Systemkameras mit Wechselobjektiv haben gegenüber Kameras mit fest verbauter Optik einen enormen Vorteil: Durch Wechsel des Objektivs kannst du deine Kamera auf die unterschiedlichsten Aufnahmesituationen und Motive anpassen.
Doch welches Objektiv solltest du kaufen? Ja, die Auswahl ist riesig. Doch keine Sorge, ich zeige dir gleich, worauf es ankommt. Nach dieser Objektiv Kaufberatung wirst du wissen, Linse am besten für dich und deine Fotografie geeignet ist.
So gibt es für jedes Szenario das perfekte Objektiv. Im Grunde unterscheiden sich die Objektive durch folgende Dinge:
- Brennweite – Welchen Bildwinkel / Zoomstufe besitzt das Objektiv?
- Maximale Blendenöffnung – Wie viel Licht kann maximal auf einmal in die Kamera? Wie wenig Schärfentiefe kann es produzieren?
Natürlich gibt es noch mehr Dinge (wie z.B. auch die maximale Naheinstellgrenze, Größe, Gewicht, etc.), die die Objektive je nach Zweck ausmachen. Doch ich will es in diesem Beitrag einfach halten.
Daher gebe ich gleich einen Überblick, welche Objektive sich für welche Aufnahmebereiche am besten eignen. Falls du noch keine Kamera besitzt, solltest du zuerst meine Kamera Kaufberatung lesen.
Falls du auf der Suche nach Objektiven für die Sony Alpha 6000 Kameraserie bist, findest du hier einen separaten Beitrag. Wenn du nach Sony Vollformat Objektiven suchst, empfehle ich den Ratgeber über Sony Alpha 7 Objektive.
Inhaltsverzeichnis
Objektiv Kaufberatung – Tabelle der besten Empfehlungen
Bevor wir ins Detail gehen, will ich dir einen Überblick meiner Empfehlungen für dein jeweiliges Kamerasystem zeigen.
Falls du eine APS-C Kamera nutzt, musst du den jeweiligen Crop-Faktor beachten.
Günstige Festbrennweiten für den Einstieg
Festbrennweiten (Fortgeschritten & Profi)
Zoom Objektive (Fortgeschritten & Profi)
Um die Übersichtlichkeit zu wahren, kann ich nicht von jedem Hersteller alle Objektive auflisten. Dennoch gibt es auch für andere Hersteller- und Anschlüsse entsprechende Alternativen, die du hier findest:
Falls für dein System verfügbar (Canon EF, Nikon F, Sony A & E, Pentax) und du etwas mehr Gewicht verträgst, gilt auch den Sigma Art Objektiven eine besondere Empfehlung:
Bevor es losgeht: Die Sache mit dem Cropfaktor
Du wirst dieses Wort schon ein paar mal gehört oder gelesen haben: Cropfaktor.
Ihn zu verstehen ist wichtig, um das richtige Objektiv für deine Kamera zu finden. Denn: Nicht alle Kamera Sensoren sind gleich groß.
Der Standard, auf den sich alle Brennweiten Angeben in Millimeter beziehen, ist das Vollformat. Hier hat man symbolisch den Cropfaktor x1.
Nun gibt es noch den Micro Four Thirds Sensor, der nur halb so groß wie Vollformat ist. Dieser zeigt also nur die Hälfte von dem, was das Objektiv eigentlich liefern würde. Durch dieses »Abschneiden« zoomt man automatisch ins Bild hinein. Da es sich hier um die Hälfte der Fläche von Vollformat handelt, muss man alle Brennweiten um den Cropfaktor x2 multiplizieren.
Am weitesten verbreitet ist wohl der APS-C Sensor. Hierbei wird zur Umrechnung der Cropfaktor x1,5 verwendet.
Beispiel eines 50mm Objektivs auf verschiedenen Sensorgrößen:
- 50mm Objektiv auf Vollformat (x1) entspricht 50mm
- 50mm Objektiv auf APS-C Sensor (x1,5) entspricht 75mm
- 50mm Objektiv auf MFT-Sensor (x2) entspricht 100mm
Somit nun noch einmal der Hinweis: Alle Bezeichnungen der Brennweiten beziehen sich in diesem Beitrag auf die Vollformat Größe. Falls du eine Mittelformat, APS-C oder Micro Four Thirds Kamera besitzt, muss sowohl Brennweite, als auch Blende mit dem Cropfaktor multipliziert werden. Erst durch diese Umrechnung ins sog. Vollformatäquivalent werden die Werte vergleichbar.
Mehr Informationen findest du im Beitrag über Crop Faktor und Brennweiten Umrechnung.
Welche Brennweite brauche ich für welchen Zweck?
Die Brennweite gibt umgangssprachlich an, wie weit das Objektiv »herangezoomt« ist. Je kleiner die Brennweite ist (z.B. 20mm), desto mehr bekomme ich aufs Bild. Genauer gesagt beschreibt die Brennweite auch den Winkel, den eine Optik einfangen kann. Daher nennt man Objektive mit solchen niedrigen Brennweiten auch Weitwinkel.
Je größer die Brennweite ist, desto näher bildet das Objektiv das Motiv ab.
Mit einer hohen Brennweite (z.B. 200mm), kann ich Dinge in der Ferne größer abbilden. Das wird möglich, weil eben nur ein sehr kleiner Bildwinkel eingefangen wird.
Für Porträts sind v.a. folgende Nebeneffekte der Brennweite interessant:
Je höher die Brennweite, desto höher wird der Unschärferadius und desto weicher wird der unscharfe Hintergrund. Je kleiner die Brennweite, desto stärker werden Körperproportionen bei gleich großer Abbildung verzerrt.
Welche Brennweite oder Objektiv am Ende das richtige ist, ist wie Kuchen backen. Verschiedene Zutaten führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Dem einen schmeckt es so, dem anderen vielleicht nicht. Detaillierte Infos dazu, welche Brennweite du nehmen solltest, findest du hier:
Jetzt inkl. KI-Retusche Kit sichern!
Im Folgenden gebe ich eine Einschätzung, für was die Objektive hauptsächlich ihre Verwendung finden. Das heißt nicht, dass diese dann eisern vorgeschrieben ist. Grundsätzlich kann man auch mit untypischen Brennweiten in “nicht vorgesehenen” Bereichen experimentieren. Und wird dann vielleicht mit einzigartigen Fotos belohnt (oder auch nicht…).
Ultraweitwinkel (8mm – 23mm)
Diese Objektive haben den größten Bildwinkel. Dazu gehören auch Objektive wie Fisheye und Co. Diese Objektive bilden mit einem sehr starken Effekt ab. Die Realität wird so auf den Bildern relativ verzerrt wiedergegeben. Das wird z.B. an gewölbten Linien sichtbar, die in Natura eigentlich gerade verlaufen.
Geht man mit dem Ultraweitwinkel zu nah an Personen heran, so erscheint die Nase oder der Arm gerne mal riesig im Vergleich zum eigentlichen Gesicht. Vorsicht ist geboten.
Ideal sind diese Objektive, um z.B. kleine Innenräume sehr groß wirken zu lassen. Oder auch als Vlog-Objektiv, um sich selbst aus einer Armlänge Abstand mit viel Umgebung zu zeigen. Gerne werden sie auch für Landschaften oder Architektur verwendet.
Weitwinkel (24mm – 35mm)
Auch mit Objektiven im normalen Weitwinkel Bereich bildet man noch einen sehr großen Winkel auf dem Foto ab. Sie werden daher ebenfalls oft für Landschaften verwendet. Doch auch Porträts sind ab dieser Brennweite mit etwas Vorsicht schon gut möglich. Man benötigt aber etwas Feingefühl und Erfahrung, um Proportionen nicht unnatürlich oder gar ablenkend in Szene zu setzen.
Der Reiz beim Weitwinkel-Porträt liegt in der Möglichkeit, die Umgebung eindrucksvoll zu inszenieren. Bei Reportagen kann man durch Weitwinkel Fotos einen Überblick geben, wo sich der Betrachter gerade überhaupt befindet oder um was es geht.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass z.B. 35mm Objektive sehr gute Allrounder sind. Man kann mit ihnen auch sehr gut Reportagen, aber auch Portraits fotografieren. Das behalten wir für die Empfehlungen später mal im Hinterkopf.
Der Vorteil wie auch bei Ultraweitwinkel-Objektiven: Es bedarf für den Einsatz dieser Objektive kaum Platz. Die Objektive können damit sowohl außen, als auch innen eingesetzt werden.
Ein besonders toller Effekt ist, dass das Mittendrin-Gefühl sehr gut rauskommt (was im Moment der Aufnahme auch der Wahrheit entspricht). Dadurch, dass der Hintergrund optisch weiter weg als beim Tele erscheint, erhält man mit Weitwinkel Objektiven auch einen sehr räumlichen und dynamischen Effekt.
Normalbereich (36mm – 84mm)
Je weiter man sich der 50mm Brennweite annähert, desto natürlicher wirkt das Bild. Das liegt daran, da unsere Wahrnehmung mit den Augen in etwa einem 50mm Objektiv entspricht: Nicht zu nah, nicht zu weit weg. Störende Weitwinkel Verzerrungen verschwinden. Dadurch muss man sich oft weniger Gedanken machen.
Nicht umsonst lag analogen Kameras damals nicht selten ein 50mm Objektiv bei.
Da solche Objektive dem natürlichen Sehen entsprechen und kaum Verzerrungen zeigen, können sie neben Portraits auch sehr flexibel für Reportagen und Streetfotografie eingesetzt werden.
Durch den steigenden Unschärferadius erscheint auch das Bokeh ab dieser Brennweite schon sehr voll und weich. Man erhält eine gute Separation vom Model zum Hintergrund.
Teleobjektiv (85mm – 200mm)
Angefangen bei leichten Telebrennweiten wie 85mm geht es noch weiter zu vollen Telebrennweiten wie 135mm oder 200mm.
Durch solche Objektive kann man weit entfernte Objekte “näher” heranholen. Das liegt daran, dass diese Objektive nur einen sehr kleinen Winkel abbilden.
Insgesamt hat sich das 85mm Objektiv als Porträt-Linse schlechthin eingebürgert. Durch die wachsende Brennweite erhält man eine schöne Hintergrund Kompression. Dadurch rückt der Hintergrund optisch näher ans Motiv heran. Durch den höheren Unschärferadius wird das Model optisch noch besser von der Umgebung separiert. Das Bokeh erscheint satter als bei Weitwinkel- und Normalbrennweiten. Unproportionale Abbildungen der Körperteile verschwinden.
Doch je weiter man nun Richtung 200mm geht, desto flacher wird die Abbildung dann auch wieder. Das ist quasi das andere Extrem ausgehend vom Weitwinkel. Hier lässt sich bei Personen beobachten, wie z.B. der optische Abstand zu den Ohren schwindet und diese scheinbar immer weiter nach vorne verlagert werden.
Auch Hersteller reagieren auf den Wunsch des 85mm Porträt Objektivs. Dadurch werden diese auch gerne mit überdurchschnittlich guten Offenblenden ausgestattet. Wie z.B. das Fujifilm 56mm 1.2 (APS-C) oder das Canon 85mm 1.2 (RF).
Damit findet man hier viele Objektive, die vorwiegend für Portraitaufnahmen konzipiert wurden. Die Besonderheit ist hier, dass man auch Ganzkörperaufnahmen mit Freistellung bewerkstelligen kann. Durch den hohen Zoomfaktor kann man aber auch Reportagen und Sportaufnahmen realisieren, bei denen man etwas Abstand halten muss.
Dennoch wirken solche Bilder teilweise etwas distanziert und beobachterisch. Der “Mittendrin-Effekt” vom Weitwinkel verschwindet. Stattdessen werden Personen oft sehr von der Umgebung isoliert, da der Hintergrund mitunter sehr stark verwischt. Oft will man das, manchmal aber auch nicht.
Super-Teleobjektiv (> 200mm)
Zur Vollständigkeit noch die Super-Teleobjektive. Mit der extrem hohen Brennweite verschwimmt die Hintergrundunschärfe noch mehr. Durch den extrem großen und schweren Formfaktor sowie sehr geringen Bildwinkel, sind diese Objektive (ähnlich wie die Ultraweitwinkel) eher exotische Objektive.
Ihren Einsatz finden die Objektive vor allem in der Sport- und Tier- bzw. Wildlife Fotografie.
Ergänzung: Brennweiten im Vergleich
Im Folgenden Video habe ich schon einmal Brennweiten von 24mm bis 85mm miteinander in der Bildwirkung verglichen:
Welche maximale Offenblende brauche ich?
Je kleiner der maximal mögliche Blendenwert ist (z.B. F1.4), desto mehr Licht kann auf einmal in die Kamera gelangen.
Daraus resultieren diese Vorteile:
- Bessere Bildqualität bei wenig Licht, da der ISO-Wert nicht gleich erhöht werden muss
- Durch mehr Lichtstärke sind kürzere Verschlusszeiten bei selbem ISO-Wert möglich
- Eine kleine Blendenzahl sorgt für eine geringe Schärfentiefe und zaubert einen unscharfen Hintergrund
Da Fotografie immer eine dreidimensionale Kulisse auf zwei Dimensionen bannt, ist eine geringe Schärfentiefe einer der letzten Wege, um Räumlichkeit darzustellen. Sprich: Durch einen unscharfen Vorder- oder Hintergrund kann man Fotos lebendiger wirken lassen. Oder auch störende Elemente im Hintergrund einfach ausblenden.
Deshalb erachte ich diesen Wert gerade bei Porträts und Reportage als sehr wichtig.
Die besten in der Praxis verwendbaren Objektive mit Autofokus besitzen aktuell einen maximalen Blendenwert von F1.2.
Der Haken: Diese Objektive sind in der Regel extrem groß, schwer und teuer. Das gilt meistens auch für die gängigen F1.4 Objektive.
F1.8 Objektive können dagegen wesentlich kleiner und leichter konstruiert werden. Und auch der Preis fällt in der Regel moderater aus. Am Ende kommt es auf das jeweilige System und die gewünschte Brennweite an, was das Herstellerangebot an Objektiven zu bieten hat.
Qualitätseigenschaften von Objektiven
Im Grunde kann man davon ausgehen, dass mit steigender Größe und Preis neben der besseren Offenblende auch eine bessere Abbildungsleistung geboten wird. Das ist nicht immer so, aber immer öfter.
Meistens bekommt man (gerade bei optischen Produkten) am Ende das, was man bezahlt. Wer etwas Motivation zum sparen braucht, dem empfehle ich meinen “Ist es das wirklich Wert?”-Beitrag.
Dennoch braucht nicht jeder gleich ein F1.2er Objektiv. Es kommt eben auf den Anwendungszweck an und ob man professionell oder zum Spaß fotografiert.
Doch wodurch zeichnen sich die Objektive nun eigentlich aus?
- Haptik und Bedienung: Das Objektiv fühlt sich in der Hand gut an, die Kamera ist ausbalanciert und die Bedienung macht Spaß
- Maximale Offenblende
- Autofokus Geschwindigkeit, Treffsicherheit und Lautstärke
- Bildschärfe (Zentrum und Rand)
- Bildkontrast
- Mikrokontrast
- Chromatische Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten)
- Verzeichnung (optische “Verzerrung”)
- Vignettierung (Abdunkelung zum Bildrand hin)
- Qualität vom Bokeh (wie schön bildet das Objektive unscharfe Bildbereiche ab?)
Das sind die wichtigsten Eigenschaften. Die schlechte Nachricht wie eben angedeutet:
Ein Objektiv, dass all diese Sachen perfekt meistert, ist sehr teuer und wiegt gefühlt zwei Tonnen.
Die gute Nachricht: Je nach Einsatzgebiet und persönlicher Präferenz muss das Objektiv keine eierlegende Wollmilchsau sein. Es muss am Ende nicht alles können.
Für Porträts ist z.B. eine sehr gute (nicht übertriebene) Schärfe im Bildzentrum ausreichend. Schärfe bis in die Bildecken sind nicht ganz so wichtig, da diese sowieso meistens in der Unschärfe liegen. Dazu die Fähigkeit, möglichst viel weiches Bokeh ohne starke chromatische Aberrationen abzubilden.
Dagegen kommt es z.B. bei Landschaften nicht so sehr auf eine hohe Offenblende oder Bokeh an. Stattdessen möchte man die beste Bildqualität und Schärfe bis an die Bildränder. Die fehlende Lichtstärke kann hier mitunter durch eine längere Verschlusszeit auf dem Stativ ausgeglichen werden.
Bei Reportage- oder Reisefotografie verzichtet man dagegen lieber auf das letzte Fünkchen Bildqualität. Stattdessen ist man froh, wenn die Kameraausrüstung möglichst leicht und unauffällig bleibt.
Stell dir die Frage: Was willst du fotografieren und was brauchst du dafür?
Zoom Objektiv oder Festbrennweite kaufen?
Die eierlegende Wollmilchsau wäre also ein 500g Objektiv, das alle genannten Aspekte perfekt meistert, eine durchgehende Blende F1.2 besitzt und von 24mm – 200mm zoomen kann.
Das gibt es leider nicht. Stattdessen muss man eben immer abwägen. Und genauso ist das bei der Frage, ob man ein Zoom Objektiv oder Festbrennweite kaufen sollte.
Zoom Objektive bieten den Vorteil, einen oft recht großen Brennweiten Bereich ohne Objektivwechsel oder Zweitobjektiv abdecken zu können. So sind z.B. 24-105mm F4.0 Objektive verbreitet.
Der Nachteil von Zoom Objektiven: Die maximale Offenblende und Bildqualität auf jeder Brennweite ist in der Regel schlechter, als bei einer Festbrennweite bei selber Brennweite.
Eine höhere Offenblende oder mehr Bildqualität geht immer mit Kompromissen einher. Wenn man z.B. statt dem 24-105mm 4.0 Objektiv lieber eines mit F2.8 hätte, verringert sich die Brennweite auf 24-70mm. Diese Zahlenkombinationen sind übrigens alles Brennweitenbereiche, die sich in der Praxis durchsetzen konnten.
Da ich bei der Portrait Fotografie eigentlich kaum Flexibilität, aber auf jeden Fall eine maximale Offenblende unter F2.0 möchte, setze ich auf Festbrennweiten.
Eine Festbrennweite bietet dazu in der Regel eine sehr gute Abbildungsleistung gegenüber dem Zoom Objektiv. Dazu meist auch einen Charakter im Bildlook. Einfach gesagt: Mit einer Festbrennweite sieht alles irgendwie schöner aus.
Ein weiterer Vorteil kann auch die Einschränkung sein, nicht einfach Zoomen zu können. Dadurch muss man näher ans Motiv heran und setzt sich dadurch etwas mehr damit auseinander.
Ein Zoom Objektiv bietet sich dagegen für Situationen an, bei denen man sehr flexibel sein muss, das Gepäck leicht halten will und keine Zeit hat, die Optik zu wechseln. Oder es die Umstände (wie Sand, Staub, Schmutz in der Luft) nicht erlauben. Auch benötigt man nicht immer eine maximale Offenblende.
Solche Situationen für Zoom Objektive sind also möglicherweise Reisen, Landschaften, Reportagen, Sportfotografie und evtl. Tierfotografie.
Alle Bereiche kann man aber theoretisch auch mit einer Festbrennweite bewerkstelligen. Wenn auch nicht so flexibel, dafür aber mit mehr Bildqualität und schönerem Look. Wie du siehst, ist es ein endloser Zwist.
Am Ende bin ich aber über eine Festbrennweite immer dankbarer.
Clever und nachhaltig investieren
Diesen Punkt habe ich auch schon in meiner Kamera Kaufberatung angesprochen. Bei einigen Herstellern (z.B. Sony E und Nikon Z) besitzen APS-C und Vollformat Kameras den selben Objektiv Anschluss.
Eigentlich kauft man für den kleineren APS-C Sensor nun entsprechend kleine Objektive, die sich aber später nicht auf dem größeren Vollformat weiterverwenden lassen. Dadurch schmeißt man bei einem eventuellen nachträglichen Wechsel viele Euros weg.
Die Überlegung wäre stattdessen, einfach von Beginn darauf zu achten, dass man Vollformat Objektive bereits für die APS-C Kamera kauft. Glas veraltet weniger schnell, als die schnelllebigen Kameragehäuse. Sie lassen sich theoretisch gerne mal 10 Jahre und länger verwenden.
Damals habe ich so z.B. auch für meine erste Canon EOS 500D statt den APS-C eigenen EF-S Objektiven gleich die vollformatfähigen EF Objektive gekauft. Beim Wechsel auf die Canon EOS 5DIII konnte ich diese einfach weiterverwenden.
Nachteil: Vollformat Objektive sind auf der APS-C Kamera anfangs teilweise klobig und etwas teurer. Das kommt aber wieder auf den Hersteller und die entsprechende Objektivauswahl an. Oft gibt es bezahlbare Objektive, die auch am APS-C Gehäuse nicht zu groß werden.
Die besten Objektiv Kombinationen
Was soll ich mir nun anschaffen? Das kommt wie gesagt auf den jeweiligen Aufnahmezweck und Vorhaben an. Generell empfehle ich vorrangig auf Festbrennweiten zu gehen. Normalerweise wird man als Fotograf mit 2-3 Festbrennweiten die allermeisten Vorhaben abdecken können.
Empfehlung: Leg dir einen Plan zurecht, mindestens zwei Festbrennweiten zu kaufen. Statt das erstbeste und günstigste Objektiv zu kaufen, solltest du überlegen, was du langfristig wirklich brauchst. Meist ist das eine Kombination aus Weitwinkel und einer Brennweite im Standard- bis Telebereich.
Folgende Kombinationen für diverse Anwendungen empfehle ich (wenn nichts dabei steht, sind die mm-Angaben eindeutig auf Vollformat bezogen):
Der gelegentliche Knippser (günstige Empfehlung für Anfänger)
Du willst alles, was das Privatleben täglich zeigt festhalten? Hin und wieder eine Reportage ohne viel Objektivwechsel fotografieren? Und bei Porträts mit einem tollen Bildlook überzeugen?
Dann empfehle ich die Kombination von einem Zoom Objektiv (kann auch das Kit Objektiv sein) und einer lichtstarken Normalbrennweite.
Variante 1:
- 24-70mm F2.8
- 35mm oder 50mm 1.8
Variante 2 – für APS-C Besitzer:
- 18-55mm Kit Objektiv
- 24mm oder 35mm 1.8
Mit dieser Kombination kann man locker erste Reportagen und Porträt-Fotoshootings durchführen. Dieser Kombination gilt auch meine absolute Empfehlung für den Anfang. Vorausgesetzt man möchte oder kann langfristig nicht das Geld für eine zweite Festbrennweite aufbringen. Das Zoom Objektiv könnte je nach Budget auch beim beiliegenden 18-55mm Kit Objektiv belassen werden.
Der Porträt Fotograf
In diesem Bereich möchte man gesunde Proportionen, ausreichend Schärfe und ein weiches Bokeh abbilden. Aber auch etwas Abwechslung ins Spiel bringen. Daher empfehle ich eine geschickte Kombination aus leichtem Weitwinkel und leichtem Teleobjektiv. Wenn man später noch Budget für ein drittes Objektiv hat, könnte man auch überlegen, noch auf eine Normalbrennweite zu gehen (ist aber manchmal auch überflüssig). Ich empfehle hier jeweils die lichtstarke F1.4er Variante zu wählen. Notfalls kann das 85mm auch als F1.8 gekauft werden, da man hier im Nahbereich sowieso etwas abblenden muss.
Empfehlung für Portrait-Kombination:
- 35mm 1.4
- 85mm 1.4
Einen umfangreichen Einblick erhältst du auch in meinem Beitrag über das beste Portrait Objektiv.
Der Reportage Fotograf
Auf Reportagen will man schnell zwischen verschiedenen Brennweiten wechseln. Wenn du zwei Kameragehäuse hast, würde ich zwei Festbrennweiten nehmen. Wenn nicht, erweist sich ein Zoom Objektiv als praktischer. Man will auf jeden Fall eine Kombination aus Weitwinkel und einer Optik im Normal- bis Telebereich.
Da man hier die Kamera in der Regel lange umhängen hat, empfehle ich etwas leichtere Objektive zu wählen. Daher ist auch F1.8 in Ordnung.
Falls du in dunkleren Szenarien fotografieren willst, sind 1.4 Objektiv dennoch empfehlenswert.
Variante 1 – geeignet für kleinere Räume:
- 24mm 1.8
- 50mm 1.8
Variante 2 – geeignet für größere Räume:
- 35mm 1.8
- 85mm 1.8
Variante 3 – Zoom mit nur einer Kamera:
- 24-70mm F2.8
Canon RF bietet aktuell auch ein 28-70mm F2.0 Objektiv, das für Reportage mit einer Kamera sehr praktisch sein dürfte.
Der Landschaftsfotograf
Landschaften möchte man meist weitwinklig abbilden. Eine hohe Offenblende wird nicht benötigt, wodurch auch Zoom Objektive eine gute Figur machen.
Variante 1 – reiner Weitwinkel:
- 16-35mm
Variante 2 – mit etwas Zoom:
- 16-35mm
- 24-70mm
Variante 3 – Festbrennweiten:
- 20mm oder 24mm 1.8
- 35mm oder 50mm 1.8
Hin und wieder entdeckt man auch Fotografen, die z.B. in den Bergen mit einem Teleobjektiv fotografieren. Dadurch kann man z.B. nah an einen Gipfel oder Felsformation zoomen, die man auf dem Weitwinkel gar nicht erkennen würde. Daher sollte man auch bei Landschaften nicht immer nur an Ultraweitwinkel denken.
Der Reisefotograf
Wenn ich selbst auf Reisen bin, möchte ich nicht viel schleppen. Und trotzdem alles fotografieren können, was vor die Linse kommt. Sowohl innen, als auch außen. Hier empfehle ich eine bis maximal zwei Linsen mitzunehmen. Falls für dein System vorhanden, am besten auch mal schauen, für welche Brennweiten es eventuell ein Pancake Objektiv gibt.
Variante 1:
- 24mm 1.8
- 50mm 1.8
Variante 2:
- 28mm 2.0
Variante 3:
- 24-70mm F2.8
Variante 4:
Selbes gilt hier wie auch bei Landschaften: Hin und wieder möchte man vielleicht auch mal eine Kulisse mit einem Teleobjektiv einfangen. Auf meiner Safari in Südafrika hätte ich mir auch ein 200mm Objektive gewünscht. Allerdings hatte ich keine Lust, das Gewicht mitzuschleppen und wollte meinen Rucksack lieber leicht halten.
- 16-35mm 2.8
Der Vlogger / Content Creator
Als Vlogger will man sich, als auch die Umgebung von einer Armlänge aus zeigen. Dafür wird ein Ultraweitwinkel benötigt, also eine maximale Brennweite von 20mm. Für abwechslungsreichen Content würde ich dann noch eine Normalbrennweite für die universale Verwendung hinzunehmen. So sind auch Fotos mit schöner Hintergrundfreistellung, sowie Portraits möglich. Da man meistens unterwegs ist, reichen die F1.8 Varianten für mehr Mobilität.
Variante 1:
- 20mm 1.8
- 50mm 1.8
Fazit und Empfehlung: Welches Objektiv kaufen?
Jede Situation erfordert einen anderen Blickwinkel, Bildwirkung oder Abstand zum Motiv. Und dazu ist auch die Lichtmenge an jedem Ort anders. Je nachdem, und auch ob der Hintergrund unscharf gestaltet werden soll, wird neben den unterschiedlichen Brennweiten auch jeweils eine andere Offenblende benötigt.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es wie gesagt nicht. Und am Ende ist es auch noch der eigene Geschmack, der zählt.
Grundlegend kann man mit einem klassischen 24-70mm F2.8 sogut wie alles abdecken.
Ich empfehle dazu allerdings immer mindestens noch eine Festbrennweite, da hier der Spaß an der Fotografie in meinen Augen erst los geht.
Wenn man nicht das Budget für eine der genannten 2-Objektiv-Kombis hat, dann erhält man mit 35mm wohl die universellste Brennweite. Auch 50mm sind ein schöner Kompromiss, aber weniger gut für Innenräume.
Bedenke auch, dass nicht jede Optik eisern ihren vorgeschrieben Zweck hat. Wer mutig ist, kann auch mit einem Weitwinkel mal ein cooles Porträt schießen. Oder mit einem Teleobjektiv eine epische Landschaft aus der Ferne abbilden. Es gibt keine Regeln. Das alles sind nur Empfehlungen.
Tipp: Um dich einfacher zu entscheiden, kannst du auch einfach auf einem Zoom Objektiv eine bestimmte Brennweite anwählen und mit Klebeband fixieren. Anschließend fotografierst du auf dieser einen Brennweite mindestens eine Woche. Danach weißt du, wie du mit einer Festbrennweite zurecht kommen würdest. Achte dabei auf ein Klebeband, das keine Rückstände hinterlässt. Ich übernehme keine Garantie für bleibende Klebespuren.
Meine Objektiv Erfahrungsberichte
Glaube keinen Aussagen, die du nicht selbst gefälscht hast. In diesem Sinne noch eine Auflistung meiner Test Beiträge über Objektive, die ich mir selbst schon genauer ansehen konnte:
Sony
Lerne in 7 Tagen auf Details zu achten und stimmige Porträts zu fotografieren.
Du beherrschst die Grundlagen der Fotografie und kannst deine Kamera bedienen. Wirklich sehenswerte Porträts kommen am Ende aber nicht heraus? Oder es sieht vor Ort beim Fotoshooting immer ganz gut aus - aber zuhause am Rechner entdeckst du wieder Fehler im Bild?
Um richtig gute Porträts zu fotografieren musst du deinen fotografischen Blick ausprägen. Im kostenlosen Portrait Email-Kurs trainieren wir deinen Blick für entscheidende Bilddetails. Ich zeige dir jeden Tag eine Lektion mit 2-3 Kniffen, mit denen du deine Porträts ab dem nächsten Fotoshooting verbesserst. Trage dich jetzt wie über 7200 Personen in den Newsletter ein und du erhalte den Kurs mit weiteren nützlichen Tricks und Angeboten. Du kannst dich jederzeit wieder abmelden.
Hallo, sehr viel Info und schöner Beitrag.
Ich bin am liebsten mit nur einer Festbrennweite unterwegs, Info auf meiner HP.
z.B. mit Carl Zeiss 32mm F1.8 für Fujifilm, Qualität und Bild Look ist ein Traum.
Grüße aus dem Schwarzwald Jens.
Vielen Dank für deine interessanten Beiträge. Ich werde jetzt neu in die Fotografie einsteigen und habe mich nach langem Lesen für die Sony Alpha 6400 mit Standart-Kit entschieden. Mein Ziel ist Urlaubsfotografie und Portraitaufnahmen. Zu dem Standartobjeltiv möchte ich mir erstmal eine Festbrennweite kaufen. Später dann noch ein besseres Zoom-Objektiv, denke ich. das mit dem Krop-Faktor habe ich verstanden. Jedoch empfehlen manche das 35mm Objektiv und andere sagen das 50mm ist das Must have für Portraits. Was würdest du als Fotografie Anfängen nehmen?
Hi Kevin,
ein 50mm 1.8 ist durch den günstigen Preis am Anfang sehr verlockend. Mit dem Crop-Faktor könnten diese aber dann etwas zu lange werden. Ich könnte mir vorstellen, dass du anfangs mit einem 35mm Objektiv auf der APS-C Kamera besser zurecht kommst. So hast du dann effektiv nur minimal über 50mm Brennweite.
Viele Grüße,
Markus
Hallo Markus,
besitze eine Nikon Z 6 II, fotografiere hauptsächlich Landschaften, kann mich nicht entscheiden zwischen Nikkor Z 20 oder 24 mm (f 1,8), kannst Du mir einen Rat geben, viele Grüße Ralf
Hallo Ralf,
leider lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten – im Grunde ist es eine Geschmackssache und du kannst mit beiden guten Ergebnisse erzielen. Vielleicht hast du die Möglichkeit, z.B. über ein Zoom Objektiv oder Objektiv von einem Bekannten (eventuell auch über eine andere Kamera) die 24mm Brennweite zu testen. Falls dir diese zu nah ist, wäre vielleicht doch eher das 20mm etwas. Andernfalls siehst du, wie du zurecht kommst.
Viele Grüße,
Markus
Jetzt inkl. Checkliste sichern!
Hallo Markus,
ich habe bisher mit einer Canon 600D fotografiert, jetzt wird es aber langsam Zeit für etwas Neues. Dein Artikel hat mir sehr weitergeholfen und mich inspiriert und doch kann ich mich nicht recht entscheiden. Ich fotografiere vor allem draußen und unterwegs, gerne aber auch mal in Bewegung, seien es Tiere oder Kinder. Aufgrund des Gewichts (und etwas günstigeren Preises) tendiere ich zur Fuji X-T3 oder T4 aber bezüglich eines Objektivs kann ich mich leider gar nicht entscheiden, da ich bisher viel mit einem 100mm 2.8 Vollformat Objektiv auf meiner APS-C Canon fotografiert habe, was mir allerdings tendenziell auch etwas zu viel war. Hast du eine Empfehlung für mich, vielleicht insbesondere was die Sportfotografie angeht?
Viele Grüße
Christina
Hallo Christina,
das geringere Gewicht ist ein Grund für APS-C, der Preis ist bei Fujifilm aber oft genauso hoch wie für eine Vollformatkamera. Wenn du mit Teleobjektiven arbeitest, hast du dennoch oft noch den Crop-Bonus und etwas mehr Nähe mit der APS-C. Dein 100mm Objektiv ist an APS-C circa ein 150mm Objektiv. Für Sport ist oft auch ein Zoom relativ praktisch, da man flexibler ist. So etwas wie ein 70-200mm 2.8 (oder eben das Äquivalent davon) klingt hier nach einer Möglichkeit. Wenn es lichtstärker sein soll und Zoom nicht so wichtig ist, könntest du auch etwas um 50mm-80mm auf APS-C kaufen. Dann kommst du effektiv bei circa 75mm – 120mm raus.
VG
Markus
Hi,
ich gehe gerade den umgekehrten Weg, wieso teuer kaufen und nicht wiederverwerten.
Sprich ich fotografiere fast ausschließlich mit alten analogen Objektiven, die teileweise für 1€ ersteigert wurden. Die machen auch Bilder. Die Limitierung bei mir ist mein Kopf, ich muss erst einmal lernen gute Bilder zu machen, danach die Ausrüstung und nicht umgekehrt.
LG Bernhard
Hallo Bernhard,
ich habe auch einige Objektive aus analogen Zeiten im Kameraschrank. Wenn man die Zeit für die manuellen Focus hat und auf den Bildlook steht – warum nicht. Die Brennweiten Kombinationen aus dem Artikel kann man ja trotzdem anwenden. Ich selbst möchte an meiner modernen Kamera (gerade an der Sony mit dem Augen AF) auch Autofokus und teilweise auch etwas mehr Korrektur der Linsen. Heißt aber nicht, dass man nicht auch mal analoge Linsen probieren sollte.
Viele Grüße,
Markus
Guter Überblick, allerdings fehlt bei Sony auf jeden Fall noch das FE 35 f1.8 in der Liste (es ist schon deutlich länger auf dem Markt, als das in der Liste enthaltene Tamron 70-180.
Weitere Anregung wäre noch eine Spalte für Sony APS-C (ähnlich wie für Fuji).
Servus Reinhard,
danke für die ergänzenden Vorschläge. Ich werde mal sehen wie ich das einbringen kann, ohne komplett zu verwirren.
Viele Grüße,
Markus