ein Dunkelgrau anhebst. Ich finde es bei vielen Bildern auch nicht schlimm, wenn Bereiche “versumpfen”. Damit meine ich z.B. unruhige Bereiche absichtlich im Schwarz versumpfen zu lassen, dass der Blick auf wichtigere Bildelemente wie das Gesicht gelenkt werden.

All diese Dinge habe ich für eine knackige schwarz-weiß Bearbeitung beachtet und daraus das THO 06 Preset erstellt, das du in meinem THO Lightroom Preset Pack erhältst.

Vorher: unbearbeitet // Nachher: THO 06 Lightroom Preset angewandt

Fazit Schwarz-weiß Fotografie Tipps: Auge trainieren und zielgerichtet nachbearbeiten

Zeit um ein Fazit zu ziehen und die wichtigsten schwarz-weiß Fotografie Tipps noch einmal zusammenzufassen:

  • In der schwarz-weiß Fotografie suchst du nach Helligkeit und Kontrast
  • Setze kontrastreiche Schatten, Formen, Muster und Strukturen effektvoll ein
  • Nutze die Kamera im manuellen Modus mit dem schwarz-weiß Bildstil, um solche Szenen zu finden
  • Begib dich auch mal ins Sonnenlicht, wo Kontrast in Form von spannenden Schatten findest
  • Baue deine Bildgestaltung durch Helligkeiten auf – das Auge blickt immer zuerst auf helle Stellen
  • Finde in der Nachbearbeitung den richtigen Kontrastpunkt und verstärke deine ursprüngliche Intention

Wenn du einige Zeit übst, wirst du merken, wie du einen gezielten Blick für charmante schwarz-weiß Motive entwickeln wirst. Ohne Farbe hast du die Chance dem Betrachter jedes mal zu überraschen, Details und alltägliche Situationen zeigen, wie man sie noch nie gesehen hat. Oft kannst du den Menschen so deinen Blick auf die Welt noch intensiver zeigen.

Weiter kannst du mit der schwarz-weiß Fotografie natürlich auch deine Farb-Fotografie verbessern. Nicht umsonst wird oft empfohlen, zunächst ohne Farbe zu fotografieren. Ähnlich der eingangs erwähnten Entwurfsphase im Grafikdesign. Hier lenken Farben zunächst einfach nur von der grundlegenden Gestaltung ab. Das Design an sich muss auch ohne Farbe funktionieren.

Durch Fotografieren in schwarz-weiß kannst du Motive einfacher finden und das Auge trainieren. Farben lenken meistens vom Motiv ab und machen es schwieriger, markante und kontrastreiche Situationen zu finden. Alleine aus diesem Grund lohnt es sich, die Welt regelmäßig auch ohne Farbe zu entdecken.

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Markus Thoma

Ich bin Markus und schreibe aus meiner Erfahrung als Berufsfotograf über die kreative Art der Fotografie. Am liebsten fotografiere ich draußen Porträts - bei natürlichem Licht. Denn weniger ist meistens mehr. Hin und wieder bin ich auch gerne mal auf Reisen. Wenn ich gerade nicht fotografiere, findet ihr mich auf Metalcore Konzerten, in der Natur oder am Buffet. Schau doch auch mal auf meinen Social Media Kanälen vorbei:

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