Wodurch wirken Portrait Aufnahmen in der Natur so einzigartig? Alleine durch die Location? Oder durch das Model? Das Licht? Es spielen eine Menge Faktoren eine Rolle. Diese will ich dir in diesem Beitrag als Schritt für Schritt Anleitung zum perfekten Outdoor Portrait zeigen. So wirst du lockere Outdoor Fotoshootings durchführen, deren Ergebnisse man sich zweimal ansieht.
Es wird darum gehen, was du alles beachten solltest und welches Equipment sich am besten eignet. Dazu zeige ich dir weitere nützliche Links zu den einzelnen Themen sowie den fotografischen Gadgets / Equipment.
Natürliche Portraits zu fotografieren sehe ich als Unterkategorie der allgemeinen Menschen Fotografie, über die du hier noch einmal alle Portrait Grundlagen im großen Leitfaden findest.
Los geht’s!
Inhaltsverzeichnis
1. Die perfekte Natur Portrait Location finden
Gehst du öfter spazieren? Wenn nicht solltest du das häufiger tun – denn so entdeckst du die besten Fotografie Locations. Auf diese Weise habe ich damals den kleinen Weiher mit dem Schilf entdeckt, wo eine der gezeigten Serien entstanden ist.
Die andere Location ist mir ebenfalls zu Fuß beim Wandern aufgefallen. Ich merkte mir diese Locations sofort vor.
Tipp: Es lohnt sich solche Einfälle immer wieder als Liste festzuhalten.
Es müssen auch nicht immer die prächtigsten Kulissen mit dem besten Ausblick sein. Wie schon angesprochen fand das eine Portrait Shooting an einem kleinen, unscheinbaren Weiher statt. Besonders interessant war hierbei das Schilf und allgemein das viele Grün. Rundherum viel Grün – so gefällt mir das. Und auch deinem Bild wird das gut tun.
Dagegen solltest du vermeiden viele kahle Äste im Bild zu zeigen. Diese sehen oft nicht nur hässlich aus, sondern sind meistens auch dafür verantwortlich, dass deine Bildgestaltung unruhig werden kann. Mehr dazu später im Abschnitt zur Bildgestaltung.
Wenn du gerne Natur Portraits machen willst, solltest du dort auch regelmäßig ohne Kamera unterwegs sein.
Als Fazit dieses Abschnitts ist es wichtig zu sagen, dass man die besten Locations weder über Google Maps, noch beim Vorbeifahren mit dem Auto entdecken kann. Dorthin bringen einen wirklich nur die Füße und müssen vorab erst einmal gefunden werden. Hier findest du weitere Gedanken zum Thema Fotografie Location finden. Im Beitrag gibt es zusätzlich eine Liste mit 25 Ideen um direkt loszulegen.
2. Das richtige Model, Styling und Outfit wählen
Der nächste Schritt bei jedem Shooting ist das finden eines passenden Models. Hierbei verlasse ich mich meistens auf bestehende Kontakte, bin natürlich auch immer offen für neue Models. Spontaner und lockerer lässt sich aber oft mit Personen arbeiten, die man vielleicht schon durch vorangegangene Shootings kennt.
Natürliche Aufnahmen kann man beinahe mit jedem Typ Model machen. Wichtiger ist es, welche Frisur, Make-Up und Kleidung ihr auswählt.
Das sollte zur Location bzw. der Natur passen. Übertreibt es also Make-Up mäßig nicht. Auch die Frisur lieber etwas lockerer und natürlicher lassen, am besten mit Locken.
Das bringt mehr Struktur ins Bild und gibt auch dem Model mehr Volumen.
Für das Outfit sollte das Model einfach verschiedene Kleidungsstücke mitbringen – so könnt ihr auch noch vor Ort beratschlagen. Am besten lockere Sachen mit Strukturen und Formen. Vermeide Aufdrucke oder gar große Marken-Brandings. Das holt den Betrachter meistens schnell aus der Stimmung heraus. Außerdem ziehen die Motive meistens die volle Aufmerksamkeit auf sich und nehmen Sie vom Model, um das es eigentlich gehen soll.
Tipp: Benutze darüber hinaus auch noch Requisiten. Neben Gegenständen kann dazu natürlich auch Kleidung wie ein Hut, Poncho, Decke, Brille oder sonstige Accessoires zählen. Sei kreativ und bringe solche Dinge mit in dein Bild. So kannst du eine komplett neue Geschichte erzählen.
3. Die perfekte Tageszeit für bestes Licht auskundschaften
Wir kommen zurück zum Ort: Einen Ort finden ist schön und gut. Hierbei konzentrierst du dich zunächst darauf, welche Umgebung sich als Bildhintergrund finden lässt. Im nächsten Schritt analysiert mit das Licht. Und dieses ändert sich je nach Tageszeit – wenn nicht sogar stündlich.
Golden Hour für bestes Available Light nutzen
Generell solltest du dir mit deinem Shooting bis abends Zeit lassen. Ab der Golden Hour wird das Licht viel weicher und rötlich warm. Das schmeichelt sowohl der Haut des Models, als auch deiner Bildstimmung.
Wenn der Himmel nicht mit einer dichten Wolkendecke bedeckt ist kann es sich also lohnen bis abends zu warten. Hierfür kannst du auch einfach “Sonnenuntergang” auf Google eingeben und erhältst die entsprechende Uhrzeit. Bedenke, dass das der Zeitpunkt ist, ab dem die Sonne dann gleich komplett verschwindet. Das weiche und warme natürliche Licht tritt bereits schon 30-60 Minuten vorher auf. Beispiel für abends:
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- Sonnenuntergang laut Google oder Wetter-App: 21:26 Uhr
- Beginn der Golden Hour: ca. 20:30 Uhr
- Beginn des Shootings vor Ort: Spätestens 20:00 Uhr
Du musst bedenken, dass du bei Beginn der Golden Hour die besten Bilder machen willst. Bis dahin musst du also nicht nur schon vor Ort sein, sondern dich am besten auch schon mit deinem Model warm geshootet haben. Und natürlich kann man auch vor der Golden Hour schon gute Fotos machen.
Tipp: Nicht jeder Ort ist bis zum theoretischen Beginn der Golden Hour ausgeleuchtet. Manchmal versperren Wälder, Berge oder andere Hindernisse schon früher das Licht. Hier musst du also entsprechend eher anfangen. Natürlich können auch nach Sonnenuntergang noch Fotos gemacht werden. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die blaue Stunde, bei der das Licht allmählich kälter wird, aber sehr weich und indirekt vom Himmel ausgestreut wird.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, überprüfe bereits am Abend vor dem eigentlichen Shooting, ob der Zeitpunkt des Sonnenuntergangs tatsächlich richtig liegt.
Tagsüber fotografieren
Das Shooting muss nicht zwingend abends stattfinden. Du kannst natürlich auch nachmittags shooten. Direktes und hartes Sonnenlicht macht jedoch nicht nur eine unreine Haut – auch bilden sich im Gesicht des Models unvorteilhafte Schatten. Dazu kommt, dass oft versehentlich Bereiche ausbrennen.
Fotografieren im direkten Sonnenlicht ist eine Disziplin für sich.
Ich würde deshalb empfehlen, den Schatten aufzusuchen. Hier ist das Licht meistens weicher. Auch hier musst du aber herausfinden, aus welcher Richtung das Licht kommt. Dann kannst du bewusst entscheiden, ob du gegen oder mit dem Licht fotografieren willst. Wie du hier genau vorgehst erfährst du in meiner Available Light Fibel, die ich dir an dieser Stelle in Eigenwerbung empfehlen will. Hier veranschauliche ich anhand von vielen Fotos und entsprechenden Lichtskizzen, wie du am besten vorgehst.
4. Die beste Outdoor Portrait Ausrüstung
Beim Thema Equipment scheiden sich die Geister. Und das Kameramodell und Hersteller ist nur der Anfang. Weiter geht es, ob Reflektor oder Blitz notwendig ist, oder nicht. Meine Meinung im Falle von Natur Portraits:
Keep it simple.
Gerade in der Natur kann es anfangs schwierig sein, die Stimmung mit dem Blitz zu unterstützen und nicht einfach weg zu blitzen. Deshalb konzentriere dich nur auf das vorhandene Licht, das Model und deine Kamera. Und auch in diesem Beitrag soll es nur um Available Light gehen.
Die richtige Portrait Brennweite wählen
Eine Kamera und ein Objektiv reichen völlig aus – ist nur die Frage welche Brennweite du nutzen solltest. Im Gegensatz zum Fotografieren von Indoor Portraits hast du außen viel Platz. Das bedeutet, es gibt eigentlich keine Grenzen. Du kannst sowohl mit einem weitwinkligen 24mm Objektiv losziehen, oder auch mit einem 200mm Teleobjektiv.
Meine Empfehlung für natürliche Outdoor Portraits ist der Brennweitenbereich von 35mm bis 85mm. Wieso?
Du wirst schnell die verzerrten Proportionen der Person im Bild bei einer Brennweite von 24mm bemerken. Hier musst du aufpassen nicht zu nah ranzugehen oder das Model am Bildrand zu positionieren. Ab 35mm wird es besser und du bekommst immer noch viel von der Kulisse außen herum aufs Bild.
Doch Achtung: du kannst nicht eine beliebig hohe Brennweite benutzen. Ich empfehle maximal 135mm. Darüber fällt mir das Bild wiederum zu statisch aus – besondere Blickwinkel von oben oder unten sind schwierig oder wirken weniger dramatisch. Auch die eigentliche Umgebung wird dann meist nur noch extrem verschwommen im Bokeh wiedergegeben. Ich kann also nur noch eingeschränkt den gewünschten Bezug zur Natur wiedergeben.
Am liebsten fotografiere ich deshalb mit dem 50mm Objektiv. Hier bekomme ich sowohl die Person proportional korrekt drauf, sowie auch etwas vom Umfeld. Ich kann noch mit interessanten Winkeln von oben oder unten experimentieren, dazu habe ich ein schönes Bokeh.
Die passende Kamera
Wo wir beim Thema Bokeh sind: Das ist die Bildunschärfe, die sich über den Hintergrund legt. Und besonders viel davon kann man davon mit einem Vollformatsensor erzeugen. Hier wird der Hintergrund meistens noch einen ticken “cremiger” als mit einer Kamera mit APS-C Sensor. Ideal also für die Portrait Fotografie. Alle Faktoren für mehr Unschärfe findest du im Beitrag “Wie du Tiefenunschärfe auch ohne Blende kontrollierst und lebendig einsetzt”.
“Für einen Ticken mehr Unschärfe so viel Geld ausgeben?” – je nachdem ob du mit der Fotografie auch wieder Geld verdienst musst du diese Frage für dich unterschiedlich beantworten. Ich selbst fotografiere auch oft mit meiner Fujifilm X-T2, die einen APS-C Sensor besitzt. Diese macht dafür sehr viel Spaß, lässt sich gut bedienen und legt bereits beim Fotografieren einen Filmlook über das Bild.
Was ist also wirklich die beste Portrait-Kamera? In erster Linie empfehle ich das Vollformat, am Ende ist der Unterschied zur APS-C in manchen Situationen nur sehr fein. Viel kann auch noch über die verwendete Optik erreicht werden. Man selbst, aber auch der Geldbeutel müssen sich einfach wohl fühlen.
Meine Empfehlungen gibt es gleich in der Link Liste. Im Zweifelsfall würde ich aber immer etwas mehr sparen und etwas kaufen, mit dem man länger glücklich ist. Bei Kameras und Optiken lege ich wert auf etwas hochwertiges, bei Zubehör kann man auch zu günstigen Alternativen greifen.
Sonstige Gadgets und Hilfsmittel
Neben der Kamera und dem Objektiv verwende ich noch weitere Hilfsmittel. Mein Reflektor ist eines davon. Er hilft bei Licht von oben oder bei Gegenlicht das Gesicht des Models besser auszuleuchten. Mit einer optimalen Positionierung bei Available Light kann dieser aber auch überflüssig werden.
Gerne verwende ich auch Dinge, die vor die Linse gehalten werden können, um Effekte in der Unschärfe zu erzielen. Dazu zählt mein heiß geliebtes Prisma. Dieses erzeugt durch Spiegelung der Umgebung interessante Effekte.
Liste von empfohlenem Equipment inkl. Verlinkungen:
Portrait Objektive von Sigma Art:
Schärfe ab Offenblende, kaum Farbsäume an Kanten. Die Bildqualität und Verarbeitung ist bei diesen Objektiven superb – der Fokus macht aber oftmals Probleme und muss erst justiert werden. Dennoch schlagen die Objektive meistens die Objektive vom Originalhersteller. An spiegellosen Kameras fokussieren die Objektive übrigens immer auf den Punkt. Es gibt den Anschluss für Canon, Nikon, Sony A- und E-Mount.
Gadgets und Hilfsmittel:
Diese Dinge können deine Portraits weiter verbessern.
- Delamax 5 in 1 Reflektor* – Gesicht und Model optimal mit natürlichem Licht aufhellen
- Glasprisma* – Interessante Effekte durch spiegelnde Umgebung und brechendes Licht (mind. 15cm Länge)
- Plexiglasscheibe* – Fotografieren durch eine Scheibe – der Klassiker jetzt auch zum Mitnehmen
- Kupferrohr* – Bringt den “Ring of Fire” bei Gegenlicht ins Bild (noch nicht getestet – einfach mal danach suchen)
Meine Lieblings Portrait Kamera:
- Sony Alpha 7 III* – Vollformatsensor, gute Low-Light Performance und fortschrittliches Fokussystem
5. So stellst du deine Kamera ein
Nachdem wir die Sache mit dem Equipment geklärt haben, will ich dazu kommen wie du dieses überhaupt einstellst. Ich empfehle erst einmal unabhängig von der Lichtsituation folgendes im Manuellen Modus der Kamera einzustellen:
- Verschlusszeit: mind. 1/200 Sekunde
- Blende: zwischen F2.0 und F2.8
Im nächsten Schritt wird dann der ISO Wert an das Umgebungslicht angepasst, so dass korrekt belichtet wird. Korrekt heißt nicht, dass der Belichtungsmesser der Kamera in der Mitte steht. Sondern dass dein Auge das Foto als gut befindet. Es sollten dennoch keine Bereich ausbrennen oder im Schwarz versumpfen.
Tipp: Für warme Portrait Farben bereits beim Shooting empfehle ich den Weißabgleich auf Schatten oder Wolkig zu stellen.
Für eine fortschrittliche und praktische Fokusmethode empfehle ich den Back Button Fokus. Was das ist und wie das genau funktioniert erfährst du im Artikel “Back Button Focus: Mit diesem Knopf fokussierst du einfach flexibler”. Zudem solltest du unbedingt meinen Fokus Guide lesen.
6. Massig Inspiration finden
Falls du noch keine konkrete Shooting Idee hast, wirst du glücklicherweise genug Inspiration finden. Meine erste Empfehlung ist hierbei Pinterest. Auf der Plattform pinnen Nutzer Fotos aus dem Internet auf Pinnwände. So entstehen Boards, die dir eine Menge Inspiration und ein Moodboard für dein Shooting liefern.
Auch ich bin hier aktiv und habe viele Pinnwände mit Inspiration zusammengestellt. Dazu kannst du dir die besten Tricks ebenfalls als Pin merken. Ich würde mich freuen wenn du mal vorbeischaust und mir dort folgst.
Das war Nummer eins für Inspiration. Seit letztem Shooting benutze ich auch immer wieder die Inspiracles Fotografie Inspirationskarten*. Hier ziehst du einfach eine Karte, wenn dir die Ideen ausgehen. Genaueres dazu gibt’s in meinem Blogbeitrag über die Inspiracles Karten (Werbung).
Ansonsten kannst du dich für Fotografie Ideen auch von einer Person an sich, der Location oder von Requisiten inspirieren lassen. So komme ich regelmäßig auf neue Ideen.
Zuletzt probiere aber auch ich immer wieder neue Beiträge und inspirierende Fotos zu liefern. Falls du noch nicht dabei bist möchte ich dich zu meinem kostenlosen Portrait E-Mail Kurs und Newsletter einladen. Dort bekommst du ca. alle 2 Wochen die besten Tricks zum Thema Portrait Fotografie.
7. Eine stimmige Bildgestaltung erzielen
Hier sind wir wieder beim Thema Bildgestaltung. Einem sehr sehr umfangreichen und oft nicht direkt greifbaren Thema. Hier gibt es leider keine so leichten Anweisungen wie z.B. der Kamera Einstellung. Deshalb möchte ich dir zu Beginn gleich meinen kompletten Beitrag zum Thema 7 Regeln für eine geniale Bildgestaltung verlinken.
Was du hier lernen wirst ist, dass du lernen musst in Formen zu sehen. Wie oben schon am Beispiel von den kahlen Ästen angesprochen werden alle Objekte in deinem Bild zu Formen. In diesem Fall werden z.B. Äste, Kanten, Geländer oder Bordsteine zu harten Linien. Achte genau darauf, wo diese Linien (wenn auch nur unscharf im Hintergrund) durch dein Foto laufen.
An diesem Beispiel siehst du, wie Objekte im Bild zu Formen werden:
Diese Formen und vorallem Harte Linien sollten dein Model nicht an ungünstigen Stellen schneiden oder tangieren. Vermeide vor allem dass der Kopf des Models vor einer unruhigen Stelle vom Hintergrund liegt.
Ansonsten kannst du dir im nächsten Schritt überlegen, wie du diese Linien für mehr Dynamik im Foto nutzt. Wie auch schon erwähnt können z.B. die Locken des Models oder wehende Haare im Wind auch als Linien betrachtet und eingesetzt werden.
Überlege dir auch ein ordentliches “Framing”, also wo du deinen Bildrand über die Kulisse legst. Welcher Ausschnitt vom Ort befindet sich auf dem Foto? Und wo wird das Model angeschnitten. Beim Model empfiehlt es sich die “Schnitte” des Bildrands nicht an Gelenken zu setzen.
Wieso das so ist und alle weiteren Tipps findest du im verlinkten Beitrag vom Anfang des Abschnitts. Hier noch ein paar Quicktipps:
- Schneide Personen nie an Gelenken
- Lass Linien nach unten aus dem Foto heraus zusammen laufen
- Sehe Unschärfe als Möglichkeit zur Gestaltung (vor allem im Vordergrund!)
- Dazu zählt auch die Möglichkeit eines Prismas oder Objekten vor der Linse
- Nutze harmonische Raster wie Goldenen Schnitt oder Zentralperspektive
8. Natürliche Model Posen entlocken
Ein natürliches Posing ist leichter gemacht als du vielleicht denkst. Gerne bremse ich auch meine Models, die vielleicht schon einmal mit einem anderen Fotografen geshootet haben etwas aus. Zu viel in die Haare fassen und rumspringen ist nicht immer gut und wirkt schnell gestellt.
Gerade in der Natur ist wie auch beim Styling und der Kleidung weniger einfach mehr. So lässt sich das Model besser mit der Umgebung verschmelzen. Stell dir immer vor, dass der Betrachter das Bild später als “stiller” Beobachter sehen soll. Und wenn niemand da ist (auch kein Fotograf), würde das Model so etwas ja auch nicht machen.
Deshalb erst einmal runter fahren. Im Nächsten Schritt befolgt ihr die Anweisungen aus meinem Beitrag über “Portrait Posen: 5 Posing Tipps für ungestellte Fotos”. Entschuldige bitte die ganzen Links, aber es sind einfach umfangreiche Themen die man nicht schnell in einem Absatz erklären kann. Das wichtigste will ich dir auch hier mitgeben:
Lass das Model asymmetrisch posen.
So wird die Haltung automatisch locker wirken. Das heißt, dass Symmetrien vermieden werden, bei dem z.B. beide Beine im selben Winkel stehen, oder beide Arme einfach schlaff auf beiden Seiten herunterhängen. Stattdessen solltest du Asymmetrie rein bringen und z.B. einen Arm anheben lassen. Oder ein Bein eindrehen. Oder das Gewicht nur auf ein Bein verlagern. Dadurch entsteht ein entspannteres Posen. Symmetrie wirkt oft einfach zu starr.
Tipp: Nicht immer musst du alles genau vorgeben, in welchem Winkel welches Körperteil gehalten wird. Probiere stattdessen auch mal einen Rahmen zu geben, in dem sich das Model dann selbstständig frei bewegt. Du trittst als Fotograf dann wie angesprochen zurück und wirst zum Beobachter.
9. Das Bild in der Nachbearbeitung vollenden
Der neunte und letzte Punkt dieser Reihe bildet die Nachbearbeitung. Diese spielt sich bei mir im Bereich von einer analog angehauchten Farbgebung wieder:
Farben müssen nicht 1:1 naturgemäß wiedergegeben werden – viel mehr sollen sie die gewünschte Stimmung unterstreichen. So können stark entsättigte Looks mit viel Kontrasten z.B. düster oder bedrohlich wirken. Hält man die Farben warm dagegen eher locker und fröhlich.
Wichtig sind hier – egal wie sehr man sich mit den restlichen Farben austobt – die Hauttöne. Diese sollten nach wie vor “gesund” aussehen. Ansonsten merkt der Betrachter schnell, dass hier etwas nicht stimmt.
Ich arbeite sowohl mit bestehenden Presets die ich stark modifiziere, eher aber mit meinen eigenen Farblooks. Für den Umgang mit anderen Presets muss natürlich immer ein bestimmtes Grundwissen vorausgehen. Ansonsten wird die Farbgebung schnell zum Zufallsexperiment. Mir ist dagegen schon beim Shooting klar, wie die Stimmung später sein soll.
Hier ein Vorher-Nachher vom Farblook:
Generell entsteht der Farblook in drei Sektionen in Lightroom: den Gradationskurven, den HSL Einstellungen und der Teiltonung. In den Gradationskurven solltest du dich mit den Einzelkurven auseinander setzen. Anschließend legst du noch fest, welche Sättigung, Farbton und Helligkeit einzelne Farb- bzw. Bildbereiche besitzen. So kannst du z.B. Haut- und Grüntöne noch feiner definieren.
Die komplette Bearbeitung würde auch hier den Rahmen sprengen.
Du willst von A bis Z erfahren, wie du stimmungsvolle Farblooks erstellst und auch Lightroom im Detail verstehst um perfekt mit Presets zu arbeiten? Dann empfehle ich dir meine THO Lightroom Presets, die es aktuell gratis mit dem kompletten Farben Meistern Lightroom Videotraining gibt. Hier nehme ich dich ausgehend vom RAW mit und erkläre jede Lightroom Sektion im Detail und was du dort einstellen musst. Dazu hast du mit den fertigen Presets einen guten Startpunkt für tolle Farblooks.
Fazit
Wie du siehst gibt es für gelungene Natur Portraits eine Menge zu beachten. Auch wenn ähnliche Bilder vorher im Moodboard noch so simpel ausgesehen haben.
Ein kleiner Trost ist aber schon in den Punkten erkennbar: Nur einer der neun Punkte dreht sich um die Ausrüstung. Das heißt die anderen acht können auch ohne große finanzielle Mittel oder gar kostenlos bewerkstelligt werden. Am Ende steht ein gutes Motiv und Ausführung über allem. Hochwertige Ausrüstung ist dann nur noch das i-Tüpfelchen in Sachen Schärfe, Bokeh und Bildqualität.
So muss eben alles ineinander greifen. Schon ein einziger veränderter oder verfehlter Faktor kann das Bild ruinieren: Das passende Model mit dem richtigen Styling muss zur richtigen Uhrzeit am richtigen Ort mit gutem Licht fotografiert werden.
Du hast in diesem Beitrag wirklich sehr viel über meine Arbeitsweise erfahren. Wenn diese Tipps für dich nützlich waren, will ich an dieser Stelle zwingend noch einmal in Eigenwerbung auf mein Available Light Fibel E-Book verweisen. Hier hast du diese und noch viele weitere Techniken für geniale Available Light Portraits in einem Buch. Dazu gibt es eine Checkliste zum Ausdrucken, die dir direkt beim Shooting bei Posing, Umgang mit Licht und allem weiteren helfen wird.
Nun bist du dran: Welche Technik hilft dir am meisten, um Outdoor Portraits zu fotografieren? Habe ich eine vergessen oder stimmst du mit mir überein? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Ich werde zuerst üben dann kommen die Fragen
Hallo Markus,
Du schreibst “Unter F2.0 kann es allerdings schwierig werden, die Schärfeebene richtig auf das Model zu legen.” Da gebe ich Dir recht, habe mich bei einem F1.8 50 mm-Objektiv auch schon mehrfach über die geringe “Trefferquote” gewundert, vor allem, wenn man aus der Hand fotografiert, was man bei Portraits ja in der Regel macht. Ich nutze dann beim Autofokus statt “One Shot” gerne “Servo”, so regelt die Kamera den Autofokus permanent nach und die Chance steigt, dass er dann bei einer Bildserie auch mindestens einmal genau auf dem Auge liegt. Schließlich hält man die Kamera ja nie ganz ruhig und verschwenkt sie permanent ein Stück.
LG
Stefan