Als das Sony 85mm 1.4 GM im Februar 2016 das Licht der Welt erblickte, war es auf Anhieb mehr oder weniger das beste Porträt Objektiv für das Sony E-Mount System. Gut – viel mehr Auswahl gab es damals auch nicht.
Kürzlich ist der Nachfolger Sony 85mm 1.4 GM 2* erschienen. Dadurch ist der Preis des alten Sony 85mm 1.4 noch ein ganzes Stück gefallen. Und auch heute noch belegt es trotz weiterer 85mm Alternativen weiterhin die oberen Plätze von vielen Testdatenbanken wie z.B. DxOMark.
Zu den Hauptmerkmalen gehört neben der guten Schärfe auch das Gold Master typische Bokeh. Diese zwei Aspekte in Verbindung bilden immer einen zauberhaften Bildlook.
Auch wenn ich mich damals für das Sigma 85mm 1.4 entschieden hatte, waren Fotos vom Sony GM immer ein Blickfang für mich. Es hatte irgendwie immer eine eigene Art, die Realität abzubilden und das Bokeh zu rendern.
Aus Gründen, zu denen ich im Beitrag noch komme, bin ich nun nach zwei Jahren doch auf das Sony 85mm 1.4 GM gewechselt. Aktuell besitze ich für Testzwecke beide Objektive und werde das ebenfalls sehr gute Sigma als Referenz hernehmen.
Inhaltsverzeichnis
Beispielfotos vom Sony 85mm 1.4 GM
Zunächst ein paar Beispielfotos, die ich über die letzten Jahre mit dem Objektiv aufgenommen habe. So siehst du vorab, was das Objektiv drauf hat. Die folgenden Beispielfotos sind alle mit meinem THO ONE Lightroom Preset Paket bearbeitet.
Warum habe ich das Objektiv gekauft?
Ausgangslage war, dass ich eigentlich immer mit Sigma Art Objektiven fotografiert hatte. So war auch das 85mm 1.4 Teil meines Kits. Die Objektive der Art-Serie haben eine enorm gute Abbildungsqualität – den Bildlook würde ich als steril beschreiben.
Egal welche Brennweite – eines haben die Sigmas alle gemeinsam: Sie sind verdammt groß und richtig schwer. Dazu kommt am E-Mount, dass der Schwerpunkt durch die Tubusverlängerung noch weiter weggelegt wird. Die Kamera ist dadurch kopflastig. Wer das 85mm 1.4 von Sigma kennt weiß, dass das Teil ein ordentlicher Klopper ist. Dadurch war das Objektiv schon immer eine Hassliebe. Nach dem Shooting die wirklich schönen RAWs davon anzusehen hat mehr Spaß gemacht, als vor Ort damit zu fotografieren.
Letztes Jahr hatte ich mir statt dem günstigeren Sigma Objektiv auch schon lieber das Sony 24mm 1.4 GM zugelegt. Hier war ich nicht nur von der Bildqualität und dem besagten Bokeh völlig begeistert. Sondern auch von der Größe und Mobilität. Einfach ein Klasse Objektiv, das mir auch gegenüber den Sigmas viel mehr Spaß beim Fotografieren machte. Das lag vor allem am besseren Handling, aber auch ein paar Zusatzfeatures. Daher kam ich nun auch bei meinem Sigma 85mm 1.4 ins Grübeln.
Größe, Gewicht, Design, eigener Bildlook, Schnelligkeit und die Haptik mit dem Blendenring bringen für mich bei den GM Linsen einfach ein ganz besonderes Feeling. Daher war ich angefixt und wollte dieses Feeling und Bildlook auch beim 85mm Objektiv.
Sony 85mm 1.4 GM Review: Haptik und Verarbeitung
Da war es, das 85mm Objektiv. Das Design und Haptik ist bekannt: Schlichtes schwarz, G Emblem. Dazu noch praktische Schalter für MF/AF und der frei belegbare Focus-Hold Button.
Gold Master üblich lässt sich die Blende über den Blendenring einstellen. Dieser lässt sich für ein stufenloses Abblenden im Videobereich auch “Entklicken” (über Click-Schalter), so dass weder Geräusche noch harte Belichtungsstufen vernehmbar sind. Die Blende lässt sich auf “A”-Stellung dann auch wie bei anderen Objektiven über die herkömmlichen Kameraräder bedienen.
Gegenüber dem 24mm GM fällt auf, dass der Blendenring etwas angenehmer und gedämpfter klickt. Leider rastet der Ring auf “A”-Stellung aber nicht so fest ein, wie beim 24mm. Hier ist fester immer besser, um den Ring nicht versehentlich zu verstellen. Dürfte aber beim 85mm auch noch in Ordnung sein.
Das Objektiv an sich ist aus einer Kombination von hochwertigem Kunststoff und Metal Elementen gefertigt. Der Fokusring besitzt eine Gummierung und läuft sehr rund. Eine mechanische Verbindung gibt es durch Focus-By-Wire leider nicht.
Insgesamt wirkt alles sehr edel und hochwertig. Von den fühlbaren G und Brennweiten Emblem bis hin zur schlichten Typografie sieht alles sehr schön aus.
Zudem ist das Objektiv wetterfest abgedichtet und besitzt eine Gummilippe am Anschluss. Durch kleine Details wie z.B. eine Noppe unten auf Höhe des Blendenrings lassen das Design ebenfalls sehr durchdacht wirken. Ohne diese Noppe würde das Objektiv an der Kamera auf dem Blendenring aufliegen. Die Noppe verhindert das und entlastet den Ring.
Lieferumfang und Auswertung des Datenblatts (Sony SEL-85F14GM)
Im Karton findest du neben dem Objektiv noch Folgendes:
- Zwei Anschlussdeckel (Linse und Mount)
- Gegenlichtblende
- Transporttasche
Die Gegenlichtblende ist leicht verformbar und nicht komplett starr. Innen gegen ungewollte Reflexionen zusätzlich schwarz beflockt. Dazu besitzt die Geli einen kleinen Schalter, um sie zum Abnehmen wieder zu entriegeln.
In der kleinen schwarzen Tragetasche kannst du das Objektiv einfach und sicher transportieren. Diese benötige ich durch meinen vorhandenen Fotorucksack allerdings nicht zwingend.
Nun kommen wir zu einem der Hauptgründe, wieso ich vom Sigma 85mm 1.4 weg wollte: Größe und Gewicht. Ja – Blende F1.4 Objektive sind immer etwas schwerer. Und auch das Sony 85mm 1.4 GM würde ich nicht unbedingt als Leichtgewicht bezeichnen. Eine Blende F1.4 ist mir aber dennoch sehr wichtig.
Und hier wiegt das Sigma Objektiv eben 1215g. Das sind nur ca. 200g weniger als gängige 70-200 F2.8 Teleobjektive. Zusammen mit dem verlängerten Tubus fühlt es sich so an, als würde Hand abreißen. Man braucht eigentlich immer eine zweite Hand als Stütze. Das fällt mir immer auf, wenn ich manchmal selbst in der anderen Hand den Reflektor halte. Mit den meisten Objektiven kein Problem, beim Sigma 85mm schwierig.
Das Sony 1.4er Objektiv wiegt dagegen 824g. Das sind im Vergleich knappe 400g weniger. Damit wiegt die Sony mit angeschraubtem Sigma also 1869g. Die Sony mit dem GM wiegt 1478g. Das Setup mit dem Sigma geht also knallhart auf die 2kg Marke zu – und das ist schon viel. Ohne Batteriegriff lässt sich das an der Sony A7III nur sehr unkomfortabel halten (wodurch das Gesamtgewicht allerdings noch weiter steigt).
Dagegen fühlt sich die Sony mit dem GM noch relativ ausgewogen an. Mit einer Länge von ca. 10,5cm trägt das GM im Vergleich zum Sigma fast 5cm weniger auf. Dadurch ist der Schwerpunkt schonmal etwas besser.
Im Durchmesser geben sich die beiden nicht viel, wobei das GM einen 77mm Filter benötigt. Das Sigma hat ein 86mm (!) Filtergewinde.
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Ansonsten kann man mit dem Objektiv auch bei wenig Licht noch fotografieren, ohne den ISO hoch zu pumpen. Mit der F1.4 Blende bekommt man immer viel Licht auf den Sensor und massig Bokeh.
Dieses läuft auch abgeblendet im wahrsten Sinne sehr rund – das versprechen zumindest die 11 Blendenlamellen. Diese bilden eine wirklich sehr runde Öffnung.
GM typisch sollen auch extra glatt geschliffene Gläser für glattere Bokeh-Kugeln im Hintergrund sorgen. All das sehen wir uns dann noch an.
Viele weitere Informationen können dem Datenblatt der Objektiv Seite entnommen werden.
Einsatz des Objektivs in der Praxis
85mm – das ist eine typische Brennweite für die Portraitfotografie. Durch die Brennweite im leichten Telebereich rückt der Hintergrund näher ans Model heran. Durch den hohen Unschärferadius entsteht bereits brennweitenbedingt eine satte Hintergrundunschärfe.
Bei Porträts im Anschnitt blendet man sowieso etwas ab, um noch genug Schärfentiefe zu erhalten. Bei Ganzkörperaufnahmen fotografiere ich gerne auch auf Offenblende F1.4. So erhält man selbst bei größeren Abständen zum Motiv noch eine geringe Schärfentiefe.
Neben den Porträts setze ich das Objektiv auch für Hochzeitsreportagen ein. Auch hier kann man wunderbar Geschichten erzählen, indem man störende Elemente gezielt ausblendet. Dazu lädt die Blende F1.4 ein.
Und wenn man die Kamera den ganzen Tag mit sich herumtragen muss, merkt man am Ende jedes Gramm an den Schultern. Umso besser, dass das Objektiv an der Sony dann für ein 85mm 1.4 Objektiv relativ ausgewogen zu halten ist.
Als ich das erste mal mit dem Objektiv loszog, war ich begeistert, dass es gegenüber dem Sigma zwar leichter und vor allem ausbalancierter war, aber wohl der selbe grandiose Bildlook herauskam. Das zusammen machte sehr viel Spaß.
Autofokus Geschwindigkeit und Lautstärke
Wie viel Spaß ein Objektiv macht, bestimmt auch die Fokusgeschwindigkeit vom Autofokus. Bei den meisten anderen Objektivtests auf diesem Blog bin ich darauf nicht weiter eingegangen – weil: Man hat eben einfach nichts Negatives feststellen können.
Anders ist das beim Sony 85mm 1.4 GM. Beim Autofokus merkt man, dass das Objektiv aus 2016 stammt. Die neueren 24mm 1.4 GM oder 135mm 1.8 GM Objektive besitzen beide schon bessere Autofokus Motoren und sind blitzschnell.
Das 85mm geht dagegen etwas gemächlicher zur Sache. Und das ist eigentlich eine traurige Sache: Das Sigma Art ist hier nämlich etwas schneller und zuverlässiger. Der größte Feind von Sony ist hier das Sigma Firmware Update 2.0. Denn seit diesem ist der Autofokus vom Sigma wirklich ziemlich schnell. Damit ist der Fokus vom Dritthersteller schneller als der vom nativen ~1600€ Premium Objektiv. Das ist ein harter Schlag. Hin und wieder pumpt der AF von beiden Objektiven, der vom Sony aber auch gefühlt etwas öfter. Schade!
Dennoch ist der Autofokus für meine Zwecke schnell genug: Portraits im Stehen oder Laufen sind kein Problem. Auch ansonsten wird der AF im Alltag für alle Anwendungen schnell genug sein. Ein Problem sehe ich nur darin, dass zukünftige Sony Kameras auch immer schneller werden. Vielleicht ist der AF-Motor vom 85mm dann ein Flaschenhals. Oder Sony hilft auch noch einmal mit einem Firmware Update nach. Ob das hardwaretechnisch noch drin wäre, kann ich nicht sagen.
Im Internet beschweren sich viele Leute ebenfalls über das laute Fokusgeräusch. Ja, es ist hörbar. Ich finde es aber nicht störend. Das Sigma macht auch Geräusche. Beim Sony ist es wie ein “Atmen”, beim Sigma wie ein Zischen. Bei keinem von beiden allerdings im Alltag irgendein Problem und meiner Ansicht nach völlig im Rahmen.
Pixelpeeping und Bildqualität: Sony 85mm 1.4 GM vs Sigma 85mm 1.4 Art
Schärfetest Bildmitte
Zunächst sehen wir uns mal die Schärfe an, die das Sony 85mm 1.4 GM in der Bildmitte liefert. Dazu im vergleich jeweils das Sigma Art. Wenn man sich eine Blende 1.4 Porträt Linse kauft, möchte man in erster Linie sehen, wie sich diese auf entsprechend kleinen Blendenwerten schlägt.
Daher fotografierte ich im Folgenden jeweils die Steinstruktur des Schornsteins im Bildzentrum. Einmal auf Offenblende F1.4. Dann noch etwas abgeblendet auf F2.0.
Nun siehst du einen Ausschnitt von diesem Foto in der Bildmitte:
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Auf Blende 1.4 ist es ein knappes Rennen der beiden. Auch auf den 100% Ansichten der RAWs in voller Auflösung lässt sich kaum ein Unterschied ausmachen. Ich denke wenn dann ist das Sigma einen feinen, wirklich sehr geringen Ticken schärfer.
Vorher: Sony @ F2.0 // Nachher: Sigma @ F2.0
Auch auf Blende F2.0 abgeblendet ist kaum ein Unterschied zu sehen. Wie auf Offenblende das Sigma einen Ticken schärfer war, scheint es nun das Sony zu sein.
Diese Beobachtung zieht sich auch noch über F2.8 bis die Objektive dann ab F5.6 im Bildzentrum gleich scharf sind.
Schärfetest Bildrand
Wir wiederholen den Test mit der Ziegelstruktur am Bildrand. Fokus wurde hierbei jeweils neu auf den Schlot oben rechts gesetzt.
Hier zunächst noch eine Gegenüberstellung zwischen Bildzentrum und Bildrand vom Sony 85mm 1.4 GM:
Vorher: Sony @ F1.4 Bildzentrum // Nachher: Sony @ F1.4 Bildrand
Hier siehst du auch schonmal vorab, wie stark die Vignettierung auffällt. Was auch auffällt ist, wie das Bokeh vom Busch im Hintergrund etwas störrischer zum Rand hin wird. Behalte das im Hinterkopf, wenn wir gleich noch genauer auf den Bildlook eingehen.
Von der Schärfe her haben wir einen leichten, sehr verkraftbaren Abfall zum Rand hin. Wichtig ist hier eher, wie es sich im Vergleich zur Konkurrenz schlägt.
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Auch am Bildrand ist es ebenfalls ein sehr knappes Rennen. Wenn ich einen Gewinner auf Offenblende küren müsste, wäre es auch wieder mit einem vernachlässigbaren Hauch Vorsprung das Sigma.
Vorher: Sony @ F2.0 // Nachher: Sigma @ F2.0
Ähnlich wie im Bildzentrum packt das GM auch am Rand schärfemäßig ab F2.0 noch einmal fester zu als das Sigma.
Zwischenfazit Bildschärfe: In Punkto Schärfe sind beide Objektive unglaublich. Im Porträt Alltag wird man hier keine Unterschiede feststellen können. Beide Objektive sind sowohl im Zentrum, als auch am Rand sehr scharf. Mit beiden kann man ab Offenblende arbeiten. Das Sony 85mm 1.4 GM steigert die Schärfe abgeblendet ab F2.0 noch einmal etwas. Die Schärfe wird aber kein finales Kaufargument für das eine oder das andere sein.
Chromatische Aberrationen
Sowohl das Sigma, als auch das Sony weisen immer wieder chromatische Aberrationen auf. In vielen Situationen wird es auf das Selbe herauskommen und bei beiden das Bild nicht übermäßig verschlechtern.
Im Vergleich zum Sigma 85mm 1.4 weißt das Sony einen feinen Hauch mehr Farbsäume an Kontrastkanten auf. Das wird u.a. beim Slider unten bei “Bildlook” an der Pflanze auf dem Fensterbrett deutlich.
Oder auch bei dieser fiesen Gegenlichtsituation auf Blende F1.4:
Also auch Objektive ab 1500€ sind nicht von diesem Phänomen befreit. Das liegt immer an der Art und Weise, wie der Hersteller die Gewichtung zwischen Schärfe, Bokeh und optischen Korrekturen legt. Beim GM liegt der Fokus eher auf Bokeh und Schärfe.
Dieses Phänomen konnte man auch schon beim 24mm GM beobachten. Auch das Weitwinkelobjektiv hatte hier auf Offenblende ein paar Farbsäume mehr als das Sigma. Dafür überzeugte es mit einem wesentlich ruhigeren Bokeh. Mittlerweile bin ich hier auch nicht mehr so pingelig wie damals. Nachträglich kann man CAs entfernen, das Bokeh allerdings nicht verschönern.
Verzerrung und Vignettierung
Das Sony Objektiv besitzt kaum Verzerrung. Allerdings ist auf Offenblende eine deutliche Vignettierung zu vernehmen. Für mich ist diese allerdings Teil des Bildlooks. Bereits ab F2.0 ist diese erheblich abgeschwächt.
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sony @ F1.4 mit LR Korrekturen
Bildlook und Bokeh
Bildqualität ist das eine. Doch was ein Objektiv wirklich ausmacht, ist der Bildlook. Der Charakter eines Objektivs. Und hier spielt das Sony 85mm 1.4 GM wirklich ganz vorne mit.
Auch wenn man mit dem Sony 85mm 1.8* ein ähnlich scharfes, leichteres Objektiv mit schnellerem Autofokus bekommt. Den schöneren Bildlook hat eindeutig das GM Objektiv. Es bildet einfach auf seine eigene, magische Weise ab. Die Schärfe in Kombination mit der wirklich sehr weichen Hintergrundunschärfe ergibt ein einzigartiges Bild. Das habe ich oben bereits mit den Beispielfotos aus der echten Welt gezeigt. Nun will ich aber mit Slidern noch etwas genauer auch im Vergleich zum Sigma werden.
Zunächst fällt auf, dass das Sigma typischerweise wieder etwas wärmer als das Sony Objektiv abbildet. Ein Unterschied, der mir auch aufgefallen ist, dass das Bokeh vom Sigma vom Zentrum bis zum Bildrand etwas einheitlicher ist. Schau dir einfach noch einmal die Slider beim Schärfevergleich an. Hier siehst du, wie das Bokeh vom GM auf Offenblende zum Rand hin leider etwas störrischer wird. Ab F2.0 sieht man kaum noch einen Unterschied. Das spielt allerdings nicht immer eine Rolle und ist nur in manchen Situationen und in bestimmten Fokusdistanzen zu beobachten.
Unterm Strich gibt es Situationen, da sieht der Hintergrund beim Sony etwas weicher und schmeichelhafter aus, als beim Sigma. Es gibt aber auch Situationen, in denen sich er Unterschied kaum bemerkbar macht. Oder eben das Sigma auch mal mehr überzeugt.
Da die Schönheit vom Bokeh im Auge des Betrachters liegt, sieh dir einfach folgende Vergleiche an und entscheide selbst:
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Vorher: Sony @ F1.4 // Nachher: Sigma @ F1.4
Lensflares
Lensflares interessieren mich meistens nur beiläufig. Dennoch gibt es hier beim GM einen kleinen Nachteil.
Erst die gute Nachricht: Blendenflecken im Gegenlicht gleicht das Objektiv sehr gut aus. Hier bleibt bis auf einen kleinen Flecken nichts übrig. Somit stört nichts im Bild, übertriebene Spielereien mit den Flares sind aber auch nicht möglich.
Ein kleiner Nachteil bei sehr hartem Sonnenlicht ist, dass eine Reflexion vom Filtergewinde im Bild sichtbar wird. Wenn man das durch Winkel nicht vermeiden kann, schafft die mitgelieferte Gegenlichtblende Abhilfe.
Fazit Sony 85m 1.4 GM Test – Grandioser Bildlook mit leichten technischen Schwächen
Unterm Strich ist das Sony 85mm 1.4 GM ein Traumobjektiv. Es besitzt eine sehr gute Schärfe ab Offenblende und einen wirklich zauberhaften Bildlook. Durch die Kombination von Schärfe und butterweichem Bokeh kommt auch immer wieder der mysteriöse 3D Pop Effekt durch. Dadurch erscheinen Fotos oft sehr räumlich und real.
Das alles kommt nicht im leichtesten, aber dennoch sehr ausgewogenem und tragbaren Gehäuse daher. Die gute Ausstattung an Knöpfen, Schaltern und dem Blendenring wertet das fotografische Erlebnis noch einmal enorm auf.
Dennoch nähert sich das Objektiv nicht in dem Maße der »Perfektion« an, wie es neuer GM Objektive wie das Sony 24mm 1.4 GM machen.
Denn was den Spaß etwas dämpft ist die eher langsame Geschwindigkeit vom Fokus Motor. Für Porträt Aufnahmen oder Fotos im Laufen kommt der Fokus aber dennoch locker mit.
Die Korrektur der chromatischen Aberrationen ist etwas schwächer. Sie sind einen Ticken präsenter als beim Sigma, aber im Alltag nicht störend. Falls doch, so lässt sich dieses Problem mit Lightroom leicht in den Griff bekommen. Auch wird das Bokeh zum Rand hin bei bestimmten Aufnahmesituationen etwas unruhig.
Im alltäglichen Praxiseinsatz werden diese kleinen Mankos im Vergleich zum Sigma 85mm 1.4 Art kaum auffallen. Stattdessen freue ich mich nun jedes mal, wenn ich mehr oder weniger den selben tollen F1.4er Bildlook auch im kompakteren und leichteren Gehäuse nutzen kann.
Es bleibt am Ende jedem selbst überlassen, welche Haltung man vertritt. Entweder: Das Sigma bietet mehr Objektiv und ungefähr den selben Bildlook für 400€ weniger. Oder: Das Sony Objektiv bietet den Bildlook im kleineren und leichteren Gehäuse. Meine Wahl fällt auf letzteres, da sich das Geld irgendwann kompensiert, das Gewicht aber niemals weniger werden wird.
Viel wichtiger ist noch einmal zu betonen, dass mittlerweile der Nachfolger erschienen ist. Dadurch kannst du entweder vom gefallenen Preis der ersten Version profitieren (Preis- / Leistung ist jetzt sehr gut!).
Oder aber du entscheidest dich für die verbesserte GM2 Version des 85mm 1.4. Das sind die Vorteile:
- Kleineres und leichteres Gehäuse
- Ein weiterer frei belegbarer Knopf am Gehäuse
- Mehr Schärfe und wichtiger: mehr Kontrast
- Kaum noch chromatische Aberrationen (lila Farbsäume)
- Schnellerer und damit zeitgemäßer Autofokus
Alternative Empfehlungen von 85mm Objektiven für’s Sony System
Das Sony GM Objektiv ist ein grandioses Stück Glas – allerdings mit 1500€ – 1700€ auch die teuerste Option. Daher empfehle ich ansonsten noch folgende beiden Varianten:
Sigma hat das neue Sigma 85mm 1.4 DG DN Art von Grund auf für spiegellose Systemkameras entwickelt. Es ist bei identischer optischer Leistung wesentlich kleiner und leichter (das ursprüngliche 85mm 1.4 von Sigma war ein Klumpen!). In meinen Augen ist das Sigma Preis-/Leistungssieger. Es bietet für ca. 1100€ ausgezeichnete Bildqualität und einen sehr schönen Bildlook und weiches Bokeh. Der Autofokus ist dazu noch schneller als der vom GM und es hat etwas weniger chromatische Aberrationen. Technisch ist es eigentlich das bessere Objektiv. Den wahren Preis, den man zahlt, ist allerdings das absolut übertriebene Gewicht und Größe. Das mindert den Spaß beim Fotografieren deutlich – ansonsten aber eine 1A Linse. Eine Empfehlung gibt es allemal:
Ein sehr empfehlenswertes Objektive ist dazu auch noch das Sony 85mm 1.8. Es ist das handlichste 85mm Objektiv. Dazu hat es eine hervorragende Abbildungsleistung und ist wesentlich günstiger in der Anschaffung. Der Bildlook ist nicht ganz so schön wie von den 1.4er Linsen. Es wird aber Situationen geben, da wird das nicht stark ins Gewicht fallen. Für Gelegenheitsnutzer von 85mm Brennweite oder Fotografen, die gerne reisen, ist das eine gute Alternative:
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Toller Vergleich! Ich liebäugel schon länger mit dem 85er GM. Der Bildlook hat mir immer besonders gut gefallen und sticht irgendwie magisch heraus. Nun gibt es die neue Variante des 85er von Sigma und ich bin unsicher, ob sich der Kauf wirklich lohnt. Da ich viel in der golden hour und im Gegenlicht fotografiere, interessiert mich in diesen Situationen besonders der AF des GM. Ich habe schon oft gehört, das es Schwierigkeiten bei schlechtem Licht gibt. Kannst du dazu etwas sagen?
Hallo Yvonne,
danke für deinen Kommentar. In einer wirklich dunklen Extremsituation habe ich das Objektiv noch nicht verwendet. Allerdings habe ich mir auch anfangs viele Gedanken wegen dem wohl etwas langsameren AF gemacht. Nun hatte ich das Objektiv schon auf einigen Porträt Fotoshootings und Hochzeitsreportagen dabei und konnte wirklich in der Praxis (ohne ständig nur ans Objektiv zu denken) nichts negatives feststellen. Hat alles funktioniert, so wie es soll – so zumindest bei ausreichend Licht.
Viele Grüße,
Markus
Hallo Markus,
wow dieser Artikel war wirklich sehr hilfreich und lehrreich zu gleich. Deine Vergleiche waren echt super.
85 mm sollen ideal sein für Portraits. Was bedeutet das für MFT-Fotografen? Müsste ich da idealerweise mit einem 42,5 mm, z. B. von Panasonic, fotografieren?
Servus Chris,
genau, durch den Cropfaktor von x2 müsstest du für MFT ein 42,5mm Objektiv verwenden.
Viele Grüße,
Markus
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Hallo Markus,
einmal mehr ein soo herrlich zu lesender Testbericht. Ich finde es schön, dass du deiner Linie treu bleibst und nicht zu technisch über die Objektive berichtest, sondern vor allem das benennst was dir im regulären Gebrauch wahrnimmst. Es macht einfach Spaß zu lesen, weil man sich super gut einfühlen kann, was du gerade meinst und trotzdem bleiben die ganzen technischen Aspekte nicht auf der Strecke. Einfach mega!
Ich selber liebe mein Sony 24mm 1.4 und habe dazu noch das 55mm 1.8 und das 85mm 1.8 – für mich bisher richtig geniale Kombination. Natürlich würde mich das 1.4er 85mm reizen aber aktuell bin ich noch hochzufrieden mit dem Setup.
Außerdem will evtl. demnächst mal noch in eine Drohne investiert werden und obendrein hat Sony mit der A7IIIs ja auch noch was im Kommen. Mal sehen wie ich mich entscheide.
Dir auf jeden Fall vielen Dank für einen weiteren herrlichen Bericht!
Grüße
Andi
Ich finde es sehr gut.