Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Test & Review – Verdrängt es mein aktuelles Sigma 50mm Objektiv?


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Aktualisiert am 28.04.2022

Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Test & Review – Verdrängt es mein aktuelles Sigma 50mm Objektiv?

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Der Traum eines jeden Fotografen ist es, maximale Bildqualität auf möglichst kleiner Größe und geringem Gewicht dabei zu haben. Ist das Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Objektiv in dieser Hinsicht ein Anwärter für das perfekte Objektiv im 50mm Bereich?

In diesem Beitrag schreibe ich über meine umfassenden Erfahrungen, die ich mit dem Objektiv unter professionellem Einsatz innerhalb der laufenden Hochzeitssaison sammeln konnte. Zusammen mit dem Einsatz als Portrait-Objektiv konnte ich ein paar gute Eindrücke gewinnen.

Das Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Objektiv

Es soll dabei nicht nur um klinische Ergebnisse aus dem Testlabor gehen – das haben andere schon zuhauf gemacht (ich werfe dafür immer einen Blick zu DxO Mark). Nein, hier soll es wirklich um praxisrelevante Anwendungen der Linse gehen.

Hier kannst du dir das Objektiv auf Amazon ansehen*.

Warum ich das Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Objektiv gekauft habe

Wer mir und dem Blog vielleicht schon folgt weiss, dass ich bisher immer mit dem Sigma 50mm Art fotografiert habe, das ich von der Canon auf meine Sony adaptiert habe. Dieses Objektiv hat es auch in sich: Es ist schon ab Offenblende 1.4 knackscharf (auch mehr als ausreichend bis in die Bildränder). Dazu hat es kaum chromatische Aberrationen und liefert einfach eine sehr schöne Bildqualität, kombiniert mit massig an Hintergrundunschärfe wenn es sein muss.

Links das 55mm Sony Zeiss, rechts mein bisheriges Sigma 50mm Art. Zwischen den beiden gibt es einen erheblichen Unterschied in Größe und Gewicht. Wie schlägt sich das kleine Objektiv jedoch in fotografischen Aspekten gegen das Große?

Doch einen Haken hat die Sache: Das Objektiv ist sackschwer. Vor allem mit dem Sigma MC-11 Adapter* und dem entsprechendem UV-Filter wiegt das Objektiv ein gutes Kilo. Dazu kommt, dass durch die Adaptierung Abstand zum Sensor gewonnen werden muss. Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt noch weiter weg vom Kameragehäuse und zieht arg nach unten (wie das eben so ist mit Sigma Art Objektiven an Sony Bodies). Die Größe wäre nicht so tragisch, aber das Gewicht nervt.

Vor allem wenn man zur Hochzeitsreportage zwei Kameras umgeschnallt hat, muss man hier und da etwas Gewicht einsparen.

Neben dem Formfaktor bin ich aber bei meinen Recherchen auch auf ein anderes Phänomen gestoßen – und das ist der generelle Bildlook von diesem 50 bzw. 55mm Objektiv. Viele Leute mögen wohl die Charakteristik der Sigma Objektive nicht besonders und schwärmen von solchen Zeiss Linsen. Manche sprechen sogar von einem “3D Pop Effekt” in Verbindung mit diesen. Dazu später mehr.

Größe vom Kit mit Sony 55mm 1.8

Nun wollte ich mich also von der besseren Handhabung, aber auch Bildlook überzeugen und legte mir das Sony Zeiss 55mm 1.8 Objektiv zu.

Haptik und Verarbeitung der Sony Festbrennweite

Sony Zeiss 55mm 1.8 an der Alpha 7 III
Das Objektiv wirkt im kleinen und schwarzen Metalldesign sehr edel und lässt das Kit in kompakter Größe.

First things first: Wie fasst sich das Objektiv an? Wie liegt es in der Hand und wie ist es verarbeitet? Das spielt vor allem damit hinein, wie gerne man das Objektiv später verwendet und wie sich das Fotografieren damit anfühlt.

Kurz gesagt: Alles super.

Das Objektiv ist inkl. Bajonett komplett aus Metall gefertigt und wirkt äußerst wertig. Dabei liegt es sehr sehr leicht in der Hand und wiegt gefühlt nichts (dazu gleich noch mehr im Datenblatt). Der Fokusring ist ebenfalls aus Metall und besitzt feine Rillen für besseren Grip. Diesen habe ich aber sowieso kaum benutzt, da ich meist den Autofokus nutze.

Nahaufnahme vom Zeiss Sonnar.
Auf der Seite findet sich das blaue Zeiss Emblem. Der Fokusring besitzt keine Gummierung, sondern Rillen im Metall.

Ich selbst finde das Design sehr gelungen: Schlicht, klein, schwarz und leicht metallisch glänzend. Die linke Seite ziert das Zeiss Emblem, rechts ist das Sony Logo. Oben steht in simpler filigraner Schriftart Anschluss, Blende und Brennweite. Ich finde es insgesamt sehr ansehnlich.

Viele Langzeitnutzer bemängeln, dass der Lack sich irgendwann ablöst. So ein Problem hatte ich mit den Sigma Objektiven bisher nie – aber warten wir mal ab wie es sich schlägt.

Laut Hersteller ist das Objektiv gegen Staub- und Spritzwasser geschützt. Eine Gummilippe am Anschluss besitzt es allerdings nicht.

Zur generellen Ausstattung ist noch anzumerken, dass es keine Fokusskala oder Knöpfe besitzt. Ein Umschalten zwischen MF und AF muss also über das Kameramenü erfolgen. Für mich ist das aber kein Problem, da ich sowieso nur im Autofokus fotografiere.

Lieferumfang und Auswertung des Datenblatts

Im orangenen Karton befindet sich neben dem Papierkram und dem Objektiv auch noch folgendes:

  • Objektivbeutel zum Transport
  • Gegenlichtblende
  • Front- und Anschlussdeckel

Die Gegenlichtblende ist aus zwei verschiedenen Arten Plastik gefertigt, fühlt sich aber äußerst hochwertig an und rastet sicher ein. Der Beutel scheint aus Kunstleder zu sein, wird aber durch meinen guten Lowepro Protactic Fotorucksack* nie gebraucht.

Nun will ich noch ein paar entscheidende Dinge aus dem Datenblatt auswerten:

Als einer der Kaufgründe steht hier schon einmal das Gewicht im Vordergrund. Das Objektiv wiegt gerade einmal 283g. Auch die Größe ist mit einem Durchmesser von etwas über 6cm sehr kompakt, die Länge an der Kamera montiert beträgt in etwa 7 cm. Man nimmt dieses Objektiv also gerne in die Hand.

Kommen wir zur Brennweite von 55mm. Ich war schon Objektive wie etwa das Helios 58mm F2.0 gewöhnt – und fand die Brennweite von etwas über 50mm nicht einmal schlecht. Ich fotografiere sonst wie gesagt mit dem Sigma 50mm und 85mm – das Sony Zeiss ordnet sich dazwischen ein. Die extra 5mm schmeicheln dem Bokeh, holen den Hintergrund etwas näher heran und bilden Körperporportionen noch etwas unverzerrter ab.

Der Filterdurchmesser beträgt nur 49mm – dadurch sind die Filter, wie etwa UV- oder Graufilter recht günstig zu erwerben.

Sony SEL55F18Z
Der Filterdurchmesser beträgt nur 49mm. Das komplette Objektiv hat ebenfalls sehr kompakte Abmessungen.

Ein weiteres Merkmal ist die Auslegung des Objektivs (eigentlich logisch, aber dennoch erwähnenswert) für Vollformat Sensoren. Kombiniert mit der geringen Größe ist es aber auch für APS-C Kameramodelle sehr zu empfehlen, da es bei einem späteren Upgrade auf Vollformat einfach weiterverwendet werden kann. Das ist ein guter Grund, eventuell gleich das 50mm 1.8 APS-C Objektiv* zu überspringen. (Ein Sigma Art Vollformat Objektiv an einem kleinen Sony APS-C Body zu verwenden halte ich dagegen für weniger sinnvoll.)

Was natürlich schon im Namen des Objektivs verraten wird: Das Sony Zeiss 55mm 1.8 besitzt eine maximale Offenblende von F1.8. Das ist ein Wert, mit dem sich gut freistellen und mit geringer Tiefenschärfe abbilden lässt. Dadurch gelingen Bokehverläufe und man kann auch bei wenig Licht mit akzeptablen ISO Werten fotografieren lässt. Im Vergleich zum vorherigen F1.4 Objektiv ist es aber dennoch ein Downgrade – man kann eben nicht alles haben und ein F1.4er Objektiv wäre wohl nicht mit diesen kompakten Abmessungen möglich.

Aufgenommen mit dem Sony Zeiss auf Blende 1.8 – Blende 1.4 vermisse ich nur manchmal bei Ganzkörperaufnahmen wie hier oder bei extrem dunklen Lichtverhältnissen.

Die Frage, die man sich stellen sollte ist, wie oft man aber tatsächlich auf Blende 1.4 fotografiert. Das ist (wenn überhaupt) nur möglich, wenn man nur eine Person im Foto hat. Bei mehreren Personen blendet man sowieso ab, um beide scharf zu haben. Oder man will generell etwas mehr Tiefenschärfe – ich fotografiere daher meistens auch auf F2.0. Man muss dann überlegen, ob es einem das Wert ist das 3-fache an Gewicht zu schleppen, nur um im Fall der seltenen Fälle mal auf F1.4 fotografieren zu können.

Das Objektiv besitzt die T* Beschichtung, die Abbildungsfehler vermeiden und mit höherem Kontrast und Schärfe abbilden soll (wir testen das dann noch genauer). Dazu kommt noch eine zirkulare Blende aus 9 Lamellen, die ein sanftes Bokeh zeichnen soll. Von diesem kannst du dich gleich in den Bildern aus der Praxis überzeugen.

Nun aber genug zur Theorie – jetzt soll es um den Hauptteil gehen. Und zwar darum, wie ich nun Woche für Woche mit dem Objektiv fotografiere.

Erfahrungsbericht: Einsatz des Objektivs in der Praxis

Ich setze das Objektiv für Reportage und vor allem eben Portrait Fotografie ein. Ich war schon immer Fan von 50mm Objektiven, weil Menschen ab hier sehr natürlich aussehen. Die 5mm extra machen alles noch etwas sanfter und entzerrter.

Durch das geringe Gewichte kombiniere ich das Objektiv bei Reportagen im wahrsten sinne mühelos noch mit einer weitwinkligen Optik auf der Zweitkamera. Das Objektiv ist einfach immer sehr leicht und angenehm zu tragen und in der Hand zu haben. Dazu kommt das hochwertige Gefühl von Metall – was den Spaß bei der Verwendung noch einmal erhöht.

Das Objektiv lässt sich dabei schon ab Offenblende 1.8 sehr gut gebrauchen und bildet knackscharf ab. Wenn Oberkörperportraits von Personen macht, besticht die Optik durch ein sattes Bokeh. Für Ganzkörperaufnahmen greife ich lieber zum 85mm.

Klingt doof, aber ein weiterer Vorteil von diesem Objektiv ist, dass die Leute keine Angst davor haben. (Wenn überhaupt) wird dieses kleine Objektiv kaum wahrgenommen und man “erschlägt” sein Model damit nicht. Das unterstreicht eine lockere Arbeitsweise und löst Anspannungen. Bei Reportagen schieße ich oft unbemerkt aus der Hüfte und dem Klappdisplay Aufnahmen, bei denen mich die Personen mit größerer Ausrüstung vorher schon wahrgenommen hätten. Dadurch gehen oft einzigartige Momente kaputt.

Ich denke je kleiner und bekömmlicher das Setup ist, desto einfacher lassen sich ungestellte Momente einfangen. Und das Model fühlt sich vielleicht etwas wohler. Fotografiert auf Blende F2.0

Gerade für mich als eingefleischter Sigma Art Nutzer ist dieses Objektiv mal eine völlig andere Art zu Fotografieren. Wir kommen später noch dazu – aber ich glaube im täglichen Einsatz wird man bei den Endergebnissen kaum einen Unterschied zu einem wesentlich größeren und sperrigeren Blende 1.4 Objektiv bemerken.

Einzig was mir im Vornherein auch schon bei Testfotos anderer Leute aufgefallen sind, waren die gelegentlich stärker ausfallenden chromatischen Aberrationen. Das schauen wir uns später auch noch genauer an.

Was auf jeden Fall auch sehr viel Spaß macht ist der Autofokus. Dieser ist (wie man es von einem nativen Sony Objektiv erwartet) rasend schnell und stellt innerhalb von Sekundenbruchteilen präzise scharf. Auch in Kombination mit dem Augen Autofokus sind mir keine Probleme aufgefallen.

Testfotos aus dem Alltag mit dem Sony Zeiss 55mm 1.8

Für mich wird es in diesem Abschnitt am spannendsten. Denn hier kann das Objektiv wirklich zeigen, was es leistet. Anhand der folgenden Fotos lässt sich der allgemein Bildlook und Bokeh gut beurteilen.

Die Fotos wurden allesamt mit meinem THO Lightroom Preset Paket bearbeitet.

3D Pop Effekt

Schon auf meinen Recherchen stieß ich immer wieder über den sogenannten Zeiss 3D Effekt bzw. 3D Pop. Die Rede ist dabei von einer Bildwirkung, die einen besonders realen Eindruck im Betrachter weckt. Was daran wirklich dran ist, erörtere ich aktuell noch für einen separaten Beitrag. Wer neugierig ist, gibt den Begriff schon einmal in Verbindung mit Zeiss in die Suchmaschine ein.

Viele Leute schreiben den Zeiss Linsen den sog. 3D Pop zu, bei dem Objekte und Personen besonders real aussehen und optisch aus dem Bild “herausstechen” sollen. Darüber folgt aber noch ein separater Beitrag.

Da es sich dabei in meinen Augen oft um einen subjektiven Eindruck handelt und auch auf viele andere Faktoren (Komposition, Licht, etc.) ankommt, lasse ich das erst einmal so stehen. Ihr könnt gerne in die Kommentare schreiben, ob ein solcher Effekt in euren Augen bei irgendeinem Bild herauskommt.

Aufnahme vom SEL 50mm 1.8

Pixelpeeping und Technik: Schärfe, Verzerrung, Vignettierung & chromatische Aberrationen

Nun wollen wir es aber noch einmal genau wissen, wie sich das Objektiv in den üblichen Tests schlägt. Auch wenn dies im Alltag kaum eine Rolle spielt, interessiert es doch bei der Anschaffung, in was man sein Geld da investiert.

Für den Vergleich ziehe ich an einigen Stellen mein bisheriges Sigma 50mm 1.4 Art heran.

Schärfetest im Vergleich zum Sigma 50mm 1.4 Art

Auch wenn ich meistens etwas abblende, fotografiere ich diese Tests auf niedrigen Blendenwerten. Dafür kommt zunächst die Bildmitte ins Spiel. Hier habe ich mit beiden Objektiven auf ihrer jeweiligen Offenblende fotografiert.

Fokus lag dabei auf den filigranen Fülllinien des “EURO” Schriftzugs. Leider kann ich hier im Vergleich nur die Webauflösung zeigen – die Objektive sind aber so gut wie identisch – das Sigma zeichnet allerdings einen Hauch schärfer.

Schärfe im Zentrum (Crop): Vorher: Sigma Art – Nachher: Sony Zeiss @ jeweils Offenblende (1.4 und 1.8)

Ein weiteres Merkmal ist, wie gut die Schärfe noch in den Ecken ankommt. Hier habe ich bemerkt, dass ich nur auf Blende 1.8 gegeneinander getestet habe (sorry). Somit hat das Sigma natürlich einen Vorteil gegenüber dem Zeiss auf Offenblende. Für mich ist das jedoch ein Beispiel aus dem realen Leben – wenn ich die Schärfe brauche, kann ich mit dem Sigma auf die selbe Tiefenschärfe abblenden – habe aber schon deutlich mehr Schärfe (bis in die Ecken).

Wie schon auf Offenblende habe ich auch hier den Eindruck, dass das Sigma eben einen Hauch schärfer ist – auf F1.8 abgeblendet ist der Unterschied deutlich sichtbar.

Schärfe am Bildrand (Crop): Vorher: Sigma Art – Nachher: Sony Zeiss (Beide auf F1.8)

Da ich auch die 5mm im Abstand bei den Ecken nicht exakt ausgleichen konnte, nehmt diesen zweiten Test am besten nicht zu ernst. Dennoch ist es auch interessant zu sehen, wie das Zeiss Objektiv in sich Zentrum und Bildrand mit unterschiedlicher Schärfe abbildet.

Für mich war diese Tatsache auch vor dem Kauf klar – und ich will nichts schön Reden: Das Sigma ist einen Hauch schärfer. Ein Fazit hebe ich mir für den Schluss auf.

Doch wie relevant ist das ganze für Portraits? Ich würde einmal sagen nicht wirklich. Denn man will am Ende des Tages sowieso keine überschärften Gesichter fotografieren, da man sonst umso mehr nachbearbeiten muss. Mit etwas weniger Schärfe kann es teilweise sogar natürlicher aussehen.

Welchen unterschied das in der Praxis macht, seht ihr beim folgenden Crop auf die Augen vom Model. Ich denke wenn man die Fotos vergleicht (auch wenn es durch den Brennweiten Unterschied schwierig ist), kann man den Schärfe Unterschied bei Portraits fast schon vernachlässigen:

Vorher: Sigma – Nachher: Sony Zeiss (beide auf F1.8)

Wenn nun jemand aufschreit, dass das Sigma ja wieder bereits abgeblendet ist: Das ist auch der Vorteil, den ich immer gegenüber Vollformat vs. APS-C sehe. Wenn ich mit beiden Systemen mit der selben Tiefenschärfe fotografieren will, habe ich bei der Vollformat Kamera bereits etwas abgeblendet. Das bringt meistens das schärfe Bild. (Natürlich auch abhängig von den jeweiligen Objektiven.)

Verzerrung & Vignettierung

Wie stark das Licht zu den Bildrändern hin abfällt und wie stark das Objektiv verzerrt, könnt ihr hier erkennen.

Vignettierung auf Blende 1.8 – Ohne und mit Korrektur von Verzerrung und Vignettierung in Lightroom

Chromatische Aberrationen

Im folgenden sehen wir beide Objektive auf ihrer Offenblende. Durch den Brennweiten Unterschied bedingt erscheinen die Baumkronen vom 50mm etwas kleiner und dadurch auch die Farbränder etwas entschärfter. Allerdings ist meine Einschätzung hieraus und auch aus anderen Erfahrungen aus dem Alltag der, dass das 55er etwas mehr chromatische Farbränder besitzt als das Sigma.

Vorher: 55mm Zeiss – Nachher: 50mm Sigma

Bokeh und Bildlook

Oben hast du durch die Beispielfotos bereits einen umfassenden Eindruck vom Bildlook bekommen. Hier will ich noch zwei Beispiele zeigen, wie es sich im Gegensatz zum 50mm Sigma verhält. Was sofort auffällt (aber teilweise korrigiert wurde): Das Sigma Objektiv ist in der Farbwiedergabe wärmer, das Zeiss erscheint dagegen kälter. Ich denke unterm Strich hat das Zeiss aber eine neutralere Farbwiedergabe.

Bei den folgenden Fotos wurden beide Objektive zur besseren Gegenüberstellung auf F1.8 fotografiert.

Vorher: Sony Zeiss – Nachher: Sigma Art (Weißabgleich unkorrigiert)

Vorher: Sony Zeiss – Nachher: Sigma Art (Weißabgleich korrigiert)

Vorher: Sigma Art – Nachher: Sony Zeiss (Weißabgleich korrigiert)

Achtung: Bitte bei diesen Fotos nicht auf Vignettierung und Verzerrung achten, da sich hier beim 55mm die Objektivkorrektur von Lightroom eingeschlichen hat.

Wichtig: Wie bereits am Anfang des Blog Beitrags geschrieben, will ich hier den Fokus dennoch auf dem Fotogrfaieren im Alltag und die allgemein Benutzbarkeit der Optik halten. Ich bin kein Testlabor und kann daher auch keine 1000%igen Testergebnisse liefern. Dafür gibt es andere Leute, die auch entsprechend eingerichtet sind. Ich denke aber trotzdem, dass man die ein oder andere nützliche Einsicht ins Thema der Bildqualität bekommen hat.

Sony SEL55F18Z: Fazit und Empfehlung

Wie schön wäre es gewesen – ein mini Objektiv, das aber besser als ein großes ist. Die Physik kann man eben nicht austricksen – zumindest nicht in den Testwerten und der reinen Bildqualität am Papier. Dennoch heißt das nicht, dass sich das Sony 55mm 1.8 in der Praxis verstecken muss. Es hat eben auch einfach einen anderen Bildlook (alleine auch durch den Brennweitenunterschied).

Sony FE 55mm Review
Sony Zeiss 55mm auf Blende 2.2 – auch wenn das Sigma auf Offenblende schärfer ist – im Notfall kann man immernoch etwas abblenden und erhält eine top Bildqualität. Für Portraits ist die Schärfe auf F1.8 aber auch mehr als ausreichend.

In der realen Welt kommt es nicht immer auf diese letzten, sagen wir 5-10% der Bildqualität an. Eher auf den Moment – und den bekomme ich durch die leichte Handhabung des kleineren 55mm Objektivs wohl eher. Weil das 50mm Sigma vielleicht währenddessen zuhause liegt, weil man es nicht stundenlang herumschleppen will.

Das Zeiss Sonnar hat mich völlig überzeugt und bietet einen Kompromiss aus Gewicht und Größe, und der daraus bestmöglichen Bildqualität. Das ist für mich im aktuellen Moment und Einsatzbereich wichtiger als das letzte Fünkchen Qualität. Downsizing ist hier also in gewisser Weise das Stichwort.

Test und Review zum Zeiss 55mm 1.8

Durch das geringe Gewicht lässt sich das Objektiv übrigens auch besser zum filmen auf Gimbals, Steadycams, etc. verwenden. Auch der flüssigere native Autofokus lassen die Sony Kamera bessere Fokus Verläufe im Videobereich ziehen.

Das 55er habe ich mittlerweile einfach gerne dabei, auch mal privat. Das 50mm Sigma wird nun voraussichtlich verkauft. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass ich hier wie geschrieben noch die adaptierte Canon Optik verwendet habe. Etwas leiser und zuverlässiger beim Fokussieren, sowie vielleicht ein paar Gramm leichter wäre die Ausführung des Sigma Objektivs für Sony E-Mount*.

Unterm Strich sind beide Objektive top – es variiert eben zwischen den Anwendungsfällen:

Willst du dich flink fortbewegen, fotografierst Reportagen und setzt auf emotionale Momente statt vollkommene Bildqualität? Du brauchst einen minimal schnelleren Autofokus? Blende 1.8 reicht dir vollkommen aus und hin und wieder willst du auch mal filmen? Dann greif zum Sony Zeiss 55mm Objektiv*. Sieh einfach davon ab, dass es eben nicht ganz so scharf wie das Sigma ist, oder ein bisschen mehr chromatische Aberration verzeichnet. Im Alltag wird dir das Objektiv viel Spaß machen.

Machst du einzelne Portrait Shootings und Gewicht ist dir egal? Du willst das Bokeh so weich wie möglich und das letzte Bisschen Bildqualität (auch bei Low Light)? Du fotografierst vielleicht auch Produkte im Studio oder Landschaften, wo du über das gesamte Foto die beste Schärfe brauchst? Dann wäre vielleicht das Sigma 50mm 1.4 Art* Objektiv eine Überlegung wert.

In meinem Fall zieht es mich aktuell aber eher zum Sony Objektiv.

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Markus Thoma

Ich bin Markus und schreibe aus meiner Erfahrung als Berufsfotograf über die kreative Art der Fotografie. Am liebsten fotografiere ich draußen Porträts - bei natürlichem Licht. Denn weniger ist meistens mehr. Hin und wieder bin ich auch gerne mal auf Reisen. Wenn ich gerade nicht fotografiere, findet ihr mich auf Metalcore Konzerten, in der Natur oder am Buffet. Schau doch auch mal auf meinen Social Media Kanälen vorbei:

11 Gedanken zu „Sony Zeiss 55mm 1.8 Sonnar Test & Review – Verdrängt es mein aktuelles Sigma 50mm Objektiv?“

  1. Hi Markus, danke für dein Review zum Sony Zeiss 55mm 1.8. Bin grad am überlegen mir auch das Objektiv (hauptsächlich für Portraits) zu holen, mich stört jedoch ein wenig die Naheinstellgrenze von 50cm. Dir scheint die Naheinstellgrenze ja nicht wirklich negativ aufgefallen zu sein oder vielleicht doch?

    Freundliche Grüße,
    Daniel

    Antworten
  2. wunderbarer review!

    bezüglich low light ist noch zu bedenken, dass das sony 55/1.8 bemerkenswerterweise auch eine transmission von T1.8 hat, wogegen beim sigma art 50/1.4 die transmission bei T1.7 liegt. somit sind beide objektive bezüglich realem lichteinfall fast ident!

    Antworten
  3. Hallo Markus,

    ich habe das Sony/Zeiss 55mm F1.8 und bin beim Überlegen das neue Sony FE 35mm F1.8 anzuschaffen,
    wegen der Brennweite.
    Deiner Meinung nach, ist die Auflösung der neuen Sony FE 35mm F1.8 ebenbürtig der Zeiss 55mm F1.8?

    Vielen Dank.

    Fritz.

    Antworten
    • Hallo Fritz,

      da ich das 35mm 1.8 noch nicht testen konnte, kann ich dazu leider keine Aussage treffen. Ich vermute, dass das 35mm ausreichend scharf ist. Allerdings habe ich im 35mm Bereich immer die F1.4 Objektive durch den etwas schöneren Bildlook bevorzugt.

      Viele Grüße,
      Markus

      Antworten
  4. Hi Markus!
    3D Pop (Zeiss-Look, Leica-Look etc.) ist nach meiner Erfahrung die Mischung aus geeignetem Objektiv (Schärfe und Bokeh), passendem Licht, Bildaufbau und Mikrokontrast. Ein gutes Objektiv bringt natürlich erstmal die bestmögliche Grundlage, viel passiert hier aber wohl auch im Postprocessing.

    Müssen wir bei Geelgenheit mal bei einem Bierchen testen ;-)

    LG
    Ralph

    Antworten
  5. Hallo Markus,
    zuerst danke für Deine ausführliche Bewertung der beiden Objektive. Ich selbst arbeite als Fotograf in Hannover mit ähnlichen Schwerpunkten Deiner Arbeit. Auch ich besitze sowohl das Sony/Zeiss 55mm F1.8 als auch das Sony/Zeiss Planar 50mm F1.4.

    Im Endergebnis läuft der Einsatz der Objektive bei mir immer auf die Frage hinaus, was ich zum jeweiligen Shooting wirklich benötige. Oftmals reicht das 55mm F1.8 mehr als aus – bei viel weniger Gewicht. Geht es bei einem Auftrag aber um die maximal mögliche Qualität und/oder kritische AL Situationen, greife ich gern zum 50mm Planar F1.4.

    Alle meine TFP/Testshootings führe ich zumeist mit den F1.8er Objektiven durch. Denn das neue Sony FE 35mm F1.8 ist meinem bisherigen Spitzenreiter Sony/Zeiss Distagon T* F1.4 ebenfalls in den Bereichen Gewicht und Abbildungsqualität überlegen.

    Dir nochmals vielen Dank für Deine Mühe und den gelungenen Blog und weiterhin gutes Licht – Andreas-Joachim Lins

    Antworten
    • Hallo Andreas-Joachim,

      danke für dein Feedback! So eine Aufteilung habe ich auch mit meinem Sigma 50mm überlegt, auf der anderen Seite ist es auch Schade, wenn das Objektiv dann die meiste Zeit nur im Schrank liegt.

      Das Sony Zeiss 35mm 1.4 hatte ich auch getestet und fand es wirklich sehr cool – hat einen besonderen Look. Allerdings habe ich dann rational doch zum Sigma 35er gegriffen, da es nicht viel schwerer ist und zum halben Preis noch mehr Qualität bietet. Im Nachhinein vermisse ich das Feeling vom Sony Zeiss 35er manchmal. Das mit dem Gewicht vom neuen 1.8er stimmt, allerdings glaube ich das Sony Zeiss hat immer noch einen tolleren Look. Wenn Gewicht ein Thema ist, ist das neue aber unschlagbar.

      Viele Grüße,
      Markus

      Antworten
  6. Hallo, vielen Dank für den ausführlichen und praxisgerechten Beitrag.
    Ich habe auch das 55er Zeiss und habe dieses als einziges Objektiv an einer Sony A7ii.
    Das ist auch der einzige Grund das ich die Sony noch behalten habe, die Bilder damit sind wirklich topp und das Gewicht ist ein für mich ernstzunehmender Faktor, insbesondere wenn man mit 2 Cams arbeiten muss.
    Matthias

    Antworten

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